Quelle: Jaybird Press |
„Starting from Scratch“ von Jay Northcote ist eine Gay Romance, die die Geschichte von Ben und Sid erzählt. Dies ist der 5. Teil der Housemates Reihe, den man problemlos auch ohne die Vorgänger lesen kann. Erschienen ist der Roman im Selbstverlag unter dem Imprint Jaybird Press.
Ben hat einige Zeit bei seiner Familie verbracht, doch nun ist er bereit wieder an die Uni und zu seinen Mitbewohnern zurückzukehren. Was seine Mitbewohner nicht wissen: Ben ist trans. Nach seiner Hormonbehandlung und Brustoperation möchte er sein Leben neu sortieren und auch die sozialen Kontakte zu seinen Mitbewohnern verstärken. Hierbei lernt er Sid kennen. Beide fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen. Doch um dieser Beziehung eine echte Chance zu geben, muss Ben sich Sid anvertrauen und ihm sein Geheimnis verraten.
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich zu diesem Buch überhaupt eine Rezension schreiben möchte. Auf Twitter empfinde ich die Diskussion zu diesem Thema teilweise sehr negativ aufgeladen und daher habe ich Angst, dass ich aus Unwissenheit eine falsche Formulierung verwende und so Menschen verletzten könnte. Denn es ist mein erstes Buch mit queeren Charakteren und ich bin mir sicher, für mich gibt es hier noch viel zu lernen.
Dieser Roman ist bisher nur auf Englisch erschienen. Wenn ihr in der Schule ganz gut in Englisch wart und auch mal eine Serie auf Englisch guckt, solltet ihr aber keine Probleme mit dem Buch haben. Ich hatte zwar schon Stellen im Buch, wo ich mich erstmal gefragt habe, ob ich das jetzt richtig verstanden habe, aber meist wurde dass dann noch ausführlicher beschrieben, so dass man das dann im Kontext verstanden hat.
Ben und Sid verlieben sich in diesem Buch ineinander und es wird eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Der Roman wechselt zwischen Bens und Sids Perspektive, was mir sehr gut gefallen hat. Ben gibt uns einen sehr offenen und ehrlichen Einblick in seinen Alltag und seine Gefühlswelt, wie z.B. wem kann er sein Geheimnis anvertrauen, welche Zweifel hat er als er sich in Sid verliebt oder auch was sich durch die Transition in seinem Leben verändert hat. Aber auch Sids Perspektive ist sehr interessant. Er muss sich zum ersten Mal wirklich konkrete Gedanken machen, wie er damit umgehen möchte, wobei er beispielsweise auch feststellt, wie unachtsam mit manchen Begriffen im Alltag umgegangen wird.
Der Autor Jay Northcote ist bekannt für seine contemporary Romance, in der sich Männer ineinander verlieben. Ich weiß nicht mehr wo genau ich das gelesen habe, aber seine Liebesgeschichten haben wohl immer ein Happy End. Er ist selber trans und daher denke ich, dass man hier einen sehr authentischen Einblick bekommt. Ich habe sehr viel für mich aus diesem Buch mitgenommen und könnte mir gut vorstellen, dass ich auch noch weitere Bücher des Autors lesen werde.
Fazit: Eine wunderschöne Liebesgeschichte mit garantiertem Happy End, die sich gut lesen lässt. Das Thema trans steht hier mit im Fokus und wird meiner Meinung nach authentisch dargestellt. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.
[#WERBUNG]
Verlag: Selfpublisher / Jaybird Press
Autor: Jay Northcote
Erscheinungsdatum: 12.04.2017
ASIN: B06Y3YVY82
Hallo Moni,
AntwortenLöschenwie schön, dass Du dieses Buch entdeckt hast! Jay Northcote gehört zu meinen Lieblingsautoren, weil es wirklich so ist, dass es immer ein Happy End gibt und seine Figuren absolut aus dem Leben gegriffen sind. Es gibt normalerweise keine super dramatischen Ereignisse, sondern das, was wir alle als mehr oder weniger aufregenden Alltag erleben, schildert er so greifbar, dass man seine Figuren einfach immer mag.
