Samstag, 3. September 2022

Rezension: „The Beekeeper of Aleppo / Das Versprechen des Bienenhüters“ von Christy Lefteri

Quelle: Blanvalet
„The Beekeeper of Aleppo“ von Christy Lefteri erzählt von Nuris und Afras Flucht aus Aleppo nach Großbritannien. Erschienen ist der Roman erstmals 2019 bei Zaffre. Die deutsche Version ist im Juli 2021 unter dem Titel „Das Versprechen des Bienenhüters“ erschienen. 

Nuri ist Bienenhüter. Er lebt im syrischen Aleppo gemeinsam mit seiner Familie ein glückliches Leben. Doch dann bricht der Bürgerkrieg aus und Sami, Nuris Sohn, wird bei einem Bombenanschlag getötet. Afra, seine Frau, erblindet auf Grund der schrecklichen Ereignisse. Sie beschließen zu fliehen, da es in ihrer Heimat keine Zukunft mehr gibt. Auf ihrem Weg begleiten sie die Erinnerungen an ihren Sohn und das einstmals idyllische Leben in Syrien. Angetrieben von der Hoffnung mit Nuris Cousin und den Bienen ein neues Leben in Großbritannien aufbauen zu können, ertragen die beiden die vielen Herausforderungen, die sich ihnen auf dem Weg über die Türkei und Griechenland in den Weg stellen. Sie müssen nicht nur den Weg in ein neues Leben und ein neues Land schaffen, sondern zusätzlich zu sich selbst und zueinander. 

Dieses Buch habe ich irgendwann mal auf goodreads gesehen und ich fand es klang irgendwie interessant und ist eine Abwechslung zu den Büchern, die ich sonst so lese. Ich habe das Buch auf englisch gelesen. Unten werde ich euch allerdings die deutsche Version verlinken, da ich leider nur Buchhandlungen und keine Verlagsseite auf englisch zum Buch finde. 
Das Buch ist aus der Sicht Nuris geschrieben, der sich an das Leben in Aleppo erinnert und von seiner Flucht nach Großbritannien erzählt. Ich mochte es sehr, wenn er das Leben in Aleppo und mit den Bienen beschrieben hat, wenn er von seiner Frau erzählt und wie er sich in sie verliebt hat. Im Kontrast dazu steht der Bürgerkrieg und ihre Flucht. Die Geschichte wird eindringlich und düster, nur gespickt von den Gedanken der Hoffnung und das jemand am Ende der Reise auf sie wartet. 
Anfangs hatte ich etwas Probleme in die Geschichte rein zu finden. Ich musste erst mal ankommen und mich mit Nuri akklimatisieren und der Wechsel zwischen den Perspektiven war für mich zuerst irgendwie nicht so eindeutig zu erkennen, obwohl diese doch recht deutlich gekennzeichnet sind. Zumindest in meiner englischen Ausgabe gab es Ornamente mit einem Wort darin, dass den Absatz davor beendet und mit dem der nächste Absatz und die neue Perspektive beginnt. Im gedruckten Buch kann ich mir das richtig gut vorstellen. In meiner digitalen Version war die Funktion klar, aber es hat an Schönheit eingebüßt. 
An sich die Symbolik in diesem Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Bienen und ihr Verhalten sind immer wieder im Roman eingebaut und ziehen sich so durch die ganze Geschichte und auch die ambivalente Dynamik mit dem jungen Mohammed hat mir gefallen. Das hat für mich Tiefe in die Geschichte gebracht und gerade über die Bienen habe ich mich doch immer wieder gefreut. 
Was Nuri und Afra auf ihrer Flucht erleben, hat mich berührt, wenn auch nicht überrascht. Wir haben fast alle schon mal davon gelesen, was alles auf einer Flucht übers Mittelmeer passieren kann oder von den Schmugglern, die viel Geld wollen, für eine Flucht deren Ausgang ungewiss und deren Erfolg nicht garantiert ist. In diesen Berichten geht es allerdings meist sachlicher zu und so kann man diese Ereignisse besser verdrängen und von sich wegschieben. Bei diesem Buch habe ich mich doch mehr dabei beobachtet, dass ich über diese Themen anders nachdenke, wo sie für mich mit einem konkreten, wenn auch fiktiven, Schicksal verbunden sind. 
Dieser Roman erzählt von der zermürbenden Wirkung des Krieges, erzählt von Traumata, Träumen, der Sehnsucht nach der Heimat und er erzählt von den verschiedenen Menschen, denen man auf einer Flucht begegnen kann. Den Menschen, die jede Hoffnung verloren haben, den Kindern, die ihre Freude verlieren, den Menschen, die scheitern und irgendwo auf ihrer Flucht stecken bleiben, von Kriminellen, die die Notsituation der Flüchtenden ausnutzen, von den Helfern, die oftmals nur wenig tun können und den Helfern, die an der schieren Anzahl an Flüchtenden abstumpfen. Ihr merkt das Buch hat also sehr viele ernste und traurige Themen, dennoch hat Christy Lefteri es geschafft, das ich der Geschichte gerne gefolgt bin und mich diese vielen traurigen Ereignisse nicht vollends runter gezogen haben. Irgendwo schwingt dann doch immer ein Lichtblick und etwas Hoffnung im Buch mit. 

Fazit: Ich kann dieses Buch sehr empfehlen, wenn ihr gerne einen Roman zum Thema Flucht lesen möchtet, in dem immer auch Hoffnung mitschwingt. Nuri und Afra sind fiktiv, beruhen aber auf echten Fluchtgeschichten. Ich habe ihre Geschichte gerne gelesen und konnte einiges für mich mitnehmen.
 

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Titel: Das Versprechen des Bienenhüters
Verlag: Blanvalet
Autor: Christy Lefteri
Übersetzer: Bettina Spangler
Erscheinungsdatum: 19.07.2021
ISBN: 978-3-7341-0954-6

2 Kommentare:

  1. Liebe Moni,
    ich hatte mir mehr von diesem Buch erwartet. Ich habe es schon vor einiger zeit gelesen. Hier siehst du das hardcover, das wirklich sehr schön gestaltet ist und meine Neugierde geweckt hat (neben dem Klappenetxt).
    https://martinasbuchwelten.blogspot.com/2019/10/das-versprechen-des-bienenhuters.html

    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Schade, dass es dir nicht so gut gefallen hat. Vielleicht lag es bei mir auch an der Sprache. Ich hab es ja im Original auf englisch gelesen. Das macht manchmal viel aus. Es waren viele Kleinigkeiten, die mich letztendlich auch für sich einnehmen konnten. Ich fand es schön wie wertschätzend er von seiner ersten Begegnung mit seiner Frau geredet hat zum Beispiel.

      LG, Moni

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