Samstag, 15. Oktober 2022

Rezension: „Sevin Devils“ von Laura Lam und Elizabeth May

"Seven Devils" von Laura Lam und Elizabeth May
Quelle: Gollancz
In „Seven Devils“ von Laura Lam und Elizabeth May geht es um sieben Personen, die das brutale tholosianische Imperium stürzen wollen. Erschienen ist der Roman im August 2020 bei Gollancz. Ob das Buch irgendwann mal auf deutsch übersetzt wird, kann ich euch nicht sagen. 
 
Eris hat ihren Tod gefaked und sich dem Widerstand angeschlossen. Eigentlich dachte sie, dass sie hiermit ihre Vergangenheit als Discordia, Erbin des imperialen Throns, hinter sich lassen kann. Doch sie wird auf eine Mission geschickt, die sie wieder mitten ins Geschehen führt. Zusammen mit Cloelia, einer Mechanikerin, soll sie ein Raumschiff kapern und herausfinden, was dieses transportiert. Doch Cloelia ist nicht gut auf Eris zu sprechen, seit sie vor einem Jahr ihre wahre Identität herausgefunden und ein Bein verloren hat. Wider Willen begeben sich beide auf diese Mission und finden mehr als sie erwartet hätten: Flüchtlinge, die unschätzbares Wissen über das Imperium und seine Methoden besitzen und auf einen perfiden Plan stoßen, den es zu verhindern gilt. hierfür bleibt ihnen nicht viel Zeit. 
 
