Samstag, 7. August 2021

Rezension: „Die Götter müssen sterben“ von Nora Bendzko

Quelle: Droemer-Knaur
„Die Götter müssen sterben“ ist das Verlagsdebüt von Nora Bendzko, in dem es um das Volk der Amazonen und ihrem Kampf ums Fortbestehen geht. Erschienen ist der Roman im Juni 2021 bei Droemer-Knaur. 

Eine Prophezeiung von Artemis, der Göttin der Jagd, verspricht den Amazonen das Ende ihrer Unterdrückung, doch dafür müssen sie in den Kampf um Troja ziehen. Die Aussicht auf Rache an den Helden, die sie einst zurückschlugen, nährt ihre Kampfeslust, doch die Auserwählte ihrer Göttin spaltet das Volk in unterschiedliche Lager. Ausgerechnet Areto wird gesegnet. Eine Frau, die nicht als Amazone geboren wurde und keine Kriegerin ist. Wie kann es sein, dass ausgerechnet sie das Amazonenvolk in eine glorreiche Zukunft führen soll? Mit ihrem Schicksal hadernd, muss sie sich erst in ihre Rolle einfinden und auch sonst läuft den Amazonen die Zeit davon. Ihr Konflikt könnte dafür sorgen, dass ihr Eingriff in den Trojanischen Krieg zu spät kommt und so für ihren Untergang sorgen. 

