Samstag, 27. Juli 2024

Rezension: „Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler

Die Uhrmacher der Königin - Ralf H. Dorweiler
Quelle: Lübbe
„Die Uhrmacher der Königin“ von Ralf H. Dorweiler ist ein historischer Roman, der die Geschichte von zwei Brüdern erzählt, die als Uhrmacher nach London gehen, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. Erschienen ist der Roman im Januar 2022 bei Lübbe. 

Schwarzwald, 1841: Nach einem Streit in der Familie entscheiden sich die beiden Faller-Brüder, Johannes und Ernst, ins Uhrenland zu ziehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen. Beide sind in einer Uhrmacher-Familie aufgewachsen und haben dort das Handwerk erlernt. Doch die Reise und die erste Zeit in London stellen sich als ernste Herausforderung für die beiden Brüder dar. Sie begegnen der jungen Sophia, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder als Helferin in der Not erweist und die ihnen letztendlich einen Auftrag vermittelt, der die beiden Uhrmacher sogar in die Nähe Königin Victorias bringt. 

Der Titel und Klappentext haben mich neugierig auf das Buch gemacht. Über die Uhrmacherkunst hatte ich bisher noch kein Buch gelesen und bei längerem Nachdenken, fand ich mechanische Uhren irgendwie faszinierend. Ich bin schnell in das Buch und die Geschichte reingekommen. Der Schreibstil lässt sich gut lesen und ich konnte mir die Schauplätze des Romanes gut vorstellen. 
Der Roman zeichnet den Werdegang der beiden Brüder nach und erzählt von ihrer Kindheit, der Reise nach London und der ersten beschwerlichen Zeit in ihrer neuen Heimat. Als weiteren großen Handlungsstrang haben wir Sophias Geschichte, die jung ihre Mutter verliert und auf der Suche nach einem Betrüger ist. Als kleinere Nebengeschichten sind das Leben von Königin Victoria und zwei Malerbrüder in die Geschichte mit eingebaut. Grundsätzlich für mich eine gute Mischung, wäre da nicht der offizielle Klappentext des Buches, den ich bewusst oben nicht genutzt habe. 

Samstag, 20. Juli 2024

Rezension: „The Liar‘s Knot“ von M. A. Carrick

Quelle: Orbit
„The Liar‘s Knot“ von M. A. Carrick ist der zweite Band der „Rook & Rose“-Trilogie, in der es um ebenjene Helden Rook and Rose geht, die Nadezra vom Unheil befreien wollen, dass diese Stadt beherrscht. Erschienen im Dezember 2021 bei Orbit. Die Reihe erscheint diesen Sommer auf Deutsch beim Panini Verlag. Dort ist es dann die „Rabe & Rose“-Trilogie. 

Die Zerstörung von Haus Indestor hat nicht die gewünschte Reinigung Nadezras mit sich gebracht. Noch immer wabert die Dunkelheit durch seine Straßen. Man muss nur genauer hinschauen. In diesem Knoten aus unzähligen Intrigen und Lügen finden sich Derossi Vargo, Grey Serrado und Ren wieder, deren Schicksal auf verschlungenen Pfaden miteinander verbunden ist. In diesem Band werden sie auf harte Proben gestellt und müssen über sich hinauswachsen, um mehr über die Geheimnisse Nadezras zu erfahren. 

Das ist eine Reihe, bei der man wirklich dran bleiben muss. Obwohl es am Anfang des Buches eine Zusammenfassung gibt, hatte ich doch ein wenig meine Schwierigkeiten wieder reinzukommen, weil es in dieser Reihe so viele Personen gibt und es eben viel um Lügen und Intrigen geht, die irgendwie auch auseinandergehalten werden müssen. 
Das Autorenduo, das diese Reihe schreibt, hat sich eine sehr komplexe Welt ausgedacht, die an Kulturen aus unserer Welt angelehnt ist. Es gibt eigene Bezeichnungen für die Tageszeiten, es gibt unterschiedliche Völker und Religionen. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Arm und Reich. Die Adeligen haben wiederum auch nochmal unterschiedliche Bezeichnungen, je nachdem wie hoch diese in der Rangfolge stehen. Es wurde sich auch eine Geschichte der Stadt Nadezra ausgedacht, die die Ereignisse der Handlung im Buch beeinflusst. Es ist alles sehr komplex und entsprechend ist es auch nicht ganz so einfach dadurch zu steigen. 
Der Spannungsbogen baut sich kontinuierlich auf. Es fängt recht ruhig an und ich musste mich erstmal wieder zurechtfinden und schauen, welche Änderungen die Ereignisse aus dem vorherigen Band gebracht haben. Interessant fand ich hier, dass hier teilweise Informationen sehr lapidar eingestreut wurden und deren Enthüllung ich mir etwas spektakulärer vorgestellt hatte. Es gibt hier grundsätzlich viel zwischen den Zeilen, wo ich etwas ahne, aber nicht genau den Finger drauf legen kann. Die Vergangenheit Vargos und The Rooks spielt hier eine entscheidende Rolle und so habe ich hierzu Einiges erfahren. 