Ich weiß gar nicht mehr, wo genau ich dieses Buch entdeckt habe. Es könnte sein, dass es mir auf einem Blog zuerst begegnet ist oder auf Goodreads. Es klang auf jeden Fall nach einer spannenden Geschichte, hatte gute Bewertungen und mir wurde diverse Repräsentation sowie Feminismus versprochen. 
Gleich vorne weg: Dieses Buch und das Imperium, dass in diesem Buch herrscht, sind sehr brutal. Es wird zwar nicht alles in jeder Einzelheit geschildert. Dennoch gibt es Gewalt, Folter und Tod - und das nicht zu knapp. Das tholosianische Imperium ist auf Unterdrückung ausgelegt und hat hierfür sehr spezielle Methoden, auf die ich nicht näher eingehen möchte, um nicht zu viel vorwegzunehmen. 
Ich habe auf jeden Fall schnell in die Geschichte hineingefunden und konnte mir alles recht gut vorstellen. Es ist eine klassische Space Opera mit Reisen durchs All und zu anderen Planeten. Mit überwiegend Frauen als Protagonisten geht diese Reihe allerdings einen anderen Weg als üblich, auch wenn der Rest der Welt patriarchalisch geprägt ist. Es gibt hier Repräsentation von (B)POC, trans, ace, lesbisch, Autismus und Behinderung und das in den meisten Fällen als Protagonisten der Geschichte und nicht in Nebenrollen. Für mich hat sich alles recht harmonisch und glaubwürdig in den Kontext der Geschichte eingefügt. An dieser Stelle wie immer der Hinweis, ich kann nur mein Empfinden wiedergeben, aber nicht wirklich beurteilen, ob es gute Repräsentation ist. Das können nur die tun, die sich einem der repräsentierten Label zuordnen. 
Die Geschichte wird aus fünf unterschiedlichen Perspektiven erzählt und springt dabei immer wieder in der Zeit hin und her. Wir werden in diese Welt geschmissen und nach und nach wird uns die Vergangenheit der Protagonisten offenbart. Alle haben ganz unterschiedliche Rollen im Imperium gespielt, kommen aber in ihrem Wunsch das Imperium zu stürzen im Verlauf der Geschichte immer näher zusammen. Hierhin ist es allerdings ein langer Weg und Geheimnisse müssen erst aus dem Weg geräumt werden. Zuerst hatte ich hier die Befürchtung, das könnte extrem nerven, denn ich hasse nichts mehr als wenn die Lösung für ein Problem ein gutes und ehrliches Gespräch gewesen wäre. Hier hat es gut gepasst, dass manche Dinge erst mit der Zeit offenbart wurden, denn das Team musste eben erst zusammenwachsen und jemanden, den man gerade erst kennengelernt hat, erzählt man ja auch nicht direkt alle seine tiefsten Gedanken. 
Dadurch, dass jede Person aus ihrer Sicht die Geschichte erzählt, sind wir sehr nah an den Gedanken der Protagonisten dran. Ich konnte mich mit jeder ein wenig identifizieren und mit den Erklärungen zu ihrer Vergangenheit ihre Handlungen nachvollziehen. Eine bestimmte Lieblingsperson hat sich für mich allerdings nicht herauskristallisiert. Jede hatte ihre eigene Art, auf die sie mich berührt hat. 
Bei Eris und Cloelia kann ich auch ein wenig näher drauf eingehen, ohne zu viel zu verraten. Beide hatten eine harte Kindheit, die eine im Palast und die andere im Armenviertel von Tholos. Eris Erziehung hat mich erschüttert, Cloelias Doppelmoral, die von dieser Kindheit nichts weiß, hat mich zeitweise genervt, denn sie möchte Eris noch nicht einmal zuhören. Andererseits hat Cloelia ihre gesamte Kindheit gehungert und es gab keinerlei Hoffnung für einen Aufstieg. Eris Entscheidung sich dem Widerstand anzuschließen, trotzt mir einigen Respekt ab, denn man muss sehen, ihr hätte das Imperium gehören können und das als erste Frau auf dem Thron. Ihre Geschichte ist grausam und konnte mich dennoch berühren. 
Was ich ein wenig problematisch finde. Ich habe mich mit diesen Personen identifiziert und einige davon haben in ihrer Vergangenheit sehr viele Menschen/Aliens getötet. Auch in diesem Buch werden Entscheidungen getroffen, die „Kolleteralschäden“ für das große Ganze mit einschließen. Durchaus kein neuer Konflikt für einen Science-Fiction Roman. Hier liegt gleichzeitig auch seine Stärke, denn ich konnte mich mit Fragen auseinandersetzen wie: Können Menschen sich ändern, auch wenn ihnen ihr ganzes Leben das Gegenteil beigebracht wurde? Haben Menschen eine zweite Chance verdient, auch wenn sie schreckliche Taten begangen haben, die eigentlich unverzeihlich sind? Darf man mit einer Person mitfühlen, die Massenmorde zu verantworten hat? Ich bin da immer noch sehr zwiegespalten und zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. 
Was mir zusätzlich ein bisschen gefehlt hat, ist die Mitte. Es gibt in diesem Roman nur Extreme. Es gibt Menschen, die in Rollen gedrängt oder die ausgenutzt wurden, Menschen, die unvorstellbar reich oder unvorstellbar arm sind, aber das dazwischen gibt es kaum. Gibt es in der Welt dieses Buches Menschen, die zufrieden sind, die ein auskömmliches Leben leben und sich mit ihrer Rolle gut arrangieren können? Ich weiß es nicht, denn die Mitte fehlt vollkommen und ich würde von keiner Person in diesem Buch das Leben führen wollen, denn irgendwie war alles grausam.
 
Fazit: Eine Rebellion in einer Welt, die von Extremen geprägt ist. Action, Intrigen und schwierige Missionen haben das Buch spannend gemacht. Ich bin dem Geschehen und den Vergangenheiten der Protagonisten gerne gefolgt, auch wenn dies teils problematisch ist. Eine Reihe, die sicher nichts für jede Person ist, denn Gewalt und Grausamkeit spielen eine große Rolle, wenn auch nicht alles in jedem Detail geschildert wird.

[#WERBUNG]

Titel: Seven Devils
Verlag: Gollancz
Autor*in: Laura Lam
Autor*in: Elizabeth May
Reihe: Seven Devils #1
Erscheinungsdatum: 06.08.2020
ISBN: 9781473225169

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Beim Senden deines Kommentars werden Daten gespeichert. Bitte lese daher die Datenschutzerklärung. Mit Abschicken deines Kommentars erklärst du dich mit dieser einverstanden.