Samstag, 22. September 2018

Rezension: „Land im Sturm“ von Ulf Schiewe

Land im Sturm von Ulf Schiewe
Quelle: Lübbe
Mit „Land im Sturm“ hat sich Ulf Schiewe ein sehr ehrgeiziges Projekt ausgesucht. Erzählt wird die Entstehung Deutschlands über 5 Epochen hinweg. Erschienen ist der Roman bei Lübbe im August 2018.

Bayern, 995: Der junge Schmied Arnulf muss seine Heimat verlassen als er eines ungeheuerlichen Verbrechens beschuldigt wird. Er begibt sich auf den Weg nach Augsburg. Hierbei begegnet er der jungen Hedwig, deren Dorf kurz zuvor von Ungarn angegriffen worden ist. In Augsburg angekommen sind sie hautnah beim Konflikt Ottos des Großen mit den Ungarn dabei. Sie verlieben sich ineinander und bilden so den Grundstein für eine Familie, die über viele Generationen Bestand haben soll und auch bei der großen Revolution 1848 dabei sein wird.

Als ich das erste Mal von diesem Buch hörte, dachte ich noch, dies wird der erste Teil einer Pentalogie und hatte mich dementsprechend schon auf fünf dicke Wälzer gefreut. Bei näherer Recherche zum Buch wurde mir allerdings schnell klar, dass fast 1.000 Jahre deutsche Geschichte in nur einem Roman abgehandelt werden sollen. Da war meine Neugierde auf dieses Buch erst recht geweckt. So eine lange Zeitspanne auf „nur“ 925 Seiten abhandeln, ist definitiv ein ehrgeiziges Projekt.
Ulf Schiewe hat sich fünf wichtige Wendepunkte in der deutschen Geschichte ausgesucht. Dies geht los im Jahre 955 als Otto der Große die Ungarn besiegt. Knapp 200 Jahre später sind wir bei der gewaltsamen Christianisierung der Slawen dabei. Danach erfolgt ein großer Zeitsprung in den 30jährige Krieg, bevor wir uns der Geschichte Preußens und Napoleons (1813) und zu guter Letzt der Deutschen Revolution 1848 zuwenden.
Der Schreibstil ist das gesamte Buch gut und flüssig zu lesen. Der Fokus liegt hierbei mal nicht bei den großen Fürsten, sondern beim einfachen Volk, dessen Leben ausführlich geschildert wird. Man erfährt wie diese gelebt haben, was ihre Sorgen waren und wie sie gedacht haben. So genau die Beschreibungen der Verhältnisse auch sind, fehlte mir dennoch ein wenig die Nähe zu den jeweiligen Protagonisten, was sicher der Kürze der einzelnen Abschnitte (pro Epoche knapp 200 Seiten) geschuldet ist und auch die Spannung blieb so manches Mal auf der Strecke.
Die Zeitpunkte wurden meiner Meinung nach gut gewählt. Dies wird einem erst im Laufe der Lektüre so richtig bewusst, denn man ist hier hautnah bei der Entstehung des gesamtdeutschen Staates dabei. Einzelne wichtige Ereignisse werden hierbei genauer geschildert. Die Informationen in den jeweiligen Abschnitten fand ich sehr interessant und konnte hier einiges an neuen Informationen, auch über meine Heimat, für mich mitnehmen.
Sehr gut gefallen hat mir der Wandel, den man über so einen langen Zeitraum miterlebt. Hierbei ist alles eingeschlossen, was das Leben betrifft. Die Lebensverhältnisse haben sich zum Beginn des Buches deutlich verändert. Immer wieder neue Denkweisen und Ansichten kommen auf und setzen sich durch. Man sieht wie die Welt sich technisch modernisiert und sich immer mehr unserem jetzigen Verständnis annähert. Selbst am Ende war das Buch noch weit entfernt von unserer heutigen modernen und schnelllebigen Welt, aber sie ist ihr doch ein ganzes Stück näher gekommen.
Das gesamte Buch über hatte ich das Gefühl, dass der Autor seine Hausaufgaben in Sachen Recherche gemacht hat. Dies ist für mich immer ein wichtiger Punkt. Sehr schade fand ich allerdings, dass es kein Nachwort in diesem Roman gab. Das fehlende Personenverzeichnis konnte ich aufgrund der besonderen Konstellation dieses Buches gut verschmerzen. Die Personenanzahl wurde in jedem Abschnitt übersichtlich gehalten. Zur Recherche und Entstehung hätte ich aber gerne noch einige Details oder Anekdoten des Autors schön gefunden.

Fazit: Ein interessanter und gut recherchierter historischer Roman, der fast 1.000 Jahre deutsche Geschichte anhand von fünf wichtigen Ereignissen erzählt. Empfehlenswert für alle, die sich für die deutsche Geschichte interessieren und dabei die Sicht des einfachen Volkes miterleben wollen.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
Weltenwanderer
wortfiebern
BücherFantasie
Buchempfehlungen Sterzik
libri mundi

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Titel: Land im Sturm
Verlag: Lübbe
Autor: Ulf Schiewe
Erscheinungsdatum: 30.08.2018
ISBN: 978-3-7857-2624-2

12 Kommentare:

  1. Hallo MOni,
    ich habe das Buch gestern beendet und fand es beeindruckend, was sich hier Ulf Schiewe vorgenommen und umgesetzt hat.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hey Martina,
      Da kann ich nur zustimmen. Das ist wirklich ein ehrgeiziges Projekt.

