Samstag, 27. Juni 2020

Rezension: „Das Ting“ von Artur Dziuk

Das Ting - Artur Dziuk
Quelle: dtv
„Das Ting“ von Artur Dziuk erzählt die Geschichte eines Start-Ups und seiner vier Gründer, die zusammen eine App entwickeln, die das Leben der Menschen durch Empfehlungen optimieren soll. Erschienen ist der Roman im September 2019 bei dtv bold.

Vier Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten gründen zusammen ein Start-up. Schon in seiner Studienzeit hatte Linus Landmann die Idee zu einer App, die das Leben jedes einzelnen Menschen verbessern soll. Das Ting soll mit Hilfe von körperbezogenen Daten Empfehlungen geben, wie sich die jeweilige Person beispielsweise besser ernähren oder die eigene Karriere voranbringen kann. Erst Jahre später soll er zusammen mit Adam Strzela, Kasper Strindholm und Niu (Nachname habe ich vergessen) die Chance bekommen seine Idee in die Tat umzusetzen, doch Investoren zu finden ist nicht leicht. Um die Effizienz der App zu testen beschliessen die vier Gründer das Ting zu testen und verpflichten sich dazu alle Empfehlungen des Ting bedingunglos und umgehend umzusetzen. Ein spannendes Experiment beginnt...

Ich bin sehr zwiegespalten bei diesem Buch, denn das Thema, das in diesem Buch aufgegriffen wird, finde ich total spannend, aber die Umsetzung des Ganzen fand ich teilweise sehr langweilig, so dass ich zwischenzeitlich an abbrechen gedacht habe und letztendlich das letzte Drittel des Buches mehr oder weniger überflogen habe.
Der Schreibstil lies sich gut lesen, hat sich für mich aber zu sehr in den ganzen Ausführungen zu den Gedankengängen der einzelnen Personen verloren. Für die Art der Geschichte, die der Autor sich entschlossen hat zu erzählen, sind diese wichtig, aber für mich hätten diese dennoch kürzer ausfallen können. Ich habe glaube ich einfach eine andere Art von Geschichte erwartet und bin daher etwas enttäuscht.
Das gesamte Buch ist sehr auf unsere Leistungsgesellschaft ausgerichtet, die ständig nach Selbstoptimierung verlangt. In diesem Punkt hat der Roman definitiv einen Nerv getroffen. Karrieremenschen können das was geschildert wird, vielleicht noch mehr nachvollziehen als ich. Ich habe noch nie den Drang verspürt, dass ich 16 Stunden am Tag arbeiten möchte und wirklich alles dem Ziel unterordne, reich und erfolgreich zu werden. Wahrscheinlich treibt es das Buch in dieser Hinsicht auf die Spitze und prangert eben das auch in gewisser Weise an.
Die vier Gründer des Start-ups könnten unterschiedlicher nicht sein. Linus fällt zusammen mit Adam ein großer Anteil an der Idee zum Ting zu. Er selbst nimmt sich als Looser wahr, der keinen Job bekommt, es aber endlich schaffen muss. Adam ist ein Arschloch vor dem Herren, der rücksichtslos alles zu seinem Vorteil nutzt und seine Herkunft leugnet. Kasper möchte sich aus dem Schatten seines erfolgreichen Vaters befreien und etwas Eigenes auf die Beine stellen und Niu ist das Mastermind hinter der Programmierung, die schlecht mit Veränderungen umgehen kann und daher strikte Routinen befolgt.
Als sie sich entschließen, allen Empfehlungen des Ting bedingungslos zu folgen, hat dies sehr unterschiedliche Auswirkungen. Die Entwicklung des Ting habe ich sehr gerne mitverfolgt. Wie werden die Daten gesammelt, wie werden diese in Relation gesetzt und wie gibt das Ting die Empfehlungen an den Anwender weiter. Wir erleben in diesem Buch unterschiedliche Entwicklungsstufen der App und mit jeder Stufe steigert sich der Gruselfaktor.
Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Auch darüber, ob man so viele Daten über sich preisgeben möchte, obwohl das eher im Hintergrund läuft. Eher noch fragt man sich, was braucht man wirklich zum glücklich sein. Möchte man ein perfekter Mensch sein, der sich gesund ernährt, nur mit den Menschen befreundet ist, die einen voran bringen und der die Karriere vor alles andere stellt? Das sind alles interessante Fragen, aber es wird eben auch bis ins kleinste Detail nachverfolgt und das für alle vier Personen.
Ich hatte echte Schwierigkeiten mich mit so manchen Dingen zu identifizieren und das Buch hatte für mich keinen wirklichen Sympathieträger. Gerade alles was mit dem Start-up gründen zu tun hatte. Nichts davon erschien mir wirklich erstrebenswert oder auch das Assessment-Center, das am Anfang des Buches beschrieben wird, war mir sehr suspekt. Keine Ahnung, ob das übertrieben ist oder ob es das in manchen Branchen wirklich gibt.

Fazit: Eine spannende Idee, die interessante Fragen aufwirft, mich in ihrer Umsetzung allerdings nicht wirklich abholen konnte. So wirklich weiß ich nicht, wem ich dieses Buch empfehlen soll. Man sollte es wohl mögen, wenn eine Geschichte eher ruhiger daher kommt und nicht groß von Spannung getragen wird.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:

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Titel: Das Ting
Verlag: dtv bold
Autor: Artur Dziuk
Erscheinungsdatum: 16.09.2019
ISBN: 978-3-423-23006-3

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