Mittwoch, 17. September 2025

Rezension: „Rabenthron“ von Rebecca Gablé

„Rabenthron“ von Rebecca Gablé
Quelle: Lübbe
Mit „Rabenthron“ von Rebecca Gablé geht es zurück zur Familie Helmsby, deren Geschichte, ähnlich wie die der Waringhams, mit dem englischen Königshaus verbunden ist. Erschienen ist der historische Roman im August 2025 bei Lübbe. 

England, 1013: England liegt in Trümmern und hat immer wieder mit Wikingerüberfällen zu kämpfen, gegen die sich der schwache König Ethelred kaum wehren kann. Dennoch entschließt sich der junge Ælfric of Helmsby seinen dänischen Gefangenen Hakon nach London zu bringen und wird so Teil des Haushaltes der Königin und ihrer Söhne. Königin Emma ist eine machtbewusste Frau, die sich in der Welt der Männer zu behaupten weiß und auch die Beziehung von Hakon und Ælfric entwickelt sich anders als erwartet. Aus vermeintlichen Feinden werden Freunde, die sich im Auf und Ab um die englische Krone auch mal auf gegensätzlichen Seiten wiederfinden. 

Wenn Rebecca Gablé auf dem Cover drauf steht, bin ich nicht weit und darüber hinaus ging es auch noch nach Helmsby. „Hiobs Brüder“ gehört zu meinen Lieblingsbüchern dieser Autorin. 
Ich bin sehr gut ins Buch reingekommen. Ich mag den Schreibstil sehr gerne und habe Kopfkino beim Lesen. Es fühlt sich immer ein wenig wie nach Hause kommen an, gerade dann, wenn z.B. bestimmte Redewendungen vorkommen. Dieses Buch spielt vor den anderen beiden Helmsby Büchern und es war schön, die Geschichte hinter der ein oder anderen Anekdote aus den anderen beiden Büchern kennenzulernen. 
Der Spannungsbogen ist recht gleichbleibend, aber natürlich gibt es immer wieder spannende Entwicklungen. Es wird in diesem Buch ein Zeitraum von knapp 30 Jahren abgedeckt, der einige Machtwechsel zu bieten hat. Dies wird bereits im Personenverzeichnis angedeutet. Diesmal haben mir die Zeitsprünge tatsächlich ein bisschen Probleme bereitet, denn 9 Jahre verändern wirklich sehr viel und da musste ich mich erstmal neu orientieren. 
Der Roman spielt in England und der Normandie, die wir hier dann entsprechend auch mit ihren Eigenheiten und Gepflogenheiten kennenlernen. Aufmerksame Leser*innen erkennen auch die Vorbereitungen für den folgenden Roman „Das zweite Königreich“. Ich mag es sehr gerne, so verbunden mit diesen Reihen zu sein. Manches mag dadurch vorhersehbar sein, aber für mich persönlich funktioniert es nichtsdestotrotz. 
In anderen Rebecca Gablé Romanen hatte ich durchaus Lieblinge, das ist diesmal nicht so. Ich habe mit der Familie Helmsby und ihren Verbündeten und Freunden mitgefiebert. Ich mochte es sehr, wie Ælfric mit seinem Sohn umgeht. Ich habe Bruder Eilmer mit seiner Weisheit und seinen Träumen in mein Herz geschlossen. Von den historischen Persönlichkeiten hat mich insbesondere Königin Emma sehr beeindruckt, die viel politisches Gespür bewiesen hat, aber dadurch ihren Kindern gegenüber teilweise doch recht kühl rüberkam. 
Ich hatte in diesem Roman das Gefühl, dass Rebecca Gablé ein bisschen zu nachsichtig mit den Helmsbys war. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir tatsächlich gewünscht, dass es ein bisschen anders ausgeht. Ich bin kein Fan der Liebesgeschichten in diesem Roman, aber diese sind so sehr im Hintergrund, dass es nicht so sehr ins Gewicht fällt. Darüber hinaus finde ich es sehr schade, dass Rebecca Gablé nicht weiter auf die homosexuellen Charaktere in diesem Buch eingegangen ist. Es wird lediglich angedeutet und da hätte ich mir tatsächlich etwas mehr gewünscht. Eine kleine Liebesgeschichte an dieser Stelle hätte ich sehr gefeiert. 
Als Zusatzmaterial gibt es bei meiner Ausgabe einen wunderschönen Farbschnitt, eine Karte, ein Personenverzeichnis und ein Nachwort. Ich bin bekennender Fan des Nachworts in historischen Romanen. Hier wird Fiktion von Wahrheit getrennt und Rebecca Gablé hatte wieder einiges ins Buch gepackt, wo man sich dachte, das hat die sich doch ausgedacht. Wer die Autorin kennt, weiß allerdings, dass gerade diese Sachen meist wahr sind. Ich finde es immer spannend zu lesen, warum sie sich für eine bestimmte Version der Ereignisse entschieden hat. Es gibt ja durchaus Dinge, die von Historiker*innen unterschiedlich bewertet und interpretiert werden. 

Fazit: Ein wunderbarer historischer Roman mit starken 896 Seiten, der Enlands angelsächsische Vergangenheit über 30 Jahre lebendig werden lässt. Kleinere Abzüge gibt es in der B-Note, weil mich die Liebesgeschichten nicht so ganz überzeugen konnte und die Helmsbys ein bisschen zu gut für meinen Geschmack wegkamen. 

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Titel: Rabenthron
Verlag: Lübbe
Autor*in: Rebecca Gablé
Reihe: Helmsby #1
Erscheinungsdatum: 18.08.2025
ISBN: 978-3-7577-0130-7

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