Mittwoch, 26. November 2025

Rezension: „Fräulein Gold - Der Preis der Freiheit“ von Anne Stern

„Fräulein Gold - Der Preis der Freiheit“ von Anne Stern
Quelle: Rowohlt
„Fräulein Gold - Der Preis der Freiheit“ von Anne Stern ist mittlerweile der 8. Band der Reihe. Diesmal geht es um das Frauengefängnis in der Barnimstraße und ein Mord, der dort aufgeklärt werden soll. Erschienen ist der Roman im November 2025. 

Berlin, 1932: Hulda Gold hat eine neue Wirkungsstätte als Hebamme gefunden. Im berüchtigten Frauengefängnis Barnimstraße versorgt sie inhaftierte Schwangere und entwickelt einen guten Draht zu den oftmals verzweifelten Frauen. Als innerhalb der Gefängnismauern eine junge Insassin völlig unerwartet stirbt, kann Hulda nicht untätig bleiben. Bald kommen Zweifel wegen der Todesursache auf, und der Verdacht fällt auf Anna Marwitz, die bereits wegen Mordes verurteilt ist. Doch Hulda kann nicht glauben, dass diese verschüchterte Frau, die kurz vor der Entbindung ihres ersten Kindes steht, wirklich eine mehrfache Mörderin sein soll. Mit der Aufklärung des Falls wird ausgerechnet Irma Siegel betraut. Hulda und die Kriminalkommissarin kennen sich von früher, und sie gingen nicht als Freundinnen auseinander. Aber während sich die politischen Kräfte in Deutschland immer mehr radikalisieren, müssen sie nun gemeinsam gegen das Unrecht kämpfen – für die Zukunft aller Frauen und auch die ihrer eigenen Familien. 

Mittlerweile ist das Jahr 1932 erreicht und ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass mich dieser Band emotional zerstören wird. Emotional war es teilweise, aber tatsächlich doch nicht so heftig wie erwartet. 
Die Welt von Hulda Gold ist zu einem Teil meines Lebens geworden und so brauch ich wirklich nicht lange, um ins Geschehen reinzukommen. Ich bin immer neugierig darauf, um welches Thema es im neuen Band geht und ich bin gespannt, was sich verändert hat. Dabei versteht es Anne Stern viele Informationen in einem Kapitel unterzubringen. Ihre Stärke alltägliche Situationen mit Botschaften zwischen den Zeilen zu verbinden, bewundere ich immer wieder sehr. Die positiven wie negativen Begebenheiten liegen hierbei oft beieinander und bringen mich beim Lesen auch immer wieder zum Innehalten. 

Mittwoch, 19. November 2025

Rezension: „The Darkest Sin“ von D. V. Bishop

„The Darkest Sin“ von D. V. Bishop
Quelle: Pan Macmillan
„The Darkest Sin“ von D. V. Bishop ist der zweite Teil der Cesare Aldo-Reihe und spielt im Florenz der Renaissance-Zeit. Ein Mord in einem Kloster soll aufgeklärt werden. Erschienen ist der historische Krimi im März 2022 bei Pan Macmillan. 

Florenz, Frühjahr 1537: Cesare Aldo geht einem Bericht nach, demzufolge sich jemand Zugang zu einem Konvent verschafft haben soll. Dort angekommen stößt er auf eine angespannte Stimmung aus Geheimnissen und Rivalitäten. Als dann auch noch eine nackte männliche Leiche gefunden wird, ist das Chaos perfekt, denn alles deutet darauf hin, dass eine der Nonnen einen Mord begangen hat. 
Gleichzeitig ist Carlo Strocchi zu Besuch bei seiner Familie und stößt dort auf eine Leiche, die vor einiger Zeit aus dem Arno gezogen worden ist. Es handelt sich dabei um einen Kollegen, der schon seit Monaten verschwunden ist. Dieser war nicht sonderlich beliebt und bei den Ermittlungen stellt sich raus, dass dieser viele Feinde hatte. 
Als sich Aldo und Strocchi der Auflösung ihrer Fälle nähern, müssen sie feststellen, dass sich die Identifizierung der Täter trügerischer gestaltet als sie je erwartet hätten. 

