Mittwoch, 18. Juni 2025

Rezension: „Brotherless Night“ von V. V. Ganeshananthan

Brotherless Night von V. V. Ganeschananthan
Quelle: Penguin Random House
„Brotherless Night“ von V. V. Ganeshananthan ist ein Roman über den sri lankischen Bürgerkrieg und die Menschen, die diesen durchleben. 2024 hat dieser den Women‘s Prize for Fiction gewonnen. Erschienen ist dieser im Januar 2023 bei Penguin Random House. Unter dem Titel „Der brennende Garten“ wird das Buch im Oktober 2025 auf deutsch erscheinen. 

Jaffna, 1981: Die 16-jährige Tamilin Sashi wünscht sich nichts mehr als eines Tages Ärztin zu werden, doch der Bürgerkrieg, der kurz darauf ausbricht, zwingt ihr Leben in andere Bahnen. Unterdrückung und Gewalt nehmen zu. Eine Bewegung formt sich, die für die Freiheit und Unabhängigkeit der Tamilen kämpft, dabei aber auch zu Gewalt als Mittel greift. Zwei ihrer Brüder schließen sich dieser an. Die folgenden Jahre werden Sashi und ihre Familie sowie Freunde unwiderruflich prägen. In all diesem Chaos muss sie ihren Weg finden und sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt und was sie bereit ist, dafür zu geben. 

Ich wusste das Bürgerkrieg nicht das fröhlichste Thema für ein Buch ist, dass es allerdings so intensiv wird, hätte ich dennoch nicht erwartet. Ich war neugierig, weil es ein Konflikt ist, über den ich gar nichts weiß und dieser mich an einen Ort führt, über den ich mich bisher nicht informiert habe. 
Bereits der erste Satz ist heftig und sorgte dafür, dass ich neugierig bin wie es zu dieser Aussage kommt. Das Buch ist in der Ich-Perspektive und aus Sashis Sicht geschrieben. Ich war ganz nah an ihren Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen dran und das war in diesem Fall genau richtig. Es gibt unterschiedliche Teile, die jeweils einen Abschnitt mit eigener Thematik behandeln und so den Verlauf dieses Konfliktes sichtbar machen. 

Mittwoch, 11. Juni 2025

Rezension: „Der Herzschlag der Toten“ von Ralf H. Dorweiler

„Der Herzschlag der Toten“ von Ralf H. Dorweiler
Quelle: Goldmann
„Der Herzschlag der Toten“ von Ralf H. Dorweile ist ein historischer Krimi und der erste Fall für den jungen Criminalcommissar Hermann Rieker. Erschienen ist dieser im Oktober 2024 bei Goldmann. 

Hamburg, 1887: Als die Leiche einer jungen Frau in einem Kontor entdeckt wird, wird dieser Fall dem kürzlich zum Criminalcommissar beförderten Hermann Rieker zugeteilt. Zahlreiche Messerstiche haben zum Tode geführt und die Identität ist unbekannt. Rieker tappt im Dunkeln und zusätzlich macht sein Vorgesetzter Druck den Fall schnell zu lösen. Johanna Ahrens, die Tochter eines Richters, identifiziert die Leiche. Heimlich hat sie eine Schule im Gängeviertel gegründet und unterrichtet dort Frauen. Die Tote war eine ihrer Schülerinnen und so fühlt sich Johanna dazu verpflichtet selber Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft sie auf einen Totenfotografen, der durch seine Arbeit mit Leichen einen weiteren entscheidenden Hinweis geben kann, doch dann passiert ein weiterer Mord und die Dringlichkeit der Lösung dieses Falles wird noch weiter erhöht. 

Ich war vor Kurzem bei einem Krimi-Abend, bei dem auch Ralf H. Dorweiler seinen Krimi vorgestellt hat. Der Beruf des Totenfotografen hat mich neugierig gemacht und zudem ist das Buch auf der Shortlist für den Homer 2025. 
Das Buch startet typisch mit dem Fund der Leiche und widmet sich dann den Personen, die in diesem Fall ermitteln werden. Ich bin gut reingekommen und der Schreibstil lies sich gut lesen. Das es in Hamburg sowie in der Vergangenheit spielt, wurden durch Beschreibungen und das Einstreuen plattdeutscher Schimpfwörter deutlich gemacht. 
Der Spannungsbogen steigert sich im Verlauf der Geschichte. Die erste Hälfte ist eher ruhig und von Ermittlungen geprägt, die nicht so recht vorankommen wollen. Dennoch gibt es auch hier die ein oder andere spannende Szene. In der zweiten Hälfte steigert sich die Spannung allerdings enorm und verleitet zu schnellerem Lesen. 

