Samstag, 14. September 2024

Rezension: „The Lost Daugters of Ukraine“ von Erin Litteken

The Lost Daughters of Ukraine von Erin Litteken
Quelle: Boldwood
„The Lost Daughters of Ukraine“ von Erin Litteken erzählt von der wechselvollen Geschichte der Ukraine während des zweiten Weltkrieges und was Familien in dieser Zeit widerfahren ist, hierbei kommen auch Personen aus dem Roman „The Memory Keeper of Kyiv/Denk ich an Kiew“ vor. Erschienen ist der Roman auf englisch bei boldwood books im April 2023 und unter dem Titel „ Wären wir Vögel am Himmel“ auf deutsch bei Lübbe. 

Ukraine, Sommer 1941: Die Leben von Halya, Liliya und Vika werden sich aufs engste miteinander verbinden. Schon während des Holodomor hat jede von ihnen geliebte Menschen verloren, doch während sich die Front zwischen den Sowjets und der Wehrmacht immer wieder verschiebt, wird ihre Kraft und Durchhaltevermögen erneut auf eine harte Probe gestellt. Vika hat ihre Familie schon einmal zurückgelassen und steht nun erneut vor der Entscheidung, ob es besser ist in Wolhynien zu bleiben oder nach Westen zu fliehen. Liliya hat Familie und Freunde an unterschiedliche Parteien in diesem Krieg verloren. Als sie als Zwangsarbeiterin nach Deutschland verschleppt wird, muss sie sich entscheiden, ob es sich weiterhin lohnt für dieses Leben zu kämpfen. Trotz der Versuche ihrer Mutter Katya, wird Halya letztendlich doch nach Deutschland verschleppt. Auf sich allein gestellt, muss sie versuchen, diesen Krieg zu überleben. 

Da mich „The Memory Keeper of Kyiv“ mit kleineren Abstrichen überzeugen konnte, wollte ich natürlich auch dieses Buch lesen und ich kann sagen, dass ich mittlerweile, die Liebesgeschichte aus dem vorherigen Band zu schätzen weiß. War es mir manchmal ein wenig zu kitschig, so hat es doch für kleine Verschnaufpausen bei den schrecklichen Ereignissen gesorgt. 
Ich musste bei den Personen ein wenig überlegen, ob ich diese schon aus dem Vorgänger kenne, bin aber an sich sofort in der Geschichte drin gewesen. Obwohl hier unterschiedliche Szenen aneinandergereiht werden, schafft es die Autorin immer wieder kraftvolle Bilder zu finden, die mich als Leserin in seinen Bann gezogen haben. 
Ich habe schon einige Sachbücher zum zweiten Weltkrieg oder auch der Geschichte der Ukraine gelesen. Die Ereignisse in diesem Roman haben mich daher weniger überrascht, aber ich merke sehr deutlich, dass diese Sachbücher mir dabei geholfen haben, die Konflikte in diesem Roman besser zu verstehen. Der Roman ist thematisch sehr breit aufgestellt. Es geht um die Besatzung der Ukraine durch Nazi-Deutschland, die Hilfspolizisten, die den Nazis geholfen haben, den Kampf um die Unabhängigkeit der Ukraine, ukrainischen Nationalismus, den Hass zwischen Pol*innen und Ukrainer*innen, die Verschleppung von Kindern als Zwangsarbeiter*innen nach Deutschland, die Bombennacht von Dresden und den Lagern für displaced persons in Deutschland. 
Jedes dieser Themen bringt seine eigenen schrecklichen Ereignisse mit sich und so ist dieses Buch fast durchgehend Leid und Schmerz. Es gibt immer mal wieder kleine Ereignisse, die für etwas Erleichterung sorgen, um dann wieder vom nächsten schrecklichen Ereignis überschattet zu werden. Mir hat es sehr gut gefallen, mal einen Roman zu lesen, der nicht die deutsche Perspektive in den Mittelpunkt stellt. Es ist ein Perspektivwechsel, der sich lohnt und mir ein komplexeres Bild dieser Zeit vermittelt hat. 
Ich habe die ganze Zeit mit allen Personen in diesem Buch mitgefühlt und mir war fast durchgehend zum heulen zumute beim Lesen. Halya, Liliya und Vika bringen jeweils ihre eigenen Erfahrungen mit, mit denen man sich identifizieren kann. Vika ist eine Mutter, die ihre Familie und insbesondere ihre Kinder, so gut es geht schützen will. Liliya ist eine junge Erwachsene, die in diesem Krieg bereits Menschen verloren hat und dadurch abgestumpft ist und dennoch immer wieder neue Verbindungen findet, die sie die Kraft finden lassen weiterzukämpfen. Halya ist noch ein Kind, das plötzlich ganz auf sich allein gestellt ist und deren Leben von Hunger und Leid geprägt ist und die dennoch in dieser schweren Zeit neue Menschen findet, die ihr den dringend benötigten Zusammenhalt schenken. 
Am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Nachwort, in dem die Autorin darauf eingeht, was Fiktion und was Wahrheit ist. Die Geschichte ist stark von der Geschichte ihrer Familie inspiriert. Dennoch hat die Autorin auch einige Sachbücher zu unterschiedlichen Themen im Buch gelesen und die Erkenntnisse daraus in ihrem Roman verarbeitet. 

Fazit: Ein extrem berührender Roman, der einem das Leid und den Schmerz dieser Menschen sehr nahe bringt und mir einen weniger bekannten Teil der Historie näher gebracht hat. Ich finde, man sollte beim Lesen dieses Buch in einer stabilen mentalen Verfassung sein. Es ist aber auch ein wichtiges Thema, mit dem man sich auseinandersetzen sollte. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung.

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Titel: The Lost Daughters of Ukraine
Verlag: Boldwood Books
Autor*in: Erin Litteken
Erscheinungsdatum: 24.04.2023
ISBN: 9781804157725

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