Nachdem mich der erste Band überzeugen konnte, musste ich die Reihe natürlich weiter Lesen. Es ging also zurück nach Florenz und diesmal ins Umland und ein Konvent. Das Buch startet direkt spannend mit einem Bericht zum Fund der Leiche, der ein lebhaftes Bild vorm inneren Auge entstehen und die Frage aufkommen lässt, was dort genau passiert ist. Danach wird es erstmal etwas ruhiger, weil dann die Ereignisse von Anfang an aufgerollt werden und in diesem Zuge auch Carlo Strocchi wiederbegegnet. 
Beide haben in diesem Roman getrennt laufende Fälle zu bearbeiten, begegnen sich im Laufe der Ereignisse aber immer mal wieder. Beide Fälle sind interessant, es gibt persönliche Ebenen und ich liebe die Dilemmata, die entstehen. Diese sind nicht nur im Buch, sondern auch ich wurde dazu eingeladen, mich und meine Moral zu hinterfragen. Es gab viel Ermittlungsarbeit sowie Befragungen, tolle Dialoge und manchmal war ich überrascht, was Cesare Aldo alles einfädeln konnte. 

Mittwoch, 12. November 2025

Rezension: „Die Chemie des Verbrechens: Die Fährte“ von Sabine Weiß

„Die Chemie des Verbrechens: Die Fährte“ von Sabine Weiß
Quelle: Lübbe
Mit „Die Chemie des Verbrechens: Die Fährte“ startet Sabine Weiß eine neue Krimi-Reihe rund um die Strafverteidigerin und DNA-Forensikerin May Barven. Erschienen ist dieses Buch im Oktober 2025 bei Bastei Lübbe. 

Klappentext: Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, hofft May auf einen Klienten. Die junge Mutter hat sich vor Kurzem als Strafverteidigerin selbstständig gemacht, doch bisher ist es ihr nur gelungen, kleinere Mandate zu erringen, weshalb ihr das Wasser bis zum Hals steht. Da geht der Fall des Unternehmers Rickleffs durch die Medien: Er hat sein Genom in eine Herkunftsdatenbank eingespeist, um für sein Reiseunternehmen zu werben; nun wird ihm vorgeworfen, vor Jahren ein Mädchen ermordet zu haben. Keiner stellt den DNA-Abgleich infrage. May aber weiß aus ihrer Erfahrung als ausgebildete DNA-Forensikerin: DNA-Spuren gelten zwar als Goldstandard der Kriminalermittlung, sind aber keineswegs so eindeutig, wie alle meinen ... 

Ich gebe zu, wenn der nächste Roman von Sabine Weiß kein historischer Roman ist, bin ich immer etwas traurig, nichtsdestotrotz klang dieser Krimi interessant, weil dieser mit DNA-Spuren eine wissenschaftliche Komponente hat. 
Dieser Krimi startet mit einer Rückblende ins Jahr 2007 und hat mich neugierig gemacht, was die Ereignisse aus diesem Kapitel mit dem Mordfall zu tun haben, der im Klappentext angedeutet wird. Ein spannender Start also, der danach erstmal in ruhigere Gefilde wechselt, damit ich die Protagonisten dieser Reihe kennenlernen konnte. 
Das ist zum einen May Barven, Strafverteiderin und DNA-Forensikerin, und zum anderen Tarek Loman, ein Privatdetektiv, die bei diesem Fall zur Zusammenarbeit gezwungen sind. Allerdings sind diese beiden nicht dazu engagiert, den Mörder zu finden, sondern eben dazu da, den Beschuldigten zu entlasten. Ich finde, das ist eine andere Prämisse, die einem auch bewusst sein sollte und die dem Buch auch eine andere Dynamik geben. 

Mittwoch, 29. Oktober 2025

Rezension: „Letzter Tanz auf Sankt Pauli“ von Claudius Crönert

Quelle: Gmeiner
„Letzter Tanz auf Sankt Pauli“ ist ein historischer Krimi von Claudius Crönert, in dem um einen Mordfall geht, in den anscheinend die SS verwickelt ist. Erschienen ist der Roman im Juli 2021 bei Gmeiner. 

Hamburg, 1941: In der Nähe der Sankt Pauli-Brennerei wird ein Toter gefunden. Kriminalkommissar Krell soll ermitteln. Als klar wird, dass die SS in den Mord involviert ist, bekommt er die Anweisung seine Ermittlungen einzustellen. Doch mittlerweile lässt ihm der Fall keine Ruhe mehr. Als kurze Zeit später seine Tochter bei einem Swing-Abend gesichtet wird, muss er sich entscheiden. Diese hatte die Musik erst vor kurzem für sich entdeckt als ein neuer Mitschüler in ihre Klasse kam. Ist Hannes Krell seine Familie oder seine Integrität wichtiger? 

