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| Quelle: Rowohlt |
Berlin, 1930: Hulda arbeitet noch immer in der Mütterberatungsstelle, wo sie beratend den Müttern und Frauen zur Seite steht. Die anhaltende Wirtschaftskrise macht sich immer deutlicher bemerkbar und die politische Stabilität ist in Gefahr. Im Dunstkreis einer Schwangeren, die sie betreut, stößt sie auf ein junges Mädchen, das in Schweirigkeiten zu sein scheint. Jutta war Teil einer Jugendgruppe, doch nach der letzten Party, wird ihr Schwarm und Anführer der Truppe, tot am Ufer der Havel aufgefunden. Hulda spürt sofort, dass sie etwas verheimlicht und das mehr hinter der Geschichte steckt als zunächst angenommen.
Ich habe es tatsächlich geschafft, auf den aktuellsten Stand bei dieser Reihe zu kommen, die ich erst im letzten Jahr begonnen habe zu lesen, die mich dafür aber umso deutlicher in ihren Bann gezogen hat, insbesondere weil diese es schafft, die Weimarer Republik zum Leben zu erwecken und die für mich trotz zu lösendem Mordfall, dennoch eher ein historischer Roman als historischer Krimi ist.
Ich bin wie immer gut in die Geschichte reingekommen und habe mich sehr gefreut alte Bekannte wiederzutreffen. Das Berlin der mittlerweile 30er Jahre konnte ich mir sehr gut vorstellen und der Nollendorfplatz fühlt sich schon fast wie ein zu Hause an.
Der Aufbau folgt dem bewährten Prinzip. Ich habe viel über die Gegebenheiten und politischen Umstände in Berlin im Jahr 1930 erfahren und lerne anhand der unterschiedlichen Personen im Buch, wie diese damit umgehen. Auch der Mordfall nimmt diese veränderten Umstände auf und beleuchtet in diesem Fall die Jugendorganisationen und das Erstarken der Hitlerjugend. Es wird immer deutlicher, dass die Braunhemden immer mehr an Fahrtwasser in der Gesellschaft gewinnen.
Das war diesmal schon echt hart zu lesen, denn die Personen im Buch sind mir sehr ans Herz gewachsen und es ist klar, dass einige von ihnen im kommenden NS-Staat nicht mehr gewollt sein werden. Insgesamt finde ich hat Anne Stern die Charaktere im Buch richtig gut angelegt, denn wir finden hier gesellschaftlich ein breites Spektrum wieder. Frau Wunderlich, die teilweise altmodische Ansichten und Vorurteile hat, aber bereit dazu ist, diese auch zu überwinden und das Herz am rechten Fleck hat. Bert, der für Hulda eine Vaterfigur ist, schwul ist und die politische Lage mit Sorge verfolgt. Hulda, die eigentlich mit Politik nicht viel am Hut haben möchte, aber dennoch die Augen vor den veränderten Zuständen nicht volkommen verschließen kann. Felix, der Mitglied in der NSDAP ist und immer mehr die Ansichten der Nazis übernimmt.
Die „Fräulein Gold“-Reihe ist eine Reihe, die mich dazu gebracht hat, mich insgesamt mehr mit der Weimarer Republik auseinanderzusetzen und es geht soweit, dass ich sogar vermehrt Sachbücher zu dieser Zeit gelesen habe, u.a. auch eines das die Autorin zur Recherche für diese Romanreihe genutzt hat und aus dem ich viele eingeflossene Informationen wiedererkenne. Daher empfinde ich diese Reihe insgesamt als super recherchiert. Gleichzeitig schafft es die Autorin, dass ich einige der Konflikte auch in unserer Zeit wiedererkenne und so gibt es irgendwie immer einen aktuellen Bezug.
Ausgestattet ist das Buch wie immer mit einer Karte, auf der man die Schauplätze des aktuellen Bandes wiederfindet und einem kurzen und prägnanten Nachwort sowie einer Leseprobe des nächsten Bandes. Im nächsten Jahr geht es also zum achten Mal in die Welt von Hulda Gold, was mich einerseits freut, aber auch immer mehr Angst macht, je näher wir dem Jahr 1933 kommen.
Fazit: Wieder mal eine gelungene Fortsetzung, die mich aufs neue in die Welt der Weimarer Republik entführt hat. Die Mischung aus der Teilhabe am Leben der Charaktere und den historischen Gegebenheiten der Zeit konnte mich erneut überzeugen. Wenn ihr euch für die Weimarer Republik interessiert, könnte diese Reihe genau richtig für euch sein.
Rezensionen zu vorangegangenen Teilen:
Fräulein Gold - Der Himmel über der Stadt [#WERBUNG]
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Autor*in: Anne Stern
Reihe: Fräulein Gold #7
Erscheinungsdatum: 12.11.2024
ISBN: 978-3-499-01340-9
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