Samstag, 7. Januar 2023

Rezension: „Blüte der Zeit“ von Sabine Weiß

Blüte der Zeit von Sabine Weiß
Quelle: Lübbe
Sabine Weiß hat mit „Blüte der Zeit“ ihren dritten historischen Roman vorgelegt, der sich mit der niederländischen Geschichte beschäftigt und darüber hinaus die Pracht der Gärten des 17. Jahrhunderts einfängt. Erschienen ist der Roman im Dezember 2022 bei Bastei Lübbe. 

Niederlande 1672: Ein neu aufziehender Krieg und der Verlust des Vaters zwingen den jungen Landschaftsgärtner Max dazu zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter zu fliehen. Sie entschließen sich nach Brandenburg-Preußen zu gehen. Dort gibt es einen Kurfürsten, der sich sehr für die Gartenkunst interessiert und nach den Verheerungen des 30jährigen Krieges die Gärten seiner Besitzungen neu gestalten lässt. Ein Paradies für einen jungen, aufstrebenden Gärtner wie Max und eine gute Gelegenheit sein Wissen und Können unter Beweis zu stellen. 
Der junge Soldat Paulus hingegen bewegt sich im Dunstkreis des jungen Prinzen von Oranien. Durch eine gemeinsame Kindheit verbunden, ist Paulus Zeuge vieler wichtiger historischer Ereignisse, die das Schicksal der Niederlande betreffen. 

Auf diesen neuen historischen Roman der Autorin habe ich mich schon sehr gefreut und auch diesmal durfte ich diesen im Rahmen einer Leserunde bei der Lesejury lesen. Diese war wie immer klasse und hat für eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Buch und seinen Inhalten gesorgt. 
Der Schreibstil hat mir wie eh und je gefallen. Es entsteht eine wahre Bilderflut im Kopf, sei es nun die Beschreibung einer Stadt oder, wie in diesem Buch vermehrt, die einer wunderschönen Gartenanlage. Ich konnte schnell in die Geschichte eintauchen und jedes Mal, wenn ein Leseabschnitt endete, fiel es mir schwer das Buch zur Seite zu legen. Das ich nach den kurzen Pausen immer wieder gut ins Buch hineingefunden habe, zeigt mir umso mehr, dass ich hier wirklich an den Ereignissen beteiligt war. 
Der Aufbau der Geschichte hat mir gut gefallen. Zuerst werden alle Charaktere vorgestellt und eingeführt, ehe die einzelnen Erzählstränge sich mit der Zeit immer mehr miteinander verbinden. Die politischen und historischen Ereignissen rund um die Niederlande und die Herausforderungen, die es im 17. Jahrhundert bestehen musste, wechseln sich mit der fiktiven Geschichte rund um Max und seine Familie ab. Das Buch wird dadurch zu keinem Zeitpunkt trocken. Denn immer, wenn es drohte zu einseitig zu werden, gab es einen Wechsel zu einer anderen Perspektive. 
Die Themenvielfalt war groß. Die Niederlande haben sich in den Jahren, die das Buch beschreibt, sehr verändert. Es gab einige umwälzende Ereignisse, viel Krieg, unterschiedliche politische Gegner und wer geschichtlich nicht so bewandert ist, wird hier am Ende vielleicht sogar überrascht. Brandenburg-Preußen ist ein weiterer Schauplatz und natürlich habe ich einiges über die historischen Ereignisse dort erfahren. Der Umfang war im Gegensatz zu den Niederlanden allerdings deutlich geringer. Dann gibt es als weiteren großen Themenkomplex die Welt der Pflanzen und Gärten. Ich habe unterschiedliche Gärten in Europa kennengelernt, Trends und neue Techniken, die sich in dieser Zeit entwickelt haben und etwas über Heilkräuter und exotische Pflanzen erfahren. 
So eine Geschichte funktioniert nicht ohne tolle Charaktere. Max, Floris und Debora konnten mich sehr für sich einnehmen. Das Schicksal dieser Familie und wie sie gemeinsam schwere Zeiten meistern, hat mich sehr berührt. Von dem jungen Soldaten Paulus, der vor seinem Vater kuscht und zu sehr um die Aufmerksamkeit des jungen Oranier-Prinzen buhlt, war ich zunächst nicht so begeistert, doch er hat eine tolle Entwicklung durchgemacht, die mich sehr gefreut und die ich gerne verfolgt habe. Es gab noch weitere Charaktere in diesem Buch, die mich auf ihre Weise für sich eingenommen habe, aber diese lasse ich euch lieber selber entdecken. 
Positiv hervorzuheben ist darüber hinaus, dass Sabine Weiß mich das ein oder andere Mal überrascht hat. Ich habe schon viele historische Romane gelesen und habe mich durch meine gefühlte Erfahrung so manches Mal in die Irre führen lassen. Mir wurden manche Dinge erst zusammen mit den Charakteren richtig bewusst, von manchen Personen habe ich zu schlecht gedacht und von anderen nicht schlecht genug, manche Dinge haben sich anders entwickelt als ich es erwartet habe und das schöne daran war, dass dies alles dennoch logische Entwicklungen waren und ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, dass es nicht zur restlichen Geschichte passt oder unlogisch wirkt. 
Ausgestattet ist der Roman mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar und einem ausführlichen Nachwort. Das Nachwort hat mir sehr dabei geholfen, die Geschichte besser einzuordnen. Gerade zum Schluss hin, gibt es einige Zeitsprünge und über das ein oder andere hätte ich gerne noch mehr gelesen. Dies wurde allerdings sehr schlüssig im Nachwort erklärt. Ich habe in der Leserunde erfahren, dass es im gedruckten Buch eine tolle Karte geben soll. Diese fehlt im ebook leider. 

Fazit: Ein toller historischer Roman von Sabine Weiß, der mir wieder gezeigt hat, dass sie ihren Platz als Must-Read-Histo-Autorin absolut verdient hat. Die Niederlande sind ein interessanter Schauplatz, dessen Geschichte ich wieder einmal gerne verfolgt habe. Historie und Fiktion werden wunderbar verwoben und ich wurde mit wunderbaren Bildern von Gärten in meinem Kopf belohnt. 

Und wem Bilder im Kopf alleine nicht reichen, dem sei die Webseite der Autorin wärmstens empfohlen. Dort findet ihr viele Hintergrundinfos und Bilder zu all ihren historischen Romanen.

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Titel: Blüte der Zeit
Verlag: Lübbe
Autor*in: Sabine Weiß
Erscheinungsdatum: 23.12.2022
ISBN: 978-3-404-18856-7 
 
Vielen Dank an den Verlag und die Lesejury für das Rezensionsexemplar.

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