Ein Krimi, der mich neugierig gemacht hat, weil er während des zweiten Weltkrieges und in Hamburg spielt. Ich wohne in der Nähe und die bekannten Orte haben dafür gesorgt, dass ich mich direkt etwas verbundener mit dem Buch gefühlt habe. 
Der Einstieg in diesen Krimi ist gut gelungen. Der Leichenfund in der Nacht gibt dem Buch ein düstere Atmosphäre, bevor ich dann in den darauffolgenden Kapiteln Hannes Krell und seine Tochter sowie die Schule besser kennengelernt habe. Ich konnte mir vieles gut vorstellen und war schnell in der Geschichte drin. 
Die Handlung ist zweigeteilt, findet im Verlauf aber immer mehr zueinander. Ich fand es faszinierend diese Zeit aus der Sicht eines deutschen Kriminalkommissars und seiner Familie kennenzulernen. Es sind sehr viele Informationen über St. Pauli und die Reeperbahn und das Umland eingeflossen. Ich habe viel über die Zustände in den Behörden erfahren oder die Propaganda, denen Schüler*innen ausgesetzt waren. Teilweise lief es mir bei den Begrüßungsformeln oder den Beschreibungen eines BDM-Nachmittags eiskalt den Rücken runter. Es wird aber auch beschrieben, was trotz all der Indoktrination und Verbote teilweise trotzdem noch möglich war. 

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Rezension: „Cirle of Days“ von Ken Follett

Quelle: Quercus
„Circle of Days“ ist der neue Roman von Ken Follett, in dem es um das Leben vor 4500 Jahren und den Bau von Stonehenge geht. Erschienen ist der Roman im September 2025 bei Quercus. Auf deutsch ist der Roman bei Bastei Lübbe unter dem Titel „Stonehenge - Die Kathedrale der Zeit“. 

Große Ebene 2500 v. Chr.: Viehhirten, Ackerbauern und Waldbewohner bewohnen die Große Ebene. Die Sommersonnenwende zeigt den Beginn eines neuen Jahres an, an dem alle zusammen kommen. Auch der junge Seft, ein Feuersteinhauer, ist auf dem Weg zum Monument und dem Ritual. Er hat sich in Neen, eine junge Frau im Dorf der Hirten verliebt und außerdem möchte er Handel mit seinen Steinen treiben. Neens Familie nimmt Seft in ihrer Mitte auf und bewahrt ihn so vor der Rückkehr zu seinem brutalen Vater und seinen Brüdern. 
Joia ist Neens Schwester. Ihre Klugheit ebnet ihr einen Weg zu den Priesterinnen, die sich um das Monument und seine Rituale kümmert. Sie hat eine Vision: Das Monument soll aus Steinen neu erbaut werden. Doch nicht jeder ist von dieser Idee begeistert und so kommt es zu Spannungen, die ,verstärkt durch eine langanhaltende Dürre, zu eskalieren drohen. 

Ken Follett ist ein Autor, den ich schon seit meiner Schulzeit lese und den ich gerne empfehle, wenn man anfangen möchte, Bücher auf englisch zu lesen. Der Autor benutzt eine einfache und klare Sprache, die seine Romane zugänglich für jeden machen und das ist auch diesmal wieder der Fall. 
Obwohl die Geschichte vor 4500 Jahren spielt, bin ich wunderbar in diese Geschichte reingekommen. Die Sommersonnenwende, die alle Menschen der Großen Ebene zusammenbringt, ist ein guter Ausgangspunkt. Für mich eine eher ungewöhnliche Zeit und so habe ich alle Informationen aufgesogen. 
Und Informationen gibt es viele in diesem Buch. Gerade zu Beginn, wenn man die Welt der Jungsteinzeit kennenlernt, liest es sich fast wie ein Sachbuch in Romanform. Es gibt drei große Gruppen, die die große Ebene bewohnen und jede dieser Gruppen hat ihre eigenen Regeln und Formen des Zusammenlebens. Dieses Buch ist dadurch sehr divers. Sex vor der Ehe, Swingerparties zu Mittsommer, gleichgeschlechtliche Liebe, aber auch das patriachale Modell, in dem die Frau dem Mann gehört, sind hier vertreten. Es gibt Gemeinschaften, die sesshaft sind oder nomadisch leben, die viel arbeiten oder wenig, die freigiebig teilen oder misstrauisch gegenüber Fremden sind. Ich war erstaunt darüber, wie viel Wissen auch vor so langer Zeit schon vorhanden war. 

