Samstag, 6. Juli 2019

Rezension: „Erased“ von Jürgen Albers

Erased von Jürgen Albers
Quelle: TWENTYSIX
„Erased“ von Jürgen Albers ist der 2. Charles-Norcott-Roman, in dem es um einen Krimi-Fall an der Universität von Oxford im Jahr 1947 geht. Der Titel ist im Selbstverlag im April 2019 bei TWENTYSIX erschienen.

Oxford, 1947: Superintendent Charles Norcott wird nach dem Härtewinter 1946/47 als Dozent an die Universität von Oxford ausgeliehen. Dort soll er sich mit seiner Frau Vicky erholen, doch diese Rechnung geht leider nicht auf. Im Physikalischen Institut gibt es immer wieder Zwischenfälle, die auf Sabotage hindeuten und die Forschung dort zu einem Stillstand bringen. Charles Norcott soll herausfinden, wer hinter dem Ganzen steckt, dies jedoch diskret und ohne die Forscher zu stören. Keine leichte Aufgabe und kaum hat er mit den Ermittlungen begonnen, passiert auch schon das nächste Unheil: eine Bombe explodiert.

Jeder, der mich ein wenig kennt, weiß, dass historische Krimis nicht mein favorisiertes Genre sind. Bei der netten Anfrage von Jürgen Albers und nach einem kurzen Blick in die Leseprobe konnte ich aber schlecht nein sagen. Es handelt sich hierbei um den zweiten Fall. „Crossroads“ – das erste Buch über Charles Norcott – habe ich nicht gelesen. Dies hat dem Leseverständnis aber keinen Abbruch getan.
Der Schreibstil hat mir von Anfang an gut gefallen und dieser lässt sich gut und flüssig lesen. Die Erzählweise war nicht immer meins, dies scheint allerdings eine genre-spezifische Sache zu sein, denn das habe ich bisher bei jedem Krimi so empfunden. Ich habe immer das Gefühl bei manchen wichtigen Sachen bin ich nicht dabei. Es wird ein Gespräch angedeutet und vielleicht ist man am Anfang noch dabei, aber dann, wenn es richtig interessant wird, schwenken wir zu einer neuen Szene. Hinterher gibt es dann höchstens eine kurze Zusammenfassung. Für andere mag das die Spannung erhöhen, mich frustriert das so manches Mal eher.
Der Spannungsbogen baut sich eher langsam auf. Anfangs wirkt am Institut alles recht normal und alles geht seinen Gang, doch mit der Zeit wird immer deutlicher, dass so Einiges schief läuft und die Ereignisse steigern sich immer mehr. Hier hätte ich mir schneller ein wenig mehr Spannung gewünscht, zum Ende des Buches konnte ich dieses kaum noch aus der Hand legen, weil ich natürlich wissen wollte, ob meine Theorie zum Täter stimmt. Ich hatte mich relativ früh festgelegt. Jürgen Albers versteht es aber gut, weitere Fährten zu legen, die den Verdacht auf andere Personen lenken sowie die ein oder andere überraschende Wendung einzubringen.
Sehr gefallen hat mir, dass man merkt, wie viel Herzblut der Autor in diese Reihe steckt und dass noch einige Geschichten darauf warten, erzählt zu werden. Alles rund um Charles Norcott ist sehr komplex und vielschichtig angelegt. Die Hinweise auf vorherige Ereignisse machen neugierig und man möchte Genaueres erfahren. Man spürt die ganzen Verästelungen fast, die sich auf Grund der einzelnen Verweise ergeben.
Der Personen-Mix in diesem Roman hat mir gut gefallen. Man lernt hier sehr unterschiedliche Charaktere kennen, die der Geschichte ihre ganz persönliche Note geben. Hier ist von der arroganten über die manipulative bis hin zur unscheinbaren und schüchternen Person alles dabei, was das Spektrum so hergibt. Charles Norcott erschien mir hier so manches Mal fast schon ein wenig zu perfekt, auch wenn seine Ermittlungen zu Anfang noch nicht so sehr von Erfolg gekrönt waren.
Dieser Roman erzählt eine fiktive Geschichte, dennoch wurde der historische Hintergrund gut recherchiert und einige historische Persönlichkeiten wurden eingebracht. Im Nachwort und im anschließenden Glossar mit dem Verzeichnis der historischen Personen wird Fiktion von Wahrheit getrennt. Abweichungen sind im geringen Umfang erfolgt und absolut im vertretbaren Rahmen, auch wenn ich manches dennoch etwas schade fand. Den Ansatz das Glossar und das Verzeichnis historischer Personen zu verbinden, finde ich interessant. Für mich waren hier noch einige interessante Informationen enthalten. Ein Hinweis am Anfang des Buches würde ich begrüßen, da ich bei einem historischen Krimi nicht unbedingt mit Zusatzmaterial rechne.

Fazit: Ein historischer Krimi, der mir gut gefallen hat und gerade zum Ende hin sehr spannend wurde. Man merkt auf jeder Seite, dass im Falle von Superintendent Norcott noch so Einiges geplant ist. Ich werde zwar immer noch kein Krimi-Fan, da die Erzählweise nicht so ganz meins ist, aber allen Krimi-Fans kann ich diesen Roman wärmstens empfehlen.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:
Bella's Wonderworld
Buchbahnhof
Seehases Lesewelt 

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Titel: Erased
Verlag: TWENTYSIX/Selfpublishing
Autor: Jürgen Albers
Reihe: Charles Norcott #2
Erscheinungsdatum: 18.04.2019
ISBN: 9783740761790

Vielen Dank an Jürgen Albers für das Rezensionsexemplar mit persönlicher Widmung.

2 Kommentare:

  1. Oh, das wäre dann wohl auch etwas für mich, denn ich liebe ja Historisches UND Krimi und Thriller.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Hallo Martina,
      das würde mich natürlich freuen. Die Charles Norcott-Romane sind eine spezielle Mischung einer Krimihandlung, eingebettet in die Zeitgeschichte und immer ist die Handlung auch damit verwoben, d.h. das Historische ist nicht nur Staffage, sondern beides nimmt aufeinander Bezug. Eine Portion Thrill, der sich langsam aufbaut, darf nicht fehlen :) Wenn das gut für sich klingt: Charles Norcott und die anderen Figuren von "Erased" erwarten dich!
      Herzliche Grüße
      Jürgen

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