Samstag, 13. Juli 2024

Rezension: „Lindy Girls“ von Anne Stern

Quelle: Aufbau Verlage
„Lindy Girls“ von Anne Stern spielt 1928 in Berlin und erzählt von den Tanzgruppen, die zu Charleston tanzten und in Tanzpalästen auftraten. Erschienen ist der Roman im November 2023 im Aufbau Verlag. 

Der Charleston ist im Berlin der ausgehenden 20er Jahre stark im kommen als die Choreografin Wally ihre Tanzgruppe gründet. Mit den „Lindy Girls“ möchte sie sich ihren Traum erfüllen und in den großen Tanzpalästen auftreten. Frauen aus den unterschiedlichsten Schichten kommen in ihrer Tanzgruppe zusammen, wie z.B. die Fabrikarbeiterin Alice, die in prekären Verhältnissen lebt oder auch die Industriellentochter Thea, die von zu Hause flieht, um nicht zu heiraten. Der Weg der Frauen ist kein einfacher, denn obwohl Frauen mehr Rechte haben, so ist die Unterhaltungsbranche noch immer von Männern dominiert. 

Anne Stern wird bei mir wahrscheinlich für den Rest meines Lebens mit dem Berlin der 20er Jahre und der Weimarer Republik verbunden sein. Auch hier verbindet die Autorin wieder ganz unterschiedliche Schicksale miteinander und lässt so eine vergangene Zeit wieder auferstehen. 
Zur Einstimmung habe ich in die Playlist am Anfang des Buches reingehört. Sehr passend, weil es zu einem großen Teil ums Tanzen und den Charleston geht. Es sind allerdings auch Jazz und Tango-Stücke enthalten. 
Ich bin gut reingekommen und Anne Stern hat wieder einmal die Nuancen der Zeit wunderbar eingefangen. Thematisch konzentriert es sich auf andere Aspekte der Weimarer Republik als die Fräulein Gold-Reihe, aber es gibt auch Überschneidungen. So ist die Arbeit im Büro als Sekretärin sehr präsent oder es gibt einen Gigolo in seiner ursprünglichen Bedeutung. Ich habe ein Sachbuch zu der Zeit gelesen, daher wusste ich davon, aber ich mochte es sehr wie es in diesem Roman, dann zum Leben erweckt wurde. 

Samstag, 6. Juli 2024

Rezension: „Meer Mord - Kutter, Küsten und Kanaillen“ - Herausgeber Manfred Ertel

Quelle: Ellert & Richter
„Meer Mord - Kutter, Küsten und Kanaillen“ herausgegeben von MAnfred Ertel ist eine Krimi-Anthologie, die im Juni 2024 im Ellert & Richter Verlag erschienen ist. Es geht um Kriminalfälle, die allesamt an oder in der Nordsee stattfinden. Ein Euro pro Buch wird an die Seenotretter gestiftet. Einer Organisation, die allen Autor*innen am Herzen liegt. 

Klappentext vom Buchrücken übernommen: 
Menschen stürzen von Kreuzfahrtschiffen, Leichen treiben in der Elbe oder neben führerlosen Segelbooten. Rauschgiftkartelle nutzen die Meere und ihre Häfen für ihre todbringende Frachten, Piraten kapern kleine Schiffe und große Pötte. Ein dänischer Tüftler bringt in einem selbstgebauten U-Boot eine Journalistin um und versenkt die Leichenteile verstreut auf dem Grund der Ostsee. 
Immer Meer Mord. 
Nirgendwo ist das perfekte Verbrechen so einfach wie auf hoher See. Zwei Drittel der Erdoberfläche bestehen aus Wasser. Der allergrößte Teil der internationalen Gewässer ist weitgehend rechtsfreier Raum. In vielen Fällen keiner nationalen Strafjustiz unterworfen. Und wenn doch, gibt es nachts auf menschenleeren Decks keine Zeugen oder die Wellen verschlucken Opfer und Beweise. Lagern sie in unendlicher Tiefe. Oder erweichen jede Beweiskraft. Geplant werden die Verbrechen meist an Land. In Häfen, an romantischen Stränden, in menschenleeren Buchten. Was liegt näher als eine Anthologie mit maritimen Kurzgeschichten – rund um Kutter, Küsten und Kanaillen. 