Dieses Buch lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Der Klappentext klang spannend, auch wenn ich mit Amazonen bisher nicht viel am Hut hatte. Das Buch geisterte viel durch meine Timeline bei Twitter und bei Erscheinen habe ich es oft bei instagram gesehen. Bücher, die extrem gehypt werden, meide ich eher, aber hier hat mich zusätzlich noch neugierig gemacht, das Pronomen „sier“ mal in Gebrauch zu sehen. 
Der Einstieg in das Buch fühlte sich noch recht bekannt an. Eine patriarchalische Gesellschaft, Frauen kennen genau ihren Platz und werden unterdrückt, da war man allerdings auch noch bei den Griechen. Das Bild wendet sich komplett, sobald man in Themiskyra und bei den Amazonen ankommt. Plötzlich ist alles und jeder queer und es findet sich vieles an diversen Themen wieder, was regelmäßig auf twitter diskutiert wird, zumindest, wenn man da in einer bestimmten Bubble unterwegs ist. Liebe und Sexualität wird sehr frei gelebt, man redet offen darüber, auch mit seinen eigenen Kindern, viele unterschiedliche Sexualpartner sind kein Problem und noch vieles mehr. Stellt euch also auf einige explizite Szenen ein. Obwohl ich darauf vorbereitet war, dass das Buch sehr divers sein wird, hat es mich anfangs dennoch erschlagen. Mit der Zeit legt sich das und es rücken andere Themen in den Fokus. 
In diesem Roman haben Frauen die Macht. Sie werden zu Kriegerinnen ausgebildet, was den Männern wiederum verwehrt bleibt. Sie sorgen sich um ihr Volk und beschützen es. Man sollte meinen, die Welt der Amazonen müsste ein bessere sein und das ist sie auch in manchen Bereichen, dennoch sind auch die Amazonen nicht perfekt und sie leben uns auch nicht das Idealbild einer Gesellschaft vor. Sie sind kriegerisch, haben Blut- und Rachedurst, sie halten Sklaven und Hurenjungen und halten teilweise an barbarischen Traditionen fest. Es gab einige Szenen in diesem Kontext, die ich als problematisch wahrgenommen habe. Andere können das allerdings besser benennen als ich.
Der Schreibstil war insgesamt für mich gut lesbar und auch an die Verwendung des Pronomens „sier“ hatte ich mich schnell gewöhnt. Die Autorin klärt im Nachwort darüber auf, dass es in Wirklichkeit etwas anders genutzt wird als sie es im Buch getan hat. Ich finde das ein bisschen schade, verstehe aber auch die Beweggründe. Aufgefallen ist mir auch, dass das kleine Wörtchen „man“ nur sehr selten verwendet wurde und es waren sicher noch andere Feinheiten im Buch, die mir so nicht aufgefallen sind. Wichtig zu wissen, es wird in diesem Buch teils sehr vulgäre Sprache benutzt. Mochte ich nicht unbedingt, hat mich allerdings auch nicht gestört. 
Der Aufbau der Geschichte war für mich ok. Die Geschichte wird langsam aufgebaut und es werden auch mehrere Sprünge in die Vergangenheit getan, um die Beweggründe einzelner Personen zu erklären. Irgendwie habe ich allerdings auch wieder das Gefühl, dass mir der Klappentext schon wieder zu viel verraten hat. Der Konflikt der Amazonen, der auf dem Klappentext angedeutet wird, nimmt den größten Teil des Romanes ein und man nimmt hier nochmal eine Abzweigung und da nochmal eine, um dann bei 80% endlich mal in Troja anzukommen. Dazwischen waren viele spannende Szenen, keine Frage, aber ich hätte mir die Geschichte ein bisschen konsequenter vorangetrieben gewünscht. 
Gut gefallen haben mir die fantastischen Elemente. Ich mochte es wie die Gottheiten immer wieder in echt in Erscheinung getreten sind, in dem es beispielsweise dunkel wurde oder sich eine Statue verwandelte. Das hatte für mich etwas sehr Atmosphärisches. Allerdings wurde es mir zum Ende hin zu viel an Personal und ich konnte Gottheiten, Halbgötter und Helden nicht mehr wirklich unterscheiden. Es ist hier sehr viel Wissen zur griechischen Mythologie eingeflossen, aber ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, dass man der Geschichte besser folgen kann, wenn man sich schon vorher ganz gut damit auskennt. 
So war es für mich dann auch beim Mitfiebern mit den Personen ganz unterschiedlich. Clete und Areto konnten mich mit ihrer Geschichte berühren, die im gesamten Buch mit am präsentesten sind. Ich mochte Phileas und Callistus. Antianeira, Lacomache und ihre Familie, Penthisilea und Kaystros sind mir im Gedächtnis geblieben, viele habe ich aber bereits wieder vergessen. Bei den Göttern sind mir Artemis, Ares und Eris noch am ehesten im Kopf geblieben. Wenn die Geschichte zum Kampf der Götter geschwenkt ist, ist das eher an mir vorbei gerauscht und ich wusste teilweise auch nicht mehr, wer für welche Seite kämpft. Dementsprechend wenig habe ich an diesen Stellen mitgefiebert. 
Der Roman hat sich das Genre Dark Fantasy redlich verdient. Es geht teilweise sehr brutal und blutig zu und das ist nichts für schwache Nerven. Wenn ihr das nicht mögt, dann lasst die Finger von dem Buch. Es wird teilweise bewusst eine sehr düstere Stimmung erzeugt und auch Depressionen spielen im Buch eine Rolle. Ich kann euch keine Person in diesem Buch nennen, die unversehrt bleibt bzw. ist, sei es nun körperlich oder seelisch. 
Am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Nachwort samt Danksagung, dass uns etwas zur Recherche und die Beweggründe der Autorin zu mancher Darstellung im Buch verrät. Vor dem Beginn der Geschichte gibt es eine Triggerwarnung. Diese wurde an die Geschichte angepasst und als Vorrede der Göttin deklariert. Hat mir persönlich gut gefallen, weil man dann noch besser einschätzen konnte, was auf einen zukommt und es hat definitiv nicht gespoilert, aber ich könnte mir vorstellen, dass Personen, die darauf angewiesen sind, vielleicht nochmals an anderer Stelle eine ausführliche und übersichtliche Liste bevorzugt hätten. 

Fazit: Eine Geschichte, die sich die Einordnung ins Dark Fantasy Genre redlich verdient hat. Brutal und düster wird der Kampf der Amazonen um ihre Zukunft geschildert. Viele diverse Themen sind in diesem Roman vertreten, allerdings gibt es auch einige problematische Szenen. Wer sich für die Welt der Amazonen interessiert und nicht vor Kampfgetümmel und gewaltvollen Szenen zurückschreckt, der findet in Nora Bendzkos Verlagsdebüt mit Sicherheit eine spannende Geschichte.
 
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Titel: Die Götter müssen sterben
Verlag: Knaur TB
Autor: Nora Bendzko
Erscheinungsdatum: 01.06.2021
ISBN: 978-3-426-52611-8 
 
Vielen Dank an netgalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar

1 Kommentar:

  1. Hi!

    Danke fürs Verlinken :)). Darüber hinaus kann ich deine Gefühle gut nachempfinden, dieses "Fest" bei Pan zB war eine Szene, auf die ich auch gut verzichten hätte können, obwohl ich das Buch insgesamt gemocht habe.

    Liebe Grüße
    Ascari

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