Ich habe auch Jays Blog / Tweets verfolgt und auch mitbekommen, wie er während seiner Transition deprimiert und sehr getroffen war, wenn man nachlässig mit den Begriffen umging oder am schlimmsten, ihn optisch (immer noch) als Frau einordnete, weil der Prozess der Umwandlung noch nicht abgeschlossen war. Das war sicher meistens unabsichtlich und nicht gewollt, aber wenn man mitbekommt, wie es den Betroffenen zurückwirft und Niedergeschlagenheit auslöst, da kann ich Deine Bedenken gut verstehen, ob Du überhaupt eine Rezension schreiben sollst oder nicht.
Andererseits ist es immer gut, diese Themen in die Öffentlichkeit zu bringen und Interesse und Verständnis zu wecken. Deshalb bin ich sehr froh, dass Du diese schöne und einfühlsame Rezension dann doch geschrieben hast. Denn Jay hat mit eigenen Erfahrungen und seinem Talent als Autor sicher genau die richtigen Möglichkeiten, dem Leser ein bisschen mehr den Horizont zu öffnen. Und außerdem unterhält er mit seinen Geschichten auch noch sehr gut.
LG Gabi
Hey Gabi,
LöschenDanke für deinen ausführlichen Kommentar. Den Buchtipp habe ich von dir. Irgendwann war das mal im Angebot und du hattest das getwittert.
Durch twitter bekommt man ja zu einigen Themen etwas mit und ich finde es auch gut, dass in dieser Form Aufklärung betrieben wird, sonst hätte ich den Autor vorm Lesen wahrscheinlich nicht gegoogelt und so schon vorm Lesen erfahren, dass ein Own-Voice-Autor diese Geschichte erzählt. Andererseits habe ich auch das Gefühl, sobald man ein falsches Wort benutzt, ist man gleich ein ganz schlechter Mensch und das hat mich dann doch ziemlich lange überlegen lassen, ob ich diese Rezension nicht besser lassen sollte.
LG, Moni
Liebe Moni,
Löschenja die Befürchtung, plump und gedankenlos alle möglichen Leute vor den Kopf zu stoßen, weil ich einfach aus dem Bauch heraus meine Gedanken niederschreibe - die kenne ich auch.
Ich versuche schon immer, richtig zu formulieren, aber manchmal verstehe ich auch die Ansprüche von "Betroffenen" nicht. Es gibt ja Menschen, die ganz radikal meinen, wer eben nicht als "Own Voice" erzählt, dürfte ein Thema gar nicht ansprechen. Und es gibt sicher Gesichtspunkte, die man berücksichten kann oder gar sollte, von denen ich noch nie was gehört habe. Ich hab es auch schon erlebt, dass sich die Wünsche der Menschen, über die geredet wurde, darin widersprochen haben, was denn nun die richtige Formulierung wäre. Uff, da wird's auch ein bisschen anstrengend. .... Klar, dass es einen verschreckt und man sich überlegt, ob man ungewollt Leute verärgert oder sich damit harscher Kritik aussetzt.
Ich versuche, mich davon freizumachen. Denn ich denke, es ist wichtiger, ein Thema überhaupt anzusprechen und gutwillig und bemüht darüber zu schreiben als jede Formulierung perfekt gesetzt zu haben.
Deshalb würde ich mich freuen, wenn auch Du Dich nicht abhalten lässt und eben das Risiko einer "falschen" Formulierung eingehst und trotzdem auch kritische und heiß diskutierte Themen weiter ansprichst!
Liebe Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
LöschenDanke auch für diesen ausführlichen Kommentar. Ja, es ist manchmal echt schwierig und mir schwirrt manchmal etwas der Kopf, diese Informationen alle zu verarbeiten. Ich bin noch dabei meinen Weg in dieser Hinsicht zu finden und werde diese Themen sicher weiterverfolgen. Es gibt immer wieder sehr gute Threads, die mir helfen, Dinge besser zu verstehen und ich gehe davon aus, dass das auch in Zukunft so sein wird.
Und ich werde auf jeden Fall deinen Rat berücksichtigen. Sichtbarkeit und dass darüber gesprochen wird, ist auf jeden Fall auch wichtig. Ich werde jetzt sicher nicht andauernd Bücher mit solchen Themen lesen, aber wenn mich eines interessiert und anspricht, werde ich mich auch nicht davon abhalten lassen.
LG, Moni