Samstag, 2. November 2024

Rezension: „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte

Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs
Quelle: emons
In „Hildegard von Bingen und das Siegel des Königs“ von Andreas J. Schulte geht es um die Novizin Elisabeth, die einen Mord im Kloster Disibodenberg aufklärt. Erschienen ist der Historische Krimi im April 2023 bei emons. 

Spätsommer 1151: Hildegard von Bingen wird ins Kloster Disibodenberg gerufen, um den Verhandlungen über die Thronfolge beizuwohnen. Kurz nach ihrer Ankunft gibt es einen Toten. Einiges deutet auf Mord hin. Mit ihren medizinischen Kenntnissen versucht sie dem Täter auf die Spur zu kommen, doch schnell gerät sie selbst in Verdacht. Nun ist es an ihrer Novizin Elisabeth den Fall aufzuklären. Trotz ihres jungen Alters besitzt sie die Fähigkeiten und Kenntnisse um erfolgreich zu sein. 

Nach der grandiosen Kurzlesung bei der „Lesung der Nominierten des Goldenen Homers“ in Lübeck war ich sehr gespannt auf dieses Buch rund um Hildegard von Bingen und die Novizin Elisabeth. 
Ich bin auch gut in die ersten Seiten reingekommen. Mit dem Prolog erzeugt der Autor direkt eine düstere Stimmung und regt zu ersten Spekulationen über die kommenden Ereignisse an. Anschließend geht es erstmal gemütlicher weiter und die Protagonisten werden eingeführt. Die Beschreibungen der Landschaften haben mir sehr gefallen und ein lebendiges Kopfkino entstehen lassen. 
Der Krimi wartet mit vielfältigen Informationen zur politischen Lage jener Zeit und dem Kloster, das Hildegard von Bingen aufbaut, auf. Das Leben im Kloster mit seinen Gebeten und der Arbeit wird ausführlich beschrieben und ich habe einige neue Begriffe gelernt. Das hat mir gut gefallen und ich empfand es insgesamt als gut dosiert. 

Samstag, 26. Oktober 2024

Rezension: „Fräulein Gold - Die Lichter der Stadt“ von Anne Stern

Quelle: Rowohlt
„Fräulein Gold - Die Lichter der Stadt“ von Anne Stern ist der mittlerweile 6. Teil der „Fräulein Gold“-Reihe. Im Jahr 1929 muss Hulda Gold eine Einbruchserie in ihrem Heimatkiez am Nollendorfplatz aufklären. Erschienen ist der Historische Krimi im September 2023 bei Rowohlt Polaris. 

Berlin, 1929: In einer Mütterberatungsstelle in Schöneberg hat Hulda Gold eine neue Arbeitsstelle gefunden, die es ihr ermöglicht ihr Wissen als Hebamme einzubringen und gleichzeitig mit seinen geregelten Arbeitszeiten dafür sorgt, dass Hulda sich um ihre kleine Tochter Meta kümmern kann. Als sie dort eine junge Schauspielerin betreut, kommt sie mit der Welt der Künstlerinnen und Bühnenstars in Verbindung. Ein neues Theater am Nollendorfplatz wurde eröffnet und die beginnende Weltwirtschaftskrise macht den Start alles andere als leicht. Doch dann kommt es auch noch zu einer mysteriösen Einbruchsserie, die auch vor Freunden Huldas nicht Halt macht. Huldas Spürsinn ist geweckt. Sie beginnt zu ermitteln und stößt auf Verhältnisse, die all ihre Mut erfordern und ihren Gerechtigkeitssinn vor eine große Herausforderung stellen. 

Band 7 erscheint in Kürze und ich habe es geschafft bis dahin alle vorherigen Bände zu lesen. Ich bin recht spät in diese Reihe eingestiegen, wurde dann aber umso mehr in diese Reihe hineingezogen. 
Da es noch nicht lange her ist, dass ich Band 5 gelesen habe, war ich sofort wieder im Geschehen drin. Die Verhältnisse Hulda Golds haben sich abermals drastisch verändert und nun ist sie eine alleinerziehende, ledige Mutter in der Weimarer Republik. Für mich ist es immer wieder faszinierend, wie sie die Herausforderungen meistert, die ihr das Leben stellt und gleichzeitig fühlt sich dennoch vieles wie nach Hause kommen an, da sie einige Personen auf ihrem gesamten Weg begleiten. 
Das Konzept hat sich bewährt und bleibt auch in diesem 6. Band gleich. Hulda und ihr Leben stehen im Mittelpunkt und der Fall, den Hulda zu lösen hat, läuft eher mit. Es wird als historische Krimi-Reihe beworben, für mich fühlt es sich allerdings mehr wie ein historischer Roman an, der die Weimarer Republik zum Leben erweckt. 

