Samstag, 18. Januar 2020

Rezension: „Der Herzog von Aquitanien“ von Mac P. Lorne

Quelle: Droemer-Knaur
In „Der Herzog von Aquitanien“ erzählt Mac P. Lorne von Eudo, dem Herzog Aquitaniens im 8. Jahrhundert, und der Verteidigung seines Herrschaftsgebietes gegen die Mauren. Erschienen ist der Roman im November 2019 bei Droemer-Knaur.

Aquitanien, 8. Jahrhundert: Herzog Eudo träumt davon sein Herzogtum in ein unabhängiges Königreich mit ihm als König zu verwandeln, doch der Weg dorthin ist schwer. Um sein Ziel zu erreichen, muss er sich von seinem Lehnsherren, dem Merowinger-König der Franken, der durch seine Hausmeier vertreten wird, lösen. Darüber hinaus haben im Süden die Mauren das Visigotenreich im Handstreich genommen und bedrohen nun die Südgrenze. Um diese zu schützen, verheiratet er seine Tochter mit dem Berberfürsten Munuza. Mit ihm an seiner Seite kann er die erste große Offensive der Mauren Aquitanien zu erobern abwehren. Doch das Glück soll in vielerlei Hinsicht nicht auf seiner Seite bleiben.

Ich habe schon einige gute Romane des Autors gelesen und so war ich auch diesmal neugierig zu erfahren, welche Geschichte hier ausgegraben worden ist. Aus dem 8. Jahrhundert habe ich noch nicht viel gelesen und daher gab es hier sehr viel für mich zu entdecken.
Angefangen beim Personenverzeichnis, das viele ungewöhnliche Namen für mich bereithielt, wie z.B. Lampegia oder auch Chilperich. Letzteres klingt ein bisschen wie ein Name für einen Vogel für mich. Ich lese diese Namensauflistung gerne am Anfang eines Buches, weil diese schon kleinere Informationen zur Geschichte enthält und man so ein wenig spekulieren kann, was passieren wird.
Der Einstieg ins Buch ist ganz gut gelungen, geht es doch direkt spannend und mit einem wichtigen historischen Ereignis los, dennoch hatte ich schnell Probleme mit den vielen Informationen, die auf mich eingeprasselt sind. Hinzu kam noch, dass ich lange Zeit keine wirkliche Person zum mitfiebern für mich gefunden habe und so zog sich die erste Hälfte des Buches sehr für mich hin. Ich kann aber an dieser Stelle schon sagen, es lohnt sich durchzuhalten.
Wenn man die Grundprämisse dieses Romanes und die vielen Informationen hierzu erstmal durchdrungen hat, dann wird es besser. Als sich die Wege Eudos und Munuzas zu kreuzen beginnen, fing ich langsam an, mich besser in die unterschiedlichen Personen hineinversetzen zu können. Sowohl Munuza als auch Eudo sind sehr interessante Personen.
Eudo konnte mich mit seiner umsichtigen und klugen Art zu herrschen von sich überzeugen. Manchmal erschien mir seine Art des Denkens fast schon ein wenig zu modern, aber ich mochte es sehr gerne, dass ihm seine Kinder wirklich wichtig sind und sie das nötige Rüstzeug fürs Leben mitbekommen. Darüber hinaus war er aber auch ein guter Stratege, der die politischen Verhältnisse mit Leichtigkeit durchschauen konnte.
Munuza konnte mich mit seiner gemäßigten Einstellung zur Religion und seiner umgänglichen Art von sich überzeugen. Ich fand es eine gelungen Abweichung von dem unbändigen Willen der Araber ihre Religion mit dem Schwert zu verbreiten und absolut keine Toleranz in dieser Hinsicht zuzulassen. Die Araber kommen in diesem Buch charakterlich gesehen eher schlecht weg, was mit Sicherheit etwas stereotyp ist. Mit dem Druck aus dem Kalifat ist ihre Vorgehensweise in gewisser Weise aber auch nachvollziehbar.
Der gesamte Roman hat mir einen sehr interessanten Einblick in die Ereignisse jener Zeit verschafft. Angefangen bei der Eroberung Spaniens durch die Mauren über das Verhältnis der unterschiedlichen Völker innerhalb der Mauren (Araber und Berber) zueinander bis hin zur ungewöhnlichen Form des Regierens durch Hausmeier im Frankenreich. Die ganzen Belagerungen, Kämpfe und Beutezüge waren mir manchmal ein bisschen zu viel, aber man merkt diesem Buch an, dass viel Recherche hineingesteckt worden ist und der Autor wahrscheinlich seine liebe Not hatte, welche Informationen unbedingt ins Buch müssen und welche nicht.
In diesem Roman konnte ich tatsächlich nicht das typische Vorgreifen feststellen, dass mich zu den kommenden Ereignissen spoilert und mir so den Spaß an den folgenden Seiten nehmen konnte. Wenn ein bisschen in der Geschichte vorgegriffen wurde, so wurde es gut gesetzt und hatte interessante Informationen parat.
Abgerundet wird das Ganze durch ein ausführliches Nachwort sowie einem Personenverzeichnis, einem Glossar, einer Zeittafel und einer Karte im Buchumschlag. Extras, die ich in historischen Romanen sehr zu schätzen weiß und denen ich gerne zusätzliche Zeit widme.

Fazit: Ein historischer Roman, aus dem ich viel Neues an geschichtlichem Wissen für mich mitnehmen konnte, auch wenn es mich anfangs etwas erschlagen hat. Das Durchhalten lohnt sich und es ist gut nachvollziehbar, warum der Autor gerade Eudo in den Mittelpunkt gestellt hat. Empfehlenswert für alle, die gut recherchierte historische Romane zu schätzen wissen und gerne etwas zur Eroberung des Abendlandes durch die Mauren erfahren möchte.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
Klusi liest

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Titel: Der Herzog von Aquitanien
Verlag: Knaur TB
Autor: Mac P. Lorne
Erscheinungsdatum: 04.11.2019
ISBN: 978-3-426-52275-2

3 Kommentare:

  1. Hallo Moni, danke für die genaue und informative Rezension, ich hatte das Buch auch schon im Hinterkopf, werde es aber ein wenig nach hinten schieben. Zuviel Geschichte mit sehr vielen Personen liegt mir nicht. Ich brauch immer eine Person, mit der ich mich identifizieren kann und der ich begeistert folge....
    Ganz liebe Grüsse
    Angela

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  2. Hallo Moni,
    da ging es mir ähnlich, wenn du schreibst, dass dich die vielen Informationen anfangs etwas erschlagen haben. :-) Ich habe deine Rezi mal unter meiner verlinkt, hoffe das ist okay für dich?
    Liebe Grüße
    Susanne

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    1. Ja, mach das gerne und ich werde dich später bei mir auch verlinken. Über die Google-Suche hatte ich nicht wirklich Rezensionen gefunden.

      LG, Moni

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