Samstag, 7. September 2024

Rezension: „The Golem and the Djinni“ von Helene Wecker

The Golem and the Djinni von Helene Wecker
Quelle: Harper Collins
„The Golem and the Djinni“ ist der Debütroman von Helene Wecker. In diesem Fantasy-Roman geht es um Chava und Ahmad, die versuchen ihre wahre Natur zu verbergen und die in einer Welt zurechtkommen müssen, die nicht für sie gemacht ist. Erschienen ist der Roman 2013 bei Harper Collins auf englisch und bei Hoffmann und Campe auf deutsch. 

New York, 1899: An diesem Ort begegnen sich Chava und Ahmad, deren Schicksal seit Jahrhunderten miteinander verknüpft sind. 
Chava wird von einem Rabbi als Golem erschaffen und soll als Ehefrau für einen Tischler fungieren, der nach Amerika auswandert. Doch dieser stirbt auf der Überfahrt und so besitzt Chava keinen Meister mehr. Ihre Natur ist es zu dienen und die Wünsche ihres Meisters zu erfüllen, doch ohne Meister kann sie die Wünsche und Sehnsüchte aller Menschen spüren. 
Ahmad wird nach vielen Jahrhunderten aus seinem Gefängnis befreit. Er war gefangen in einer Kupferflasche und ist auch nach seiner Befreiung an die menschliche Form gebunden. Sein neues Leben in menschlicher Gestalt gefällt ihm nicht, denn früher konnte er seinen eigenen Wünschen nach Lust und Laune nachgehen. 
Auf seinen Streifzügen durch New York begegnen sich die beiden Wesen eines Tages zufällig. Chava, ein Golem und die Frau aus Ton und Ahmad, der Dschinn, eine Kreatur aus Feuer. Trotz ihrer unterschiedlichen Natur entdecken die beiden auch Gemeinsamkeiten und so helfen sie sich gegenseitig sich in der Welt der Menschheit zurechtzufinden bis der Zauber, der ihrer beiden Schicksal miteinander verband, gnadenlos zuschlägt. 

Bei diesem Buch wusste ich gar nicht genau, wo ich das Buch genretechnisch einordnen soll und ich habe mich wegen der Wesen aus unterschiedlichen Mythologien erstmal einfach nur für Fantasy entschieden. Dadurch, dass es 1899 spielt, ist es auch ein wenig historisch. Daüber hinaus spielt es in New York und integriert die beiden mythischen Wesen in die reale Welt, von daher würde für mich auch Urban Fantasy passen. 
Den Start ins Buch fand ich recht ruhig. Die Ausgangslage, dass beide Wesen sich in New York begegnen können, wird geschaffen. Hierbei wird die Natur der beiden Wesen erläutert, so dass dieses Buch auch ohne Vorkentnisse zu den mythologischen Wesen gelesen werden kann. Ich war fasziniert vom Geschehen und gespannt darauf, wie sich das alles entwickeln wird. 
Den Spannungsbogen fand ich lange recht gleichbleibend. Ich habe die Figuren und ihre Herausforderungen immer mehr kennen gelernt und erst zum Ende hin, setzt sich das Puzzle zusammen und eine gewisse Spannung kommt auf. Dieses Buch ist also kein absoluter Pageturner und dennoch hat es für mich letzten Endes gut funktioniert. 
Das Buch hat unterschiedliche Ebenen und Erzählstränge und es dauert lange bis diese zusammenfinden. Lange Zeit geht es einfach nur darum, wie Golem und Dschinn mit ihrer jeweiligen Natur umgehen. Chava, die Golem-Frau, kann nicht die Wünsche und Sehnsüchte aller Menschen erfüllen und muss lernen, wie sie entscheidet, was sie erfüllt und was sie ignoriert. Ahmad, der Dschinn, wiederum ist das genaue Gegenteil. Sonst immer auf seine eigenen Bedürfnisse bedacht, ist nun in seiner menschlichen Form gefangen. Als beide sich begegnen, gehen sie in den Austausch und lernen so die Menschheit noch besser kennen. Dieses Buch ist also auch eine Geschichte der Menschen und welche Überlegungen bei unseren Entscheidungen eine Rolle spielen. 
Im Hintergrund wirkt allerdings noch der Erzählstrang, der von der Vergangeheit des Dschinns erzählt oder beispielsweise auch die Geschichte des Eisverkäufers, der niemandem in die Augen schauen kann. Am Ende erfüllen alle Figuren, die wir in diesem Buch begegnen, einen bestimmten Zweck, der sich so richtig erst am Ende des Buches erschließt und wenn ich länger darüber nachdenken würde, würden mir mit Sicherheit noch weitere Dinge einfallen. 
Ahmad und Chava sind mir im Verlauf der Geschichte ans Herz gewachsen. Ich mochte ihre Begegnungen und Gespräche sehr. Ich mochte es, wie die Wertschätzung für den jeweils anderen immer mehr steigt und sie das zunächst gar nicht richtig merken. Es ist eine Freundschaft zwischen zwei Wesen, die kaum unterschiedlicher sein könnten und die sich dennoch mit Respekt begegnen und sich gegenseitig zum Reflektieren des eigenen Verhaltens anregen. 
Ich mochte allerdings auch sehr den Einblick in andere Kulturen, die mir die Nebenfiguren beschert haben. Größtenteils spielt das Buch in Stadtteilen New Yorks, die von Einwander*innen geprägt sind. In Chavas Fall ist es die jüdische Community und bei Ahmad die syrische Community, die ihre jeweiligen eigenen Konflikte mitbringen. Mir hat das auch wieder sehr gut gespiegelt, dass meine unterbewusst gemachten Annahmen falsch sein können und es sich lohnt diese zu hinterfragen. 
Insgesamt unterscheidet sich das Buch sehr von den Büchern, die ich sonst so lese und ich mag es sehr, was das Buch mir gegeben hat. Ich habe mir während des Lesens so einiges gewünscht, das nicht erfüllt wurde und doch mag ich die Entwicklungen, die das Buch genommen hat, weil es ein Weg war, den ich so gar nicht gesehen habe, mit dem ich mich allerdings gut arrangieren kann als Alternative. 

Fazit: Ein Buch, bei dem es sich lohnt dranzubleiben und das einen zum Nachdenken anregt über das Leben und die Entscheidungen, die wir treffen. Gleichzeitig hat es fantastische Elemente und lässt einen so besondere Wesen wie Golem und Dschinn kennenlernen. Empfehlenswert für alle, die die Mischung aus Fantasy, Großstadt und historischem Setting anspricht.

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Titel: The Golem and the Djinni
Verlag: Harper Collins
Autor*in Helene Wecker
Erscheinungsdatum: 13.03.2014
ISBN: 9780007480197

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