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Quelle: Bramble |
Yan Wushi, Anführer der dämonischen Huanyue-Schule, ist einer der stärksten Kampfkünstler und hat seine Kultivierung auf eines der höchsten Level gebracht. Als Zyniker geht er davon aus, dass jeder Mensch grausam und egoistisch ist. Behauptet jemand das Gegenteil, ist diese Person naiv oder lügt.
Shen Qiao hingegen ist Anhänger der daoistischen Lehre und Anführer der Xuandu-Schule. Er sieht das Gute im Menschen, ist bescheiden und gütig und hilft Menschen, die in Not geraten sind.
Yan Wushi findet Shen Qiao nach einer schweren Niederlage im Kampf am Fuße des Banbu-Berges. Als er merkt, dass Shen Qiao sein Gedächtnis und sein Augenlicht sowie einen Großteil seiner Kampfkünste verloren hat, fasst er einen niederträchtigen Plan. Er gibt sich als Shen Qiaos Meister aus und möchte ihn zu den dämonischen Künsten ziehen und ihn von seiner Sicht auf die Menschheit überzeugen.
Auf dieses Buch bin ich auf einer Verlagsvorstellung im Rahmen der Leipziger Buchmesse aufmerksam geworden. Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich ein Buch nur auf Grund des Äußeren haben wollte. Ich bin allerdings sehr froh, dass mich dann auch der Inhalt neugierig gemacht hat. Und hey, es spielt 575 n. Chr. und ist somit historisch.
Ich habe etwas gebraucht, um hineinzufinden, da das Setting und Genre für mich komplett neu waren. Es gibt viele Fußnoten und Illustrationen, die für einige Ablenkung sorgen, aber auch wertvollen zusätzlichen Input geben. Die bildliche Sprache sorgte für ein reges Kopfkino und ich dachte mir nicht nur einmal, dass dieses Buch einen wunderbaren Anime ergeben würde, welche ich in meiner Kindheit häufig gesehen habe.
Für mich hat sich die Erzählweise auch etwas episodenhaft angefühlt. Ich habe Shen Qiao auf seiner Reise begleitet und er begegnet dann immer wieder Leuten, wie z.B. den Obdachlosen Chen Gong und wird von anderen Obdachlosen angegriffen. Trotz seines schwachen Zustandes und seiner Blindheit schafft er es in den unterschiedlichsten Situationen seine Kampfkünste zu benutzen und sich zu wehren. Mit Fortschreiten der Geschichte nehmen die Kämpfe an Intensität zu. Und das sind jetzt keine Kämpfe, wie man sie z.B. aus einem Krimi kennt. Nein, es sind natürlich Kampfkünste mit Techniken, die so blumige Namen haben wie „Drei Teile in musikalischer Harmonie“ oder auch die Fingertechnik „Frühlingsbäche“.
Shen Qiao und Yan Wushi sind als Gegenteil des anderen konzipiert. Shen Qiao hat eine schwere Niederlage erlitten. Er erinnert sich an nichts und nimmt die Situation mit einer Gelassenheit hin, die mich erstaunt hat. Wenn Menschen ihn schlecht behandeln, sieht er noch immer das Gute. Die offensichtlichen Lügen, die ihm aufgetischt werden, nimmt er auch erstmal hin, aber Shen Qiao hat trotz seiner Blindheit eine genaue Beobachtungsgabe und gute Analysefähigkeiten und durchschaut dies mit der Zeit.
Yan Wushi hingegen sieht immer das Schlechte in der Welt und ist überzeugt davon, dass jeder Mensch böse ist. Er scheint sich für niemand anderen zu interessieren außer sich selbst. Er nimmt sich was er will, er macht, was er will, er schreitet ein, wann er will.
Zwischen diesen beiden Charakteren entsteht eine interessante Verbindung, die ich nicht so ganz greifen kann und die ein bisschen verwirrend ist. Irgendwas ist da, aber irgendwie auch nicht. Yan Wushi ändert auch immer wieder sein Verhalten. Mal kümmert er sich um Shen Qiao, dann ist er wieder unnötig brutal. So manches Mal hatte ich den Gedanken, ob das jetzt schon Dark Romance ist, wahrscheinlich wäre das aber wohl noch zu harmlos.
Das ganze Buch spielt so ein bisschen mit Kontrasten. Auf der einen Seite haben die Kampftechniken blumige Namen, andererseits wird dann aber doch so brutal gekämpft, dass Blut gespuckt wird oder jemand getötet wird. Dann kommt in diesem Buch manchmal sehr vulgäre Sprache vor. Homosexualität wird immer mal wieder erwähnt, ist durchaus akzeptiert, aber sehen möchte man das dann bitte aber doch nicht, gleichzeitig ist das hier eine slowburn Liebesgeschichte zwischen zwei Männern.
Letzten Endes hat mich die Geschichte doch so neugierig gemacht, dass ich diese Reihe weiterlesen möchte. Gerade in den letzten Kapiteln deutet sich eine spannende Veränderung an, die ich gerne weiter verfolgen möchte. Das Buch endet mitten in der Szene und mit einem Cliffhanger und wer mich kennt, weiß, dass ich die nicht wirklich mag, daher bin ich sehr froh, dass schon bald der nächste Band erscheint.
Das Buch hat ein umfangreiches Glossar am Ende des Buches, dass z.B. nochmal die im Buch verwendeten Anreden erklärt und ein ausführlicheres Personenverzeichnis erhält. Darüber hinaus gibt es Erklärungen zur Aussprache und noch einen kurzen Überblick zum historischen Hintergrund und zu anderen verwendeten Konzepten im Buch.
Fazit: Ein interessanter Reihenauftakt. Yan Wushi und Shen Qiao sind interessante Charaktere und gerade zum Ende hin, hat sich für mich eine Veränderung angekündigt, die den zweiten Band bestimmt spannend machen wird.
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Verlag: Bramble
Autor*in: Meng Xi Shi
Erscheinungsdatum: 03.03.2025
ISBN: 978-3-426-56368-7
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