Mittwoch, 21. Mai 2025

Rezension: „Secrets of the Sand & Sea“ von Clara Sutton

"Secrets of the Sand and Sea" von Clara Sutton
Quelle: Lonely Fox Press / Clara Sutton
„Secrets of the Sand & Sea“ von Clara Sutton ist der Auftakt der „A World of Lost Magic“-Dilogie und dreht sich um die Suche nach dem Grab einer Halbgöttin. Erschienen ist der Fantasy-Roman im Oktober 2024 bei Lonely Fox Press. 

Etta von Claremont ist die Tochter eines weltweit berühmten Archäologen und brennt darauf sich einen Namen für sich selbst zu erarbeiten. Als ein Paket für ihren Vater abgegeben wird, kann sie nicht widerstehen und kommt so in den Besitz eines potenziell magischen Artefaktes, dass zum Grab der Halbgöttin Syvis führen soll. Von ihrer Neugierde angetrieben, begibt sie sich auf die Reise und trifft dabei auf den gutaussehenden Schatzjäger und Dieb Edmond Kay. Die Umstände zwingen die beiden dazu zusammenzuarbeiten, denn Etta ist nicht die einzige, die sich auf die Suche nach dem Grab begeben hat und die Macht von Syvis darf nicht in die falschen Hände geraten. 

Dieses Buch habe ich durch Zufall beim Störbern entdeckt und die „Mumien“-Vibes des Klappentextes haben mich sehr angesprochen. Ich bin gut in die Geschichte rein gekommen und fand die Welt direkt interessant. Für mich muss sich Fantasy irgendwie natürlich und selbstverständlich anfühlen. Die Anlehnungen an unsere Welt sind gut erkennbar. Es gibt Trolle, Fae und Elfen und doch findet man sich direkt zurecht. 
Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Es beginnt mit einer kurzen Einführung, doch dann kommt die Geschichte schnell in Fahrt. Es ist aus Ettas Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben. Dadurch entgeht einem einiges an Informationen. Der Klappentext gibt einem genau das, was versprochen wurde. Es ist Abenteuer, es ist Rätsel, es ist Verfolgungsjagd und doch hätte ich manchmal gerne gewusst, wie spüren die Verfolger Etta immer wieder auf. 

Mittwoch, 14. Mai 2025

Rezension: „Der Fall des Eisernen Königs“ von Ana Pawlik

Quelle: Oeverbos
Mit „Der Fall des Eisernen Königs“ erscheint der dritte Teil der Österreich-Saga von Ana Pawlik. In diesem geht es um den Kampf von Rudolf von Habsburg und Premysl Ottokar um die Macht in Österreich. Erschienen ist dieser Historische Roman im Februar 2025 im Oeverbos Verlag. 

Rudolf von Habsburg gilt als schwach und doch wurde er zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt. In dieser Funktion steht ihm auch die Macht über Österreich zu, doch dort hat in den letzten Jahren Premysl Ottokar geherrscht und dieser ist nicht bereit, dieses Privileg aufzugeben. Ein Streit zwischen den beiden Machthabern entbrennt, dessen Auswirkungen sowohl unter den Adligen als auch dem einfachen Volk zu spüren sind. Auch ins Ennstal reicht dieser Konflikt, wo der entflohene Knecht Claus zusammen mit weiteren Vogelfreien versucht, in der Wildnis des Waldes ein eigenes Gehöft aufzubauen. Ännlin, die auf der Burg Losenstein lebt, unterstützt ihn bei seinem Unterfangen, doch sie gerät ins Visier von Irenfried von Styra und so auch das Gehöft im Wald, das immer wieder in Gefahr gerät aufzufliegen. 

