Samstag, 10. Oktober 2020

Rezension: „Ministry of Souls - Das Schattentor“ von Akram El-Bahay

Quelle: Lübbe
„Ministry of Souls - Das Schattentor“ ist der erste Teil einer Dilogie von Akram El-Bahay, in der es um die Zwischenwelt, einem Reich der Toten, geht und die durch gewisse Ereignisse in Gefahr gerät. Erschienen ist der Roman Ende September 2020 im Lübbe-Verlag.
 
London, 1850: Es ist ein ungewöhnlicher Tag als der angehende Soulman Jack Smith auf seinen ersten Außeneinsatz geschickt wird. Als Soulman arbeiter er für das Ministerium für endgültige Angelegenheiten und ist dafür verantwortlich die Seelen der Toten in die Zwischenwelt zu bringen. Er wird in den Buckingham Palace geschickt, wo eine Delegation aus einem weit entfernten orientalischen Reich ermordet wurde. Doch eine der Personen lebt noch. Als sich Jack um die Prinzessin kümmern will, wird er von einem Schatten angegriffen. Der einzige Weg sie zu retten, besteht im Brechen eine der wichtigsten Regeln der Soulman und so bringt er die Prinzessin in die Zwischenwelt. Als er sie kurz darauf wieder zurückholen will, ist die Pforte bereits verschlossen und Jack steht vor einem großen Problem.
 
Ich gebe zu, ich war etwas skeptisch, denn London als Schauplatz fand ich ungewöhnlich für den Autor und auch das Cover deutete für mich auf eine ganz andere Art von Fantasy-Geschichte hin als ich es sonst vom Autor gewohnt bin. Meine Ängste waren allerdings unbegründet und spätestens beim Lesen der Leseprobe war ich schon verliebt in diese Geschichte. Akram El-Bahay verbindet die Dilogie geschickt mit einer anderen seiner Reihen, denn dieses Buch stammt aus der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher.
Der Schreibstil zieht einen sofort in die Geschichte hinein. Die Stimmung und die Zeit des Ortes sind gut eingefangen. Man kann sich alles sehr gut vorstellen. Es ist gleichzeitig sehr fantasievoll, aber noch so nah an der Realität dran, dass es fast schon wieder realistisch erscheint und der Autor ist seiner Linie treu geblieben und vermischt wieder einmal unterschiedliche Kulturen auf wunderbare Weise miteinander.
Ich war begeistert von den Ideen, die hier eingeflossen sind. Einige Motive erkennt man aus seinen vorherigen Romanen wieder, diesmal wurden allerdings auch bekannte Aberglauben mit in die Geschichte eingebaut. Es geht im Besonderen um die Zwischenwelt, in der die Seelen der Toten vor ihrer Reise ins Jenseits gebracht werden und um Katzen, denen einiges in Bezug auf den Tod nachgesagt wird. Verbunden wird dies mit sagenhaften Gestalten aus 1001 Nacht und Legenden rund um einen persischen Gelehrten und seine Bücher.
Eingewoben ist das alles in eine äußerst spannende Geschichte, die relativ ruhig startet, einem aber zum Ende hin kaum Luft zum Atmen lässt. Aufgelockert wird das Ganze mit Humor. Ich mochte die teilweise sehr trockenen humoristischen Einlagen und habe mich köstlich amüsiert. Mit dem Tod geht es hier an sich, um ein sehr ernstes Thema, aber der Autor hat es geschafft, dies in ein neues Licht zu rücken. Mir gefiel die Vorstellung von der Zwischenwelt und dem Tod als Fortsetzung des Lebens.
Mit den Personen im Buch habe ich mitgefiebert. Jack, der angehende Soulman, ging mir bisweilen manchmal etwas mit seiner Art auf die Nerven. Man merkt dennoch schnell, dass er das Herz am rechten Fleck hat und nicht auf den Kopf gefallen ist, auch wenn er sich manchmal etwas begriffsstutzig gibt. Seine Wehrhaftigkeit und der unbedingt Wille die Prinzessin zu retten, hat mir sehr imponiert.
Die Prinzessin ist natürlich keine gewöhnliche Prinzessin. Sie lässt sich von den Motiven ihres Vaters leiten,ist äußerst intelligent und kann kämpfen, wenn es sein muss.
Mein heimlicher Held dieser Geschichte ist allerdings der Archivar Oz. Er kommt erst sehr unscheinbar daher, als Nerd, der in seinen Büchern lebt, aber ich verspreche euch, von ihm könnt ihr einiges erwarten und auch der Geist Agathas ist mir sehr ans Herz gewachsen. Die Dame möchte nicht wirklich von der echten Welt Abschied nehmen und ist manchmal echt schlagfertig.
Die Liebesgeschichte in diesem Buch ist mein einziger Kritikpunkt. Sie wirkte auf mich klischeehaft und es ging mir deutlich zu schnell. Vielleicht gibt es hier im zweiten Band nochmal eine Erklärung, warum sich gerade diese beiden Personen ineinander verlieben, aber der Funke in dieser Hinsicht ist bei mir nicht übergesprungen.
Das Ende dieses ersten Teiles ist gelungen. Das Buch endet in gewisser Weise mitten in der Geschichte, der Handlungsbogen des ersten Teils wurde allerdings zu einem guten Ende geführt und in Teil zwei kann man dann mit frischen Kräften starten. Ich bin gespannt, welche Geheimnisse die Zwischenwelt noch so zu bieten hat.
 
Fazit: Ein toller Start in eine neue Reihe, in der es um den Tod und das Danach geht. Auch wenn die Aufmachung etwas irreführend ist, so hat Akram El-Bahay wieder einmal bewiesen, dass er Einflüsse aus unterschiedlichen Kulturen wunderbar miteinander verweben kann. Empfehlenswert für alle, die spannende und fantasievolle Geschichten mit einer gehörigen Portion Humor mögen.
 
Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
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Titel: Ministry of Souls - Das Schattentor
Verlag: Lübbe
Autor: Akram El-Bahay
Reihe: Ministry of Souls #1
Erscheinungsdatum: 30.09.2020
ISBN: 978-3-404-20965-1

Vielen Dank an netgalley und den Verlag für die Bereitsstellung des Rezensionsexemplars.

3 Kommentare:

  1. Hallo Moni,

    das Buch klingt sehr reizvoll. Ich habe "Die Stadt der Bücher" von ihm gelesen und mochte die Welt in die er uns entführte, allerdings hatte ich das Gefühl, dass der Fokus stärker auf der Welt, als den Figuren lag. Klingt bei dir, als wre es in diesem Buch besser

    Liebe Grüße
    Stephanie

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    1. Hey Stephanie,

      Oder ich empfinde das glaube ich anders. Auch in dieser Reihe ist viel drin, was für mich Akram El-Bahay ausmacht. Es werden unterschiedliche Kulturkreise miteinander verbunden und wenn man all seine anderen Bücher gelesen, erkennt man in diesem Buch einiges wieder. Es fehlen eigentlich nur die eingeschobenen Geschichten.

      LG, Moni

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  2. Liebe Moni,

    Akram bleibt seiner Linie also weiterhin treu. Das freut mich und verbinden die LeserInnen inzwischen auch mit ihm.
    Danke für die Vorstellung.

    Liebe Grüße
    Tina

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