Samstag, 12. Oktober 2024

Rezension: „Luna“ von Peter P. Peterson

Luna von Phillip P. Peterson
Quelle: Fischer Tor
In „Luna“ von Phillip P. Peterson geht es um die Rettung, der auf dem Mond gestrandeten, Luna Patel. Erschienen ist der Near-Future-Space Thriller im September 2024 bei Fischer Tor. 

Die Firma Frontier Tech möchte die Era des Welttourismus für alle einleiten. Mit der Taurus sollen die Piloten Grant Torben und Elly Washington die beiden Weltraumtouristen Max Dekker und Luna Patel zum Mond bringen, doch bei der Landung kommt es zu einer Triebwerksfehlfunktion. Luna Patel ist die einzige Überlebende des Unglückes und kann sich zur Mondstation retten und dort Kontakt mit der Erde aufnehmen. Eine dramatische Rettungsmission beginnt, bei der es zu internationalen Verwicklungen kommt und die Zeit drängt: Luna Patel hat nur für wenige Tage Essen und Sauerstoff. Wird es gelingen sie sicher zur Erde zurückzubringen? 

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf Science-Fiction und da war es sehr passend, dass gerade ein neues Buch von Phillip P. Peterson erschienen ist, dass in der nahen Zukunft spielt. Die Grundvoraussetzungen sind also nicht so anders wie heute. Weltraumtourismus ist mir ab und zu schon in den Medien begegnet, aber einen Flug zum Mond mit Aufenthalt dort gab es bisher nicht. 
Ich war schnell im Geschehen drin, denn wir starten direkt mit dem Flug zum Mond und der missglückten Landung dort in das Szenario. Allein dieser Start sorgt schon für viel Kopfkino, denn jeder von uns hat wahrscheinlich schon Bilder davon gesehen, wie atemberaubend die Erde im Weltall aussieht.
Das Spannungslevel für diesen Roman ist dementsprechend sofort hoch. Es muss schnellstmöglich geklärt werden, welcher Fehler zum Absturz führte und welche Ursache dieser hat und darüber hinaus stellt sich auch die Frage, ob innerhalb weniger Tage ein neues Raumschiff auf den Weg zum Mond geschickt werden kann. Neben diesen recht praktischen Fragen der Umsetzung kommen aber noch weitere Ebenen hinzu, die z.B. die Moral oder die Bürokratie und Regularien betreffen und die der Geschichte entsprechend noch mehr Dynamik verleihen. 

Samstag, 5. Oktober 2024

Rezension: „Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiß

Die Leuchttürme der Stevensons von Sabine Weiß
Quelle: Lübbe
In „Die Leuchttürme der Stevensons“ erzählt Sabine Weiß die Geschichte von Robert Louis Stevenson und seiner berühmten Familie, die im 18. und 19. Jahrhundert Leuchttürme baute. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im August 2024. 

Schottland, 1868: Geht es nach seiner Familie würde der fast 18-jährige Robert Louis Stevensons in die Fußstapfen seiner berühmten Vorfahren treten und Leuchttürme bauen, doch selber träumt er davon Schriftsteller zu werden. Das Studium fällt ihm schwer und er lässt sich nur allzugerne davon ablenken. Dies bleibt auch seinem Vater nicht verborgen und als sein Sohn sich dazu auch noch unstandesgemäß verliebt, schickt er ihn kurzerhand aus Edinburgh fort und nimmt ihn anschließend mit auf eine Inspektionsreise. Dort lernt der junge Stevenson die berühmtesten Leuchttürme seiner Familie kennen, wie den Bell Rock oder auch den Dubh Artach, an dem sein Vater gerade baut und auf dessen Riff Robert Louis Stevensons in Lebensgefahr gerät. 

Romane von Sabine Weiß sind für mich zumindest im historischen Bereich gesetzt und da bin ich auch bereit Themen auszuprobieren, die mich auf den ersten Blick erstmal nicht so sehr interessieren. Es geht in diesem Roman ins 19. Jahrhundert und ein berühmter schottischer Schriftsteller ist die Hauptperson.
Schon auf den ersten Seiten schafft es Sabine Weiß mich ins Buch zu ziehen. Orte zu beschreiben und Stimmungen zu erzeugen, gelingt der Autorin wahnsinnig gut. Ich bin mit dem jungen Louis in seinem Albtraum gefangen und erfahre schon im Prolog viele wichtige Informationen, bevor ich in den darauffolgenden Kapiteln dann Edinburgh und das Studentenleben kennenlerne.
Für mich war es ein Buch mit einem gleichbleibenden Spannungsbogen. Es gibt durchaus die ein oder andere spannende Szene, aber an sich sind wir eben dabei, wie der junge Louis zu seiner Bestimmung dem Schreiben findet.