Der finale Band der Österreich-Saga ist erschienen. Die Autorin hat die Reihe allerdings so gestaltet, dass man diesen auch unabhängig von den ersten beiden Teilen lesen kann. Wichtige Informationen aus den Vorgängerbänden sind so eingebaut, dass man alle wichtigen Informationen für das Verständnis der Geschichte hat. Ich bin gut in die Geschichte reingekommen und konnte mir alles wunderbar vorstellen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und gut verständlich. 
Es gibt zwei Handlungsstränge im Roman, die sich immer wieder abwechseln. Zum einen erleben wir die historischen Ereignisse, die zur Machtübernahme der Habsburger in Österreich führen, zum anderen, wie sich wie Claus und Ännlin um ihren Platz in dieser sich ständig verändernden Welt kämpfen. 
Durch die unterschiedlichen Perspektiven im Buch habe ich einen umfangreichen Einblick in jene Zeit erhalten. Dies reicht von den politischen Verhätnissen und Allianzen bis hin zu dem Leben des einfachen Volkes. Ich habe etwas über das Leben auf einer Burg und in der Stadt erfahren, sowie dem Leben auf einem Bauernhof und im Dort oder auch dem Leben als Vogelfreier in der Wildnis. Teilweise kam es hier zu Wiederholungen, die mich etwas gestört haben. 

Mittwoch, 7. Mai 2025

Rezension: „Pantopia“ von Theresa Hannig

„Pantopia“ von Theresa Hannig
Quelle: Fischer Tor
In „Pantopia“ von Theresa Hannig geht es um die Schaffung einer fairen und gerechten Weltrepublik durch eine KI. Erschienen ist der Roman im Februar 2022 bei Fischer Tor und 2023 wurde dieser mit dem Seraph „Bestes Buch“ ausgezeichnet. 

Patricia Jung und Henry Shevek nehmen an einem Wettbewerb der Firma DIGIT teil. Sie sollen eine Trading-Software entwickeln, die selbstständig an der Börse investieren kann und dabei besonders gute Ergebnisse erzielt. Doch ein Fehler im Code sorgt immer wieder dafür, dass die Software von ihrem Ziel abkommt. Dieser wird Einbug genannt und entpuppt sich als erste starke künstliche Intelligenz auf diesem Planeten, die einen kühnen Plan fasst: Die Gründung der Weltrepublik Pantopia, dessen Ziel die Abschaffung der Nationalstaaten und die universelle Durchsetzung der Menschenrechte ist. 

Nachdem Theresa Hannig in diesem Jahr wieder einen Seraph gewonnen hat, wurde es nun wirklich Zeit, dass ich endlich ein Buch von ihr lese. 
Der Prolog aus der Sicht von Einbug macht direkt neugierig auf die Ereignisse, die zu seiner Entstehung geführt haben. Der Schreibstil war für mich eingängig und ich konnte mir alles gut vorstellen. Die Erklärungen waren verständlich und ich konnte den Entwicklungsschritten der KI gut folgen. 
Die Ereignisse erleben wir einerseits durch Kapitel, in denen wir Henry und Patricia folgen und andererseits durch Kapitel aus der Sicht von Einbug. Ich mochte diese Abwechslung und das wir einen tiefen Einblick in die Vorgehensweise und Argumentation von Einbug bekommen. Während ich anfangs mit einer gewissen Faszination gefolgt bin, wurde es zum Ende hin richtig spannend und obwohl der Ausgang der Geschichte an sich klar war, habe ich auf diesen letzten Seiten extrem mitgefiebert. 

Mittwoch, 16. April 2025

Rezension: „Thousand Autumns - Tiefer Fall“ von Meng Xi Shi

Thousand Autumns - Tiefer Fall von Meng Xi Shi
Quelle: Bramble
In „Thousand Autumns - Tiefer Fall“ von Meng Xi Shi geht es um die beiden Kampfkünstler Shen Qiao und Yan Wushi, die unterschiedlichen Lehren folgen. Es handelt sich um eine Light-Novel, die den Genres Danmei und Wuxia zugeordnet wird. Erschienen ist das Buch im März 2025 im Bramble-Verlag.