Samstag, 18. Mai 2024

Rezension: „Florentia - Im Glanz der Medici“ von Noah Martin

"Florentia - Im Glanz der Medici" von Noah Martin
Quelle: Dromer-Knaur
In „Florentia - Im Glanz der Medici“ von Noah Martin geht es um die Familie Medici und die Pazzi-Verschwörung. Erschienen ist der Roman im März 2023 bei Droemer. 

Florenz 1469: Noch ist Lorenzo de Medici der erstgeborene Sohn in einer extrem reichen Bankiersfamilie sowie der kommende Herrscher von Florenz. Die ganze Stadt ist dabei als er heiratet und so auch sein jüngerer Bruder Giuliano, die Malerin Fioretta Gorini und der noch unbekannte Künstler Leonardo Da Vinci. Ihr Schicksal wird in den kommenden Jahren eng miteinander verbunden sein. Auf der Suche nach ihrem Platz werden sie Zeuge im Spiel um die Macht. Immer wieder wird Florenz und insbesondere die Familie Medici bedroht. Politik, Intrigen und Verrat sind ein ständiger Begleiter. Den Feinden der Medici ist jedes Mittel recht - auch Mord. 

Ich hatte das Buch schon länger hier und nach der Nominierung für den Homer Literaturpreis dachte ich mir, dass es endlich Zeit wird diesen Roman zu lesen. 
Der Einstieg ist gut gelungen. Mir wurde Zeit gegeben die Protagonisten kennenzulernen und mich in der Ausgangslage zurechtzufinden. Während des Lesens hatte ich meist ein lebendiges Kopfkino. Die beschriebenen Orte konnte ich mir gut vorstellen. Das Italien der Renaissance-Zeit wird mit Florenz, Rom, Mailand und der Kunst zum Leben erweckt. 
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass wir einen umfangreichen Einblick in die Ereignisse bekommen. Die Familie Medici bildet hierbei den Mittelpunkt, allerdings spielt auch die Kunst eine recht große Rolle. Ich mochte diese Mischung sehr gern und diese hat einen wesentlichen Anteil daran, dass mir das Buch so gut gefallen hat. Nur Politik und Intrigen wäre mir auf Dauer wohl zu trocken geworden. 

Samstag, 11. Mai 2024

Rezension: „Was Populisten wollen“ von Marcel Lewandowsky

"Was Populisten wollen" - Marcel Lewandowsky
Quelle: Kiepenheuer & Witsch
Marcel Lewandowsky hat mit „Was Populisten wollen - Wie sie die Gesellschaft herausfordern - und wie man ihnen begegnen sollte“ ein Sachbuch zum Thema Populismus vorgelegt. Erschienen ist das Buch im Mai 2024 bei Kiepenheuer & Witsch. 

Populismus, insbesondere der Rechtspopulismus, scheinen unaufhaltsam auf dem Vormarsch zu sein. Giorgia Meloni in Italien, Donald Trump in den USA oder auch Victor Orban in Ungarn sind nur einige Namen. Bisherige Gegenstrategien scheinen kaum Wirkung zu zeigen. Marcel Lewandowsky ist Politikwissenschaftler und befasst sich in diesem Buch ausführlich mit dem Thema. Er klärt über die Grundlagen der Ideologie auf, zeigt die Methoden der Rechtspopulisten und analysiert wer die Wähler dieser Parteien sind. Im abschließenden Kapitel geht der Autor auf Gegenstrategien ein, die auf mehreren Ebenen funktionieren. Auch Beispiele aus dem In- und Ausland werden genannt. 

