Samstag, 27. April 2019

Rezension: „Die ferne Hoffnung“ von Ellin Carsta

Ellin Carsta - Die ferne Hoffnung
Quelle: Amazon Publishing
Ellin Carsta erzählt in „Die ferne Hoffnung“ die Geschichte der Familie Hansen. Eine große Familiendynastie, die Ende des 19. Jahrhunderts Kaffee verkauft. Erschienen ist der erste Teil dieser Saga im Februar 2018 bei Tinte & Feder von Amazon Publishing.

Hamburg, 1888: Es ist der 65. Geburtstag von Peter Hansen als dieser sich entschließt seinem Leben ein Ende zu setzen. Das Kaffeekontor befindet sich in einer schwierigen Lage und ist fast bankrott. Seine drei Söhne Robert, Georg und Kahl stehen vor einem Scherbenhaufen. Doch sie fassen einen mutigen Plan, um das Familienunternehmen zu retten. Sie setzen all ihre Hoffnungen auf die steigende Nachfrage nach Kakao. Robert geht mit seiner Familie ins weit entfernte Kamerun, um dort eine Kakao-Plantage zu bewirtschaften. Karl zieht es nach Wien, wo die Nachfrage nach dem süßen Getränk sehr stark ist und Georg bleibt in Hamburg und zieht mit seinen Lagerflächen von dort aus die Fäden.

Mir hat die Lesung im Ägyptischen Museum auf der Leipziger Buchmesse so gut gefallen, dass ich dieser Reihe auf jeden Fall eine Chance geben wollte. Dort hat die Autorin aus dem dritten Teil gelesen, ohne zu viel von den vorherigen Bänden zu verraten. Ich war neugierig auf die Geschichte, die das Thema des Kolonialismus in Afrika mit aufgreift.
Der Schreibstil war gut und flüssig zu lesen, so dass ich schnell bis zur Hälfte des ersten Teiles vorgeprescht war, dennoch bin ich nicht zu 100% vom Schreibstil überzeugt, auch wenn ich nicht genau benennen kann, woran das liegt. Vielleicht lag es an der vielen wörtlichen Rede oder der teilweise szenischen Darstellung, aber ganz warm geworden bin ich damit nicht.
Der Roman wird immer aus der Sicht eines Familienitgliedes beschrieben, so dass man unterschiedliche Einblicke in die Situation der Familie bekommt. Dies hat mir sehr gut gefallen, gibt es doch sehr unterschiedliche Charaktere in diesem Buch. Wir haben zum einen Robert, der tatkräftig und mutig ist und sich daher entschließt ins ferne Afrika zu gehen. Dann gibt es Georg, der Minderwertigkeitskomplexe hat und nicht gut mit der gesamten Familiensituation umgehen kann oder auch Elisabeth, die nicht intriganter und egoistischer sein könnte. Dieses Buch hat alle Personen, die eine gute Familiensaga braucht, so auch den schwulen Karl, der sich dies nicht wirklich eingestehen will. Die im Buch dargestellte Geschichte ist sicher so immer wieder mal passiert, aber vom Gefühl her ist die Repräsentation hier nicht gut gelungen und ist aus cis-heteronormativer Sicht geschrieben. Andere können dieses wahrscheinlich besser einordnen und beurteilen als ich.
Der historische Anteil ist für mein Empfinden eher klein, diese Reihe möchte vordergründig eine Familiensaga sein, als die sie ja auch beworben wird, dennoch habe ich einige interessante Informationen, insbesondere über den Kolonialismus in Afrika, erfahren. Das schlimme N-Wort hat auch Einzug in diesen Roman gefunden. Hier scheiden sich die Geister, ob dieses Wort überhaupt in irgendeinem Kontext verwendet werden darf. Dieser Begriff wurde sehr sparsam eingesetzt und nur in wörtlicher Rede oder Briefen und zeigt eindrucksvoll, warum man dieses Wort heute nicht mehr verwenden sollte. Es wurde ein deutliches Gegengewicht geschaffen und BPoC werden überwiegend als Menschen beschrieben, die Respekt verdienen.
Der Spannungsbogen war auf einem konstanten Niveau und mit dem ein oder anderen Skandal gespickt. Ich habe die Geschichte gerne verfolgt und mir war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Ein Nachwort hätte ich auch in diesem Roman gerne gesehen, es gibt hier allerdings ein Quellenverzeichnis, das zeigt, dass sich die Autorin mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

Fazit: Eine unterhaltsame und kurzweilige Familiensaga, die mit den typischen Zutaten aufwartet und einem auch ein bisschen was vom Kolonialismus erzählt, der zur damaligen Zeit herrschte. Empfehlenswert für alle, die gerne Familiensagas lesen und auch mit einem eher kleinen Anteil Historie gut zurechtkommen.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
Rolands Bücherblog
Janetts Meinung
Tii und Anas kleine Bücherwelt 

[#WERBUNG]

Titel: Die ferne Hoffnung
Verlag: Tinte und Feder
Autor: Ellin Carsta
Erscheinungsdatum: 20.02.2018
ISBN: 978-1542047883

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Beim Senden deines Kommentars werden Daten gespeichert. Bitte lese daher die Datenschutzerklärung. Mit Abschicken deines Kommentars erklärst du dich mit dieser einverstanden.