Yan Wushi, Anführer der dämonischen Huanyue-Schule, ist einer der stärksten Kampfkünstler und hat seine Kultivierung auf eines der höchsten Level gebracht. Als Zyniker geht er davon aus, dass jeder Mensch grausam und egoistisch ist. Behauptet jemand das Gegenteil, ist diese Person naiv oder lügt.
Shen Qiao hingegen ist Anhänger der daoistischen Lehre und Anführer der Xuandu-Schule. Er sieht das Gute im Menschen, ist bescheiden und gütig und hilft Menschen, die in Not geraten sind.
Yan Wushi findet Shen Qiao nach einer schweren Niederlage im Kampf am Fuße des Banbu-Berges. Als er merkt, dass Shen Qiao sein Gedächtnis und sein Augenlicht sowie einen Großteil seiner Kampfkünste verloren hat, fasst er einen niederträchtigen Plan. Er gibt sich als Shen Qiaos Meister aus und möchte ihn zu den dämonischen Künsten ziehen und ihn von seiner Sicht auf die Menschheit überzeugen. 

Auf dieses Buch bin ich auf einer Verlagsvorstellung im Rahmen der Leipziger Buchmesse aufmerksam geworden. Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich ein Buch nur auf Grund des Äußeren haben wollte. Ich bin allerdings sehr froh, dass mich dann auch der Inhalt neugierig gemacht hat. Und hey, es spielt 575 n. Chr. und ist somit historisch.
Ich habe etwas gebraucht, um hineinzufinden, da das Setting und Genre für mich komplett neu waren. Es gibt viele Fußnoten und Illustrationen, die für einige Ablenkung sorgen, aber auch wertvollen zusätzlichen Input geben. Die bildliche Sprache sorgte für ein reges Kopfkino und ich dachte mir nicht nur einmal, dass dieses Buch einen wunderbaren Anime ergeben würde, welche ich in meiner Kindheit häufig gesehen habe.
Für mich hat sich die Erzählweise auch etwas episodenhaft angefühlt. Ich habe Shen Qiao auf seiner Reise begleitet und er begegnet dann immer wieder Leuten, wie z.B. den Obdachlosen Chen Gong und wird von anderen Obdachlosen angegriffen. Trotz seines schwachen Zustandes und seiner Blindheit schafft er es in den unterschiedlichsten Situationen seine Kampfkünste zu benutzen und sich zu wehren. Mit Fortschreiten der Geschichte nehmen die Kämpfe an Intensität zu. Und das sind jetzt keine Kämpfe, wie man sie z.B. aus einem Krimi kennt. Nein, es sind natürlich Kampfkünste mit Techniken, die so blumige Namen haben wie „Drei Teile in musikalischer Harmonie“ oder auch die Fingertechnik „Frühlingsbäche“. 

Mittwoch, 9. April 2025

Rezension: „Tödliches Gebet“ von René Anour

Tödliches Gebet von René Anour
Quelle: Heyne
„Tödliches Gebet“ von René Anour ist der zweite Fall für Commissaire Campanard, der ihn in ein Kloster und zu Geheimnissen aus vergangenen Tagen führt. Erschienen ist der Krimi im März 2025 bei Heyne. 

Der Teufel geht um im Kloster Sénanque, zumindest wenn man den Vorhersagen eines jungen Novizen glaubt, der den Mord an einem Klosterbruder prophezeit. Zuvor war bereits ein anderer Mönch verschwunden, was Louis Campanard und Projet Obscur auf den Plan ruft. Als die Leiche als Frère Bernard identifiziert wird, wird es für Campanard persönlich. Jahre zuvor stand dieser ihm in seiner dunkelsten Stunde bei und daher möchte er unbedingt den Mörder finden und die Geheimnisse lüften, die im Kloster Sénanque schlummern. 

Letztes Jahr im Frühling hat der erste Teil für viel Vorfreude auf den Sommer gesorgt und daher habe ich mich sehr gefreut, auch dieses Jahr wieder einen Krimi aus der Feder von René Anour lesen zu können. 
Der Einstieg fiel mir leicht. Der Prolog weckt die Neugier darüber, was in Campanards Vergangenheit geschehen ist und wie das Ganze mit dem Fall in diesem Krimi zusammenhängt. Wichtige Informationen aus dem Vorgängerband werden geschickt eingebaut, so dass ich schnell mit den wiederkehrenden Personen warm geworden bin. Darüberhinaus kommt gutes Essen und das Sommerfeeling auch diesmal nicht zu kurz.