      LG, Moni

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  2. Hi Moni,
    das klingt ja interessant! Ich lese gerne historische Romane und besonders mag ich es eigentlich, wenn sie wirklich sehr ausführlich und detailliert die Verhältnisse und Ereignisse schildern - wie das bei Follett oder Gablé immer der Fall ist. 1000 Jahre in einem Roman abzuhandeln, erscheint mir da schon sehr ambitioniert. Deiner Rezension nach ist es dem Autor aber wohl wirklich gelungen und das finde ich gerade sehr faszinierend. Das Buch merke ich mir auf jeden Fall mal.
    Liebe Grüße
    Anka

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    1. Hey Anja,
      Bei 200 Seiten pro Abschnitt ist das mit dem sehr ausführlich natürlich schwierig und deswegen sind die Personen und Gefühle teilweise etwas auf der Strecke geblieben. Aber die Zeitpunkte sind echt interessant gewählt und erlauben so einmal einen anderen Blick auf Geschichte.
      Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.

      LG, Moni

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    2. Anka sollte es natürlich werden. Das hat die Autokorrektur am Handy draußen gemacht. Da hab ich nicht aufgepasst. Sorry.

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  3. Hallo Moni,

    dieses Buch klingt ja interessant. Allerdings bin ich grade auch skeptisch ob 1000 Seiten wirklich für knapp 1000 Jahre Geschichte ausreichen? Aber es wandert nach deiner Rezension auf jeden Fall auf meine Wunschliste!

    Liebe Grüße,
    Lena

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  4. Hallo Moni,

    kannst Du mich bitte korrekt verlinken: https://buchempfehlungensterzik.blogspot.com/2018/09/land-im-sturm-ulf-schiewe.html

    Ich Danke Dir. Wir sehen uns in Frankfurt. Ich freue mich auf die Buchmesse.

    Besten Dank und Gruß
    Michael

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    1. Schon erledigt, keine Ahnung was da pssiert ist....
      Bis zur Buchmesse.

      LG, Moni

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  5. Finde ich aber auch eine interessante Idee das in einem Buch abzuhandeln, denn fünf solcher Wälzer sind halt schon extrem viel. Ich bemerke das gerade mit Outlander. Finde die Reihe zwar super ,aber brauch gerade für den 2.Band ewig, weil es halt doch so dick ist und zwischendurch hat man dann doch immer mal Lust auf andere Bücher oder ein anderes Genre. Und so kann man ja auch nach den einzelnen Epochen mal eine Pause einlegen und was zwischen rein lesen. Klingt auf jeden Fall interessant.

    Dankeschön für dein liebes Kommentar Moni,
    es freut mich aber sehr zu hören dass du auch andere Erfahrungen gemacht hast. Natürlich gibt es auch diejenigen, die sich um nichts Sorgen machen müssen und wo die Eltern das komplette Studium finanzieren können, aber das ist schon lange nicht mehr der Standard. Aber das bleibt halt fest in den Köpfen verankert.

    Dankeschön, das kann ich gebrauchen :). Bin schon sehr gespannt auf all die neuen Gesichter.

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    1. Definitiv, wäre es keine interessante Idee, dann wäre es nicht auf meinem Lesestapel gelandet. ;) Kann vlt auch ganz gut als Einstieg sein. Dann kann man gleich mal gucken,welche Epoche einem am meisten liegt. So habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht.

      LG, Moni

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  6. Hey Moni,
    ich lese das Buch auch gerade, bin allerdings erst mitten in der zweiten Episode.
    Erzähltechnisch ist diese Idee, Jahrhunderte oder gar Jahrtausende in nur einem Buch zu beschreiben, nicht neu. Der verstorbene Pulitzer-Preisträger James A. Michener hat vor einigen Jahrzehnten etliche Romane dieser Art geschrieben, da lese ich beispielsweise gerade (genauer gesagt schon seit etlichen Jahren immer mal wieder ein Kapitel) den Roman Texas. Und Edward Rutherfurd schreibt seit Ende der 80er ebenfalls Romane dieser Art, sein Erstlingswerk Sarum beginnt etwa 7500 v.Chr und endet im Jahr 1985.
    Bei allen genannten Büchern gibt es dasselbe "Problem", nämlich eigentlich interessante "Geschichtslektionen", die aber zu knapp erzählt sind, als dass man mit den Figuren wirklich mitfiebern kann, wobei ich da bei Schiewe bisher nur über die ersten 1,5 Geschichten urteilen kann. Bei Michener finde ich das aber noch eine Stufe anstrengender als bei Schiewe, da ist der Erzählstil wesentlich distanzierter.

    LG Rissa

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    1. Hey Rissa,

      James A. Michener wurde mir auch schon empfohlen. Wenn du es da eher anstrengend findest, ist das glaube ich nichts für mich. Hatte mal irgendwas mt Torremolinos von ihm gelesen und das habe ich abgebrochen.
      Wow, da hat sich Rutherford ja echt was vorgenommen. Von diesem Autor habe ich noch nicht gehört. Wüsste da aber auch nicht, ob mich das meiste überhaupt interessiert.

      Danke für deinen interessanten Kommentar.

      LG, Moni

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