Samstag, 28. September 2024

Rezension: „Das Blutgericht von Köln“ von Ingo Gach

Das Blutgericht von Köln von Ingo Gach
Quelle: emons
In „Das Blutgericht von Köln“ erzählt Ingo Gach die Geschichte von Seyfrid von Viskenich, der die Unschuld seines Vaters beweisen will und so die Ehre seiner Familie wiederherstellen möchte. Erschienen ist der Krimi im September 2023 bei emons. 

Köln, 1193: Als Seyfrid von Viskenich vom Blutgericht und dem Tod seines Vaters erfährt, bricht er sein Studium der Medizin in Italien ab und kehrt nach Köln zurück. Dort soll sein Vater den reichen Salzhändler Hackenbroich im Streit getötet haben – alles spricht gegen ihn: es gab einen Augenzeugen und das Familienschwert steckte in der Brust des Opfers. Doch Seyfrid glaubt nicht an seine Schuld und nimmt heimlich die Ermittlungen auf. Um in die Stadt zu gelangen, muss er jedoch eine falsche Identität annehmen, da seine Familie geächtet wurde. 

Nominiert für den „Goldenen Homer“ habe ich diesen historischen Krimi tatsächlich noch vor der Preisverleihung in Lübeck gelesen. Am Abend davor durfte ich Ingo Gachs Kurzlesung im Scharbausaal lauschen. 
Der Einstieg ist gut gelungen, auf die Leiche muss nicht lange gewartet werden und alles scheint sehr eindeutig zu sein. Doch erfahrene Krimileser*innen ahnen, dass die Dinge nicht so einfach sind. Im Anschluss lernte ich den Sohn des vermeintlichen Täters, Seyfrid, kennen und begleitete ihn auf seiner beschwerlichen Reise zurück in die Heimat. Die Beschreibungen sind so lebendig, dass ich oft das Gefühl hatte, mitten im Geschehen zu sein. 
Anfangs ist das Erzähltempo eher gemächlich, da nach und nach alle wichtigen Figuren eingeführt werden und sich mit Fortschreiten der Geschichte erst allmählich ein Gesamtbild zusammensetzt. Zum Ende hin überschlagen sich dann die Ereignisse und es wird richtig spannend. 

Samstag, 14. September 2024

Rezension: „The Lost Daugters of Ukraine“ von Erin Litteken

The Lost Daughters of Ukraine von Erin Litteken
Quelle: Boldwood
„The Lost Daughters of Ukraine“ von Erin Litteken erzählt von der wechselvollen Geschichte der Ukraine während des zweiten Weltkrieges und was Familien in dieser Zeit widerfahren ist, hierbei kommen auch Personen aus dem Roman „The Memory Keeper of Kyiv/Denk ich an Kiew“ vor. Erschienen ist der Roman auf englisch bei boldwood books im April 2023 und unter dem Titel „ Wären wir Vögel am Himmel“ auf deutsch bei Lübbe. 

Ukraine, Sommer 1941: Die Leben von Halya, Liliya und Vika werden sich aufs engste miteinander verbinden. Schon während des Holodomor hat jede von ihnen geliebte Menschen verloren, doch während sich die Front zwischen den Sowjets und der Wehrmacht immer wieder verschiebt, wird ihre Kraft und Durchhaltevermögen erneut auf eine harte Probe gestellt. Vika hat ihre Familie schon einmal zurückgelassen und steht nun erneut vor der Entscheidung, ob es besser ist in Wolhynien zu bleiben oder nach Westen zu fliehen. Liliya hat Familie und Freunde an unterschiedliche Parteien in diesem Krieg verloren. Als sie als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wird, muss sie sich entscheiden, ob es sich weiterhin lohnt für dieses Leben zu kämpfen. Trotz der Versuche ihrer Mutter Katya, wird Halya letztendlich doch nach Deutschland verschleppt. Auf sich allein gestellt, muss sie versuchen, diesen Krieg zu überleben. 

