Quelle: Bucher |
Herzogtum Österreich, 1269: Die Familie Losenstein hat das Amt des Burggrafen an Irenfried von Styra verloren, der mit harter Hand herrscht und seine Untertanen schikaniert. In diesem Dunstkreis befindet sich auch der junge Knecht Claus, der das Pferd als Arbeitstier ins Ennstal bringen soll. Gehorsam und Unterwürfigkeit liegen ihm nicht so und so ist klar, dass er sich über kurz oder lang mit den Herrschenden anlegen wird. Gleichzeitig verliebt er sich in die junge Ännlin, die ganz anders aufgewachsen ist als viele andere.
Die Autorin dieses Romanes habe ich in Leipzig kennengelernt. Auf der Hubertusburg habe ich ihre Lesung verpasst, doch dies konnte ich auf der Buchmesse noch korrigieren. Österreich ist eine Gegend, aus der ich noch nicht so viele historische Romane gelesen habe und so war ich neugierig, was mich hier erwartet.
Gleich mit einer Vergewaltigung und sehr brutalen Szene zu starten, war nicht so ganz mein Ding, danach wechseln wir allerdings direkt zu den Protagonisten des Buches und lernen diese näher kennen. Ich konnte mir die Gegend, in der beide leben, wunderbar vorstellen und war schnell neugierig darauf zu erfahren, wie sich ihre Wege kreuzen werden.
Das gesamte Buch hat einen eher gleichbleibenden Spannungsbogen mit einzelnen Ausreißern. Ich habe viel über das Leben der einfachen Leute zu jener Zeit erfahren. Deren Wohn- und Arbeitssituation, etwas über ihre Schicksale, welche Themen sie beschäftigen und wie sich Fortschritt nur recht langsam verbreitet und länger in entlegene Gegenden braucht. Darüber hinaus erfahren wir auch ein wenig über den niederen Adel und dessen Lebensumstände.
Ich bin den Personen im Buch gerne gefolgt. Claus ist ein netter Kerl mit gefühlt sehr modernen Gedanken in vielen Belangen. Er hält viel von Respekt, ist stolz auf seine Stellung und möchte neue Methoden in der Landwirtschaft durchsetzen. Die Unterwürfigkeit, die die meisten anderen an den Tag legen, liegt ihm eher nicht. Solche Leute muss es gegeben haben, sonst wären wir heute nicht da wo wir sind und vielleicht sind diese Begriffe bei ihm dennoch anders besetzt als für mich in meiner Interpretation.
Ännlin ist im Wald aufgewachsen und dadurch recht weltfremd. Sie musste sich immer auf sich und ihre Mutter verlassen, einen anderen Herren hatte sie nie. Als sie anfängt unter Menschen zu leben, stößt sie daher auf einige Probleme. Das Buch hat es ganz gut gelöst, wie die beiden im Wald überleben konnten.
Beim niederen Adel haben wir den Ritter Arnulf, Dietmar von Losenstein und Irenfried von Styra. Die Aufteilung in Gut und Böse ist hier sehr klar. Irenfried von Styra war mir fast schon zu böse und überspitzt gezeichnet. Euphemia von Ebersdorf ist mir positiv in Erinnerung geblieben. Ich hoffe, im nächsten Teil etwas mehr von ihr zu lesen.
Der historische Hintergund mit Premysl Ottokar kommt vor, ist aber wirklich sehr im Hintergrund der Geschichte. Über die Adligen erfährt man im Nachgang einiges zu den Schlachten und den Loyalitäten. Für die Geschichte Österreichs an sich, habe ich daher eher weniger ein Gefühl bekommen. Insgesamt ist es eher eine fiktive Geschichte, was die Autorin im Nachwort auch darlegt. Ich vermute, dass hier viel zur Zeit und dem Leben an sich im 13. Jahrhundert recherchiert wurde.
Fazit: Ein historischer Roman, der mich insgesamt gut unterhalten konnte und bei dem das Leben der einfachen Menschen mehr im Vordergrund steht. Claus und Ännlin konnten mich für sich einnehmen und so bin ich gespannt, wie es mit ihnen weitergehen wird. Empfehlenswert für alle, die nicht immer nur von der großen Politik und den umwälzenden Ereignissen lesen wollen.
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Verlag: Bucher
Autor*in: Ana Pawlik
Reihe: Österreich #1
Erscheinungsdatum: 01.04.2021
ISBN: 978-3-99018-571-1
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