Auf Marcel Lewandosky wurde ich aufmerksam durch Twitch. Dort war er im Format „nachsitzen“ auf dem Kanal von WildMics zu sehen. Seitdem folge ich ihm und bin so dann auch auf dieses Buch aufmerksam geworden. 
Dies ist nicht mein erstes Sachbuch zum Thema Populismus und Demokratie. Ich besitze daher schon ein gewisses Vorwissen. Ich empfand dieses Buch allerdings grundsätzlich als recht ausführlich, von daher kann es denke ich durchaus auch als Einstieg genutzt werden. Ich würde allerdings vermuten, dass man sich danach noch weiter mit bestimmten Aspekten im Buch auseinandersetzen möchte. 
Marcel Lewandowski behandelt unterschiedliche Aspekte von Populismus und fängt hier mit dem Demokratieverständnis der Populisten an. Dabei werden auch grundsätzliche Begriffe erklärt und die kleinen Nuancen, die etwas populistisch werden lassen. Das hat mir gut gefallen, denn ich empfinde den Grat manchmal als recht klein und das wurde hier gut erfasst. Auch die Spannungsfelder, die unsere Demokratie aushalten muss, werden gut erklärt. 
In den weiteren Kapiteln geht es um den Begriff des Volkes, die Inszenierung des Populismus, wie Populisten das System verändern, wenn sie an der Macht sind und wer die Wähler*innen sind. Durch das gesamte Buch ziehen sich konkrete Beispiele und ich merke schon jetzt, dass ich Populismus noch besser erkenne. Dies empfinde ich als eine große Stärke des Buches. 

Samstag, 13. April 2024

Rezension: „Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen“ von Anne Stern

FRäulein Gold - Die Stunde der Frauen von Anne Stern
Quelle: Rowohlt
„Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen“ ist der 4. Band rund um die Hebamme Hulda Gold. In diesem Band geht um die Geschichte eines geheimnisvollen Bildes und eine Liebe über Standesgrenzen hinweg. Erschienen ist der Roman im November 2021 bei Rowohlt Polaris. 

Berlin, 1925: Hulda Gold arbeitet weiterhin in der Frauenklinik Mitte und ist zwischenzeitlich zur leitenden Hebamme aufgestiegen. Sie konnte sich einige Freiheiten erkämpfen und darf die ein oder andere Geburt ohne andere Ärzte durchführen und auch sonst kämpft sie für die Belange der Schwangeren. 
Privat ist Hulda mit dem jungen Arzt Johann Wenckow verbandelt. Dieser stammt aus der Villengegend Frohnau. Eine ganz andere Welt, in der sie sich nicht immer wohlfühlt und dann ist da auch noch Johanns Vater, der mit der Verbindung seines Sohnes zu ihr so überhaupt nicht gutheißen kann. 
Auf einem Fest bei einer adeligen Familie begegnet Hulda einer jungen Hausangestellten, die in Schwierigkeiten geraten ist. Ein Bild ist verschwunden und das Geheimnis dieses Bildes soll Hulda nicht so schnell loslassen. 

Bis zum Erscheinen des 7. Bandes im Dezember möchte ich alle bisher erschienen Bücher dieser Reihe gelesen haben. Nachdem ich Band 4 nun beendet habe, fehlen noch 2. 
Der Prolog mit dem Maler und der Schauspielerin als Modell hat sofort neugierig gemacht und zu Spekulationen angeregt, worum es in diesem Buch gehen könnte. Die anschließenden Kapitel haben mich umgehend in die Geschichte gezogen und ich war froh wieder in Huldas Welt und den 20er Jahren der Weimarer Republik eintauchen zu dürfen. 
Ich bin immer sehr gespannt darauf, was sich denn zum vorherigen Band verändert hat. Auf Hulda bezogen ist das diesmal nicht so extrem wie im vorherigen Band. Sie arbeitet weiterhin in der Frauenklinik, hat allerdings mehr Verantwortung übernommen und ist leitende Hebamme und somit eine Respektsperson, die mittlerweile 30 Jahre alt ist. An Berts Zeitungskiosk am Winterfeldplatz erfahren wir immer ein wenig zur politischen Lage der Zeit und auch diesmal ist klar, dass sich die Gefahr durch die Nazis vergrößert hat. Ich bekomme da immer eine Gänsehaut. Sicher auch weil ich weiß was kommen wird. Darüber hinaus behandelt der Roman noch weitere Themen, u.a. Abtreibung und den Paragrafen 218. Geburten und die Probleme der Schwangeren spielen weiterhin eine große Rolle.