Da mich „The Memory Keeper of Kyiv“ mit kleineren Abstrichen überzeugen konnte, wollte ich natürlich auch dieses Buch lesen und ich kann sagen, dass ich mittlerweile, die Liebesgeschichte aus dem vorherigen Band zu schätzen weiß. War es mir manchmal ein wenig zu kitschig, so hat es doch für kleine Verschnaufpausen bei den schrecklichen Ereignissen gesorgt. 
Ich musste bei den Personen ein wenig überlegen, ob ich diese schon aus dem Vorgänger kenne, bin aber an sich sofort in der Geschichte drin gewesen. Obwohl hier unterschiedliche Szenen aneinandergereiht werden, schafft es die Autorin immer wieder kraftvolle Bilder zu finden, die mich als Leserin in seinen Bann gezogen haben. 
Ich habe schon einige Sachbücher zum zweiten Weltkrieg oder auch der Geschichte der Ukraine gelesen. Die Ereignisse in diesem Roman haben mich daher weniger überrascht, aber ich merke sehr deutlich, dass diese Sachbücher mir dabei geholfen haben, die Konflikte in diesem Roman besser zu verstehen. Der Roman ist thematisch sehr breit aufgestellt. Es geht um die Besatzung der Ukraine durch Nazi-Deutschland, die Hilfspolizisten, die den Nazis geholfen haben, den Kampf um die Unabhängigkeit der Ukraine, ukrainischen Nationalismus, den Hass zwischen Pol*innen und Ukrainer*innen, die Verschleppung von Kindern als Zwangsarbeiter*innen nach Deutschland, die Bombennacht von Dresden und den Lagern für displaced persons in Deutschland. 

Samstag, 7. September 2024

Rezension: „The Golem and the Djinni“ von Helene Wecker

The Golem and the Djinni von Helene Wecker
Quelle: Harper Collins
„The Golem and the Djinni“ ist der Debütroman von Helene Wecker. In diesem Fantasy-Roman geht es um Chava und Ahmad, die versuchen ihre wahre Natur zu verbergen und die in einer Welt zurechtkommen müssen, die nicht für sie gemacht ist. Erschienen ist der Roman 2013 bei Harper Collins auf englisch und bei Hoffmann und Campe auf deutsch. 

New York, 1899: An diesem Ort begegnen sich Chava und Ahmad, deren Schicksal seit Jahrhunderten miteinander verknüpft sind. 
Chava wird von einem Rabbi als Golem erschaffen und soll als Ehefrau für einen Tischler fungieren, der nach Amerika auswandert. Doch dieser stirbt auf der Überfahrt und so besitzt Chava keinen Meister mehr. Ihre Natur ist es zu dienen und die Wünsche ihres Meisters zu erfüllen, doch ohne Meister kann sie die Wünsche und Sehnsüchte aller Menschen spüren. 
Ahmad wird nach vielen Jahrhunderten aus seinem Gefängnis befreit. Er war gefangen in einer Kupferflasche und ist auch nach seiner Befreiung an die menschliche Form gebunden. Sein neues Leben in menschlicher Gestalt gefällt ihm nicht, denn früher konnte er seinen eigenen Wünschen nach Lust und Laune nachgehen. 
Auf seinen Streifzügen durch New York begegnen sich die beiden Wesen eines Tages zufällig. Chava, ein Golem und die Frau aus Ton und Ahmad, der Dschinn, eine Kreatur aus Feuer. Trotz ihrer unterschiedlichen Natur entdecken die beiden auch Gemeinsamkeiten und so helfen sie sich gegenseitig sich in der Welt der Menschheit zurechtzufinden bis der Zauber, der ihrer beiden Schicksal miteinander verband, gnadenlos zuschlägt. 

Bei diesem Buch wusste ich gar nicht genau, wo ich das Buch genretechnisch einordnen soll und ich habe mich wegen der Wesen aus unterschiedlichen Mythologien erstmal einfach nur für Fantasy entschieden. Dadurch, dass es 1899 spielt, ist es auch ein wenig historisch. Daüber hinaus spielt es in New York und integriert die beiden mythischen Wesen in die reale Welt, von daher würde für mich auch Urban Fantasy passen. 
Den Start ins Buch fand ich recht ruhig. Die Ausgangslage, dass beide Wesen sich in New York begegnen können, wird geschaffen. Hierbei wird die Natur der beiden Wesen erläutert, so dass dieses Buch auch ohne Vorkentnisse zu den mythologischen Wesen gelesen werden kann. Ich war fasziniert vom Geschehen und gespannt darauf, wie sich das alles entwickeln wird. 
Den Spannungsbogen fand ich lange recht gleichbleibend. Ich habe die Figuren und ihre Herausforderungen immer mehr kennen gelernt und erst zum Ende hin, setzt sich das Puzzle zusammen und eine gewisse Spannung kommt auf. Dieses Buch ist also kein absoluter Pageturner und dennoch hat es für mich letzten Endes gut funktioniert.