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Rezension: „Stille Nacht“ von Titus Müller

„Stille Nacht“ von Titus Müller
Quelle: Heyne
„Stille Nacht“ von Titus Müller ist eine Erzählung rund um die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsliedes „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Eine Neuausgabe ist im September 2025 bei Heyne erschienen. 

Eines der berühmtesten und erfolgreichsten Weihnachtslieder wurde an Heiligabend 1818 zum ersten Mal gespielt. Titus Müller erzählt in diesem knapp 160 Seiten langen Buch von der Entstehungsgeschichte dieses Liedes und dem Leben rund um Salzburg und Österreichisch Laufen. 

Die schöne Aufmachung dieses Buches hat mich sehr angesprochen und ich war neugierig darauf, welche Geschichte der Autor zu diesem Lied erzählen wird. Ich habe tatsächlich sogar mein Gesangbuch aus meiner Konfirmandenzeit herausgesucht, um zu schauen, ob auch dort die Namen Joseph Mohr sowie Franz Xaver Gruber auftauchen. 
Die Geschichte fängt mit der Suche Joseph Mohrs nach seinem Großvater an. Ich bin gut reingekommen und die Landschaft mit den Bergen im Hintergrund sowie der eher schwer zugängliche Großvater haben mich ein bisschen an Heidi erinnert. 
Ich habe Joseph Mohr begleitet auf der Suche seiner Vergangenheit, seinem Ankommen in einer neuer Gemeinde und bei der Entstehung dieses weltberühmten Weihnachtsliedes. Dabei war ich tatsächlich überrascht wie viel auch vom täglichen Leben dieser Zeit geschildert wurde und zwar nicht aus der Sicht der Mächtigen dieses Landes, sondern aus der Sicht des einfachen Volkes. 

Mittwoch, 1. Oktober 2025

Rezension: „Meine Familie, die AfD und ich“ von Leonie Plaar

„Meine Familie, die AfD und ich“ von Leonie Plaar
Quelle: Goldmann
In „Meine Familie, die AfD und ich - Wie Rechtsextremismus uns entzweit - und wie wir dagegenhalten“ erzählt Leonie Plaar von der Entfremdung von ihrer Familie und gibt Tipps, wie wir besser mit dem Thema und Diskussionen umgehen können. Erschienen ist das Sachbuch im September 2025 bei Goldmann.

Leonie ist queer, politische Aktivsitin, Historikerin - und Tochter eines AfD-Mitglieds. Tatsächlich wählen fast alle ihre nahen Verwandten die Alternative für Deutschland. Bis sie die Reißleine zog und den Kontakt abbrach, hat sie deren Radikalisierungsprozess also hautnah miterlebt. Sie hatte einen Platz in der ersten Reihe bei Gesprächen zwischen AfDler*innen, die dachten, sie wären unter sich. Über Jahre hat sie zugehört, analysiert, mitdiskutiert. Vor allem aber muss sie erleben, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Vater Teil einer Bewegung wird, die sich gegen alle Werte richtet, die Leonie verkörpert. 

In diesem Falle habe ich den Klappentext übernommen, weil der dieses Buch wirklich gut beschreibt. Der Einstieg in die Sachbuchbestenliste auf Platz 9 zeigt, dass dieses Thema aktuell und relevant ist und viele Menschen in diesem Land umtreibt. Ich habe einige ihrer Aufklärungsvideos gesehen und fand diese gut gemacht und so war ich neugierig auf ihre persönliche Geschichte. 
Leonie Plaar erzählt ihre persönliche Geschichte und erzählt von den Diskussionen zu vielen unterschiedlichen Themen, wie z.B. Meinungsfreiheit, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Rechtsextremismus. Sie verbindet das Persönliche mit den dazugehörigen Fakten und zeigt ihre Erfahrungen und welche Strategien erfolgreicher waren und welche nicht.