Samstag, 8. Mai 2021

Rezension: „Singularity“ von Joshua Tree

Quelle: Fischer Tor
„Singularity“ von Joshua Tree handelt von der Singularität und der Zukunft der Menschheit. Erschienen ist der Roman im April 2021 bei Fischer Tor. 

Ende des 21. Jahrhunderts: Künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten beherrschen das Leben der Menschen. Doch nicht jeder durfte an dieser Entwicklung teilhaben. Die Menschen sind in Verbesserte und Überflussmenschen unterteilt. Die Verbesserten werden medizinisch bestens versorgt und besitzen eine höhere Intelligenz. Überflussmenschen dienen den Verbesserten als Hausdiener oder leben in Zügen. 
James ist einer der Überflüssigen, der für die neue Elite der Menschheit arbeitet und er wird mit einem besonderen Auftrag betraut: Er soll die vor 20 Jahren verschwundene Tochter wiederfinden. Doch dies ist kein normaler Auftrag, denn James muss hierfür eine Simulation betreten. 
Adam hingegen ist ein 12jähriger Junge, der in einem Zug lebt. Zusammen mit seiner Mutter wird er von Einsatzort zu Einsatzort gekarrt, doch als die Dienste der Überflüssigen nicht mehr benötigt werden, verwandelt sich sein Leben sehr schnell in einen Albtraum. Sein einziger Hoffnungsschimmer ist sein Vater, der vor vielen Jahren nach New York geflohen ist. 
In einer Simulation wird derweil ein Experiment durchgeführt. 100 Klonkörper werden auf den Exoplaneten Proxima B entsendet. Rhea und Phoebes Aufgabe ist es, sich um diese zu kümmern bis sie eines Tages mit Bewusstseinen gefüllt werden. Dies geht auch lange Zeit gut, doch dann verschwindet ein Klon. 

Ok, das ist eine ziemlich lange Zusammenfassung für ein Buch, doch dies stellt die drei Handlungsstränge dar, die wir in diesem Buch verfolgen. Ich war sofort Feuer und Flamme für dieses Buch. Die Idee der Singularität finde ich spannend: Die Menschheit erschafft eine Superintelligenz, durch die sie sich selber überflüssig macht. Der Klappentext zeigt schon, dass dieses Ereignis nicht mehr fern sein kann, wenn es da schon Menschen gibt, die als überflüssig eingestuft werden. Ich fand das klang so fies und ich wollte wissen, wie diese Welt aussieht und sich anfühlt. 
Das Buch zieht einen direkt mit einem ersten Rätsel in die Geschichte rein, dass man hofft mit dem Weiterlesen lösen zu können. Man bekommt zusätzlich einen ersten Eindruck von der Welt Ende des 21. Jahrhunderts, der in den darauffolgenden Kapiteln gefestigt wird. Joshua Tree hat die heutigen technologischen Entwicklungen konsequent weiter entwickelt und auf die Spitze getrieben, seine Zukunftsvision erscheint für mich damit insgesamt recht schlüssig, auch wenn ich nicht davon ausgehe, dass es zu 100% so eintreffen wird. 
Zusammen mit seinem gut lesbaren Schreibstil konnte ich mir die Welt außerordentlich gut vorstellen und ich hatte das ganze Buch über Kopfkino. Der Autor nutzt hier keinen besonders komplizierten Wortschatz. Natürlich geht es an der ein oder anderen Stelle etwas wissenschaftlicher zu, vieles wird aber auch für den Laien verständlich herunter gebrochen. Ein gewisses Interesse an den im Klappentext angedeuteten Themen sollte dennoch nicht fehlen, denn sonst bekommt man glaube ich nicht so glänzende Augen wie ich an so mancher Stelle im Buch. 
Den Spannungsbogen wurde gut über den gesamten Verlauf des Buches gespannt. Wir lernen erstmal die Welt kennen, die Weichen für die spätere Entwicklung werden geschickt gelegt, im weiteren Verlauf setzen sich die Puzzleteile immer mehr zu einem Gesamtbild zusammen und am Ende gibt es den Showdown, der alles zu einem recht runden Ende führt, dass mich jedoch nicht 100% überzeugen konnte. Manches war mir zu hart, manches dann doch ein bisschen zu vorhersehbar und es alles wirkte ein wenig übertrieben auf mich. 
Der Roman hatte insgesamt viele Themen zu bieten. Einen großen Teil des Buches nehmen Künstliche Intelligenz und Virtuelle Realitäten ein. Es geht aber auch um den Klimawandel, Big Data, Privatsphäre, Genmanipulation, Rationalisierung und noch einiges mehr. Sehr gut gefallen hat mir das durch die drei Handlungsstränge manches von mehreren Seiten betrachtet wurde. Joshua Tree hat eine komplexe Zukunftsvision erschaffen, die philosophische Fragen aufwirft. 
Ich habe mit den Personen mitgefiebert, dennoch war da auch eine gewisse Distanz. Der Unterschied zwischen Verbesserten und Überflussmenschen war spannend, diesem Unterschied wohnt allerdings auch etwas Problematisches inne. Ich fand das durch die unterschiedlichen Perspektiven gut gelöst. Hier findet keine einseitige Darstellung statt, sondern man sieht das alles seine Vor- und Nachteile hat. 
James ist so ein Überflussmensch. Ich bin seiner Geschichte gerne gefolgt. Er besitzt eine große emotionale Intelligenz und kann Probleme auf eine ganz eigene Weise angehen. Er bildet so ein bisschen das Bindeglied zwischen beiden Welten, da er durch seinen Auftrag und sein Leben bei den Verbesserten viel mitbekommt, von denen andere Überflussmenschen komplett abgeschirmt sind. 
Adam ist ein 12jähriger Junge, der in diesem Buch sehr viel ertragen muss. Er ist in einem Zug als Wohnort aufgewachsen, hat sich dennoch eine gesunde Skepsis und viel Mut bewahrt. Das ist nichts für schwache Nerven. Er besitzt einen großen Überlebensinstinkt, der ihn viel aushalten lässt. 
Rhea und Phoebe sind zwei Schwestern, die in einer außergewöhnlichen Situation sind. Sie sind Verbesserte, die die Vorteile der modernen Welt zu schätzen wissen, dennoch heißen sie nicht alle Entwicklungen gut. 
Stuarts Familie hingegen repräsentiert alles, wofür die neue Welt steht. Stuart Furlong war maßgeblich mit an den Entwicklungen beteiligt und ist einer der reichsten und mächtigsten Menschen der neuen Welt. 
Zusatzmaterial gibt es bei diesem Buch nicht wirklich. Die Personenanzahl ist überschaubar, das Nachwort ist kurz gehalten, was ich aber auch ok finde, da alles im Roman schon gut erklärt wird. Die ein oder andere interessante Information zum Buch gibt es eventuell ja auch in dem ein oder anderen Autoreninterview zu entdecken. 

Fazit: Ein wahnsinnig komplexes Buch für nur 458 Seiten, dessen Idee und Zukunftsvision mir gut gefallen hat, auch wenn es zum Ende hin etwas übertrieben wurde. Der letzte Funke zum Wow-Effekt hat leider gefehlt. Empfehlenswert für alle, die gerne die Zukunft bereisen und sich für Themen wie künstliche Intelligenz und virtuelle Realitäten interessieren.
 
Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
 

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Titel: Singularity
Verlag: FISCHER Tor
Autor: Joshua Tree
Erscheinungsdatum: 28.04.2021
ISBN: 978-3-596-70087-5
 
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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