Samstag, 30. September 2023

Rezension: „Die Kathedrale des Königs“ von Claudius Crönert

Die Kathedrale des Königs von Claudius Crönert
Quelle: Ullstein
„Die Kathedrale des Königs“ von Claudius Crönert erzählt vom Bau der Westminster Abbey in England im 13. Jahrhundert. Erschienen ist der Roman im August 2023 bei ullstein im Rahmen einer historischen Romanreihe über Baumeister. 

Reims, 1260: Ein Brief erreicht Henri in Reims, der ihn dazu auffordert nach England zu kommen und eine Kathedrale für Heinrich den III zu bauen. Henri entschließt sich seine Chance beim Schopfe zu packen, auch wenn die Einladung eigentlich seinem Dienstherren Henri von Reims galt. Zusammen mit dem Mönch Archibald bricht er nach London auf und gerät auf der Überreise in ein heftiges Unwetter. In seiner Angst gibt er Gott ein Versprechen: Henri schwört eine unverwechselbare Kirche zu bauen, wenn er nur heil am Ziel ankommt und seine Lüge nicht auffliegt. Nichtsahnend, dass seine Entscheidung noch viele weitere Prüfungen für ihn bereit hält. Eine Rebellion zwischen dem König und seinen Baronen bedroht den Fortgang der Bauarbeiten immer wieder und auch die verbotene Liebe zu einer jungen Baronin erschweren sein Leben. 

Im Rahmen einer Leserunde und eines Buddyreads habe ich diesen Roman erkundet. Es handelt sich hierbei auch endlich mal wieder um einen Roman, der im Mittelalter spielt und der sich dadurch von der Masse der erscheinenden Familiensagas abhebt. 
Ich bin zunächst gut in die Geschichte reingekommen und fand es toll, dass es direkt mit den Ereignissen vom Klappentext los geht. Ich konnte mir die Ereignisse gut vorstellen und mochte die Bilder, die dabei in meinem Kopf entstanden sind. 
Der Spannungsbogen war für mich ok. Es gibt drei unterschiedliche Stränge, die miteinander verbunden sind. Einmal geht es um den Bau der Westminster Abbey und die Herausforderungen, die sich dabei ergeben. Dann geht es um einen Streit zwischen den Baronen und Heinrich III. und die politische Lage insgesamt. Zuletzt haben wir noch eine Liebesgeschichte über Standesgrenzen hinweg, die einen Teil des Geschehens ausmacht. 
Festhalten kann ich in diesem Zusammenhang, dass mir der historische Part deutlich besser gefallen hat als der fiktive. Ich fand es spannend zu lesen, wie eine Baustelle im Mittelalter organisiert war und welche Probleme in diesem Zusammenhang gelöst werden mussten. Überraschend für mich war, dass dort auch Frauen als Handwerkerinnen angestellt waren. 
Der fiktive Part hat mich leider so überhaupt nicht bekommen und das obwohl ich verstehe, warum manche Gegebenheiten so konstruiert wurden. Die Liebesgeschichte habe ich überhaupt nicht gefühlt. Die sehen sich dreimal flüchtig und es ist DIE große Liebe. Das weitere Drama im Zusammenhang hiermit hat mich nur dazu veranlasst, mit den Augen zu rollen. Da kam ich mit Archies fiktiver Geschichte noch besser zurecht, auch wenn mir nicht alle Entwicklungen gefallen haben. 
Den Personen bin ich insgesamt interessiert gefolgt, aber niemand konnte mich so ganz für sich einnehmen. Henri war ein fähiger Baumeister, der bei der Führung der Baustelle seine Stärken ausspielen konnte. Bei seinen privaten Problemen hat er nicht so viel Geschick und Durchsetzungsvermögen gezeigt. Carol soll als starke, selbstbewusste Frau rüberkommen, was in Teilen durchaus klappt. Entgegen der Beschreibung im Buch habe ich sie aber nicht als Frau empfunden, die weiß, wo ihr Platz ist, wenn es drauf ankommt. Am sympathischsten von allen war mir glaube ich noch Archie. Sein Vertrauen in die Welt und den Verlauf der Dinge, gibt ihm eine gewisse Gelassenheit. Er ist fest in seinem Glauben, vertraut bei seinen Handlungen allerdings auch auf seinen Verstand. Carols Bruder Oliver fand ich sehr widersprüchlich. Diese haben am Anfang noch ein enges Verhältnis, doch dann ändert er sich von heute auf morgen und stellt seine Bedürfnisse rücksichtslos vor die seiner Schwester. Die beiden haben von heute auf morgen einfach gar keinen Zugang mehr zueinander. 
Das hier viel Recherche im Buch steckt zu den historischen Gegegebenheiten habe ich auf vielen Seiten gemerkt. Im Nachwort wird darüber hinaus Fiktion von Wahrheit getrennt. Durch die Leserunde, die Claudius Crönert begleitet hat, haben wir noch einige Zusatzinformationen zur Recherche und der Herangehensweise des Autors erfahren. 

Fazit: Ein solider historischer Roman über den Bau der Westminster Abbey, bei dem die Herausforderungen einer mittelalterlichen Baustelle herausgearbeitet werden. Mir hat der historische Part deutlich besser gefallen. Die Liebesgeschichte konnte mich leider absolut gar nicht erreichen. Fans von Mittelalterromanen können hier nicht viel falsch machen und werden mit Sicherheit ganz gut unterhalten.
 

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Titel: Die Kathedrale des Königs
Verlag: Ullstein
Autor*in: Claudius Crönert
Erscheinungsdatum: 31.08.2023
ISBN: 9783548068305

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