Quelle: Hodder & Stoughton |
First Sister hat ihre Stimme wiedererlangt und größeren Einfluss gewonnen. Dies möchte sie nutzen, um die Sisterhood von innen heraus zu verändern. Korruption und Machtmissbrauch sollen der Vergangenheit angehören, doch dazu muss sie sich den Aunts stellen, die die Sisterhood in religiösen Fragen leiten und die Regeln bestimmen.
Hiro Val Akira befindet sich derweil auf einer Outlaw-Station an der Grenze zum Hoheitsgebiet der Synthetics. Er hat von einer Frau mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gehört und möchte diese als Unterstützer für die Rebellion der Aster gewinnen.
Lito soll Lucius ist endgültig in seiner Rolle bei den Rebellen angekommen und wird zusammen mit Ofiera van Bain betraut Sorrel aus seiner Gefangenschaft bei Val Akira Labs zu befreien. Auch seine Schwester Lucinia wird mit in diesen Konflikt rein gezogen als sie einem der rebellischen Aster begegnet und sich von der Richtigkeit ihres Kampfes überzeugen lässt.
Was für eine emotionale Reise war dieses Buch teilweise. Der erste Band hat mich mit schockierenden Erkenntnissen zurückgelassen und ich war gespannt, ob der nächste Teil an Intensität mithalten kann.
Diesmal bin ich schnell rein gekommen. Lange Einführungen werden nicht mehr gebraucht, in den ersten Kapiteln werden geschickt Hinweise eingebaut, die einem das Anknüpfen an die Ereignisse aus dem Vorgänger vereinfachen. Der Schreibstil ist gut zu lesen und lässt einen intensiv an den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten teilhaben.
Der Spannungsbogen ist gut gesetzt und steigert sich zum Ende hin enorm. Die letzen Kapitel habe ich am Buch geklebt und musste unbedingt zu Ende lesen, auch wenn mich diese Kapitel emotional sehr gefordert haben. Es gibt drei große Handlungsstränge, die ich alle spannend fand und die in gewisser Weise natürlich auch zusammenhängen. Die Protagonisten kämpfen allesamt für eine bessere Welt, aber jeder hat ein bisschen andere Baustellen zu bearbeiten. Die Welt ist wahnsinnig komplex, aber es lässt sich vieles auch auf unsere Zeit übertragen. Die Geans und die Icarii befinden sich in einem Konflikt, die Aster kämpfen für ihre Freiheit und Unabhängigkeit, sowohl die Icarii als auch die Geans haben innere Konflikte zu bewältigen und dann gibt es noch die Synthetics, eine Schwarmintelligenz, die sich von den Menschen und Astern abgewandt hat.
Ich habe mit allen Seiten mitgefiebert, auch wenn ich nicht alles begrüßt habe, was diese getan haben. Es ist teilweise sehr ambivalent und das macht diese Reihe so stark. Mich hat sehr viel zum Denken angeregt: Wie stelle ich mir eine ideale Welt vor? Ist das erreichbar? Welche Vor- und Nachteile hat das eine oder andere System? Sind alle Ziele erreichbar oder nur ein Teil? Alle Konflikte in diesem Roman haben ihre Berechtigung und es war spannend mitzuverfolgen, wie sich die Protagonisten in verschiedenen Situationen entscheiden und was sie bereit sind zu opfern, um ihre Ziele zu erreichen. Unter den Protagonisten gibt es sehr intensive Beziehungen zueinander und es hat mir sehr gefallen, dass hier unterschiedliche Arten von Beziehung gleichwertig dargestellt werden und mal nicht das klischeehafte Liebespaar als intensivste aller Beziehungen.
Die Reihe hat enorm viel queere und diverse Repräsentation, die mir überwiegend gut gefallen hat. Dazu muss allerdings auch erwähnt werden, dass ich jemand bin, der das von außen betrachtet. Ob sich dadurch wirklich jemand repräsentiert fühlt, kann ich nicht beurteilen. Ich mag es immer, wenn sich das alles irgendwie natürlich einfügt in die Geschichte und das hat die Reihe für mich erfüllt. Es gibt hier viele Kleinigkeiten, die mir gut gefallen haben. Das gewünschte Pronomen wird konsequent verwendet, manches wird erst erwähnt, wenn es für die Geschichte eine Bewandtnis hat und da gab es noch einiges mehr. Es gibt non-binäre Charaktere, trans Repräsentation, POC, bi/pan, genderfluid und wahrscheinlich habe ich einiges schon wieder vergessen oder nicht erkannt.
Eine große Warnung gibt es hier für das Thema Gewalt. Davon ist sehr viel in dieser Reihe vorhanden und zwar in allen Formen. Es gibt explizite Kampfszenen, mit viel Brutalität und auch Blut, Folter, sexuelle Gewalt, psychische Gewalt und es ist echt heftig was einigen Charakteren in ihrem Leben widerfahren ist. In diesem Zusammenhang gibt es dann auch Rückblenden zu Erfahrungen mit Queerfeindlichkeit. Es spielt hier so viel rein, dass ich das nicht alles aufzählen kann. Der Weg zu einer besseren Welt ist in diesem Fall leider nicht von friedlichen Auseinandersetzungen geprägt. Dieses Buch will in gewisser Weise schocken, es möchte, dass der Leser richtig mitfühlt und emotional extrem involviert ist. Das hat es bei mir erreicht.
Als Kritikpunkt kann ich tatsächlich nur anbringen, dass mir manche Szenen irgendwie unlogisch vorkamen. Vom Aufbau der Szene her, wirkte es eigentlich so, dass die Protagonisten das gar nicht hätten schaffen können. In einer Szene wird das dementsprechend nicht wirklich ausgeführt, sondern man erfährt hinterher, dass sie es wie durch ein Wunder geschafft haben. Manchmal hatten mir einige etwas zu viel Glück und manchmal wurde es mir fast ein bisschen zu grausam. So eine gewisse psychische Stabilität kann beim Lesen dieser Reihe nicht schaden und in diesem Zusammenhang finde ich es sehr schade, dass es keine Triggerwarnungen oder Content Notes gibt. Gut gefallen hat mir allerdings, dass es Sensitivity Reader gab. Diese werden in der Danksagung erwähnt.
Fazit: Eine Reihe, die einem eine Achterbahn der Gefühle beschert und sehr spannend ist. Eine intensive, queere Space Opera, die meiner Meinung nach viel richtig macht, zum Nachdenken anregt und einen äußerst komplexen Konflikt beinhaltet. Von mir gibt es allerdings eine große Warnung zum Thema Gewalt in all seinen Formen. Es geht teilweise wirklich sehr brutal zu, daher solltet ihr euch gut überlegen, ob ihr dazu gerade bereit seid.
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Verlag: Hodder & Stoughton
Autor: Linden A. Lewis
Erscheinungsdatum: 24.08.2021
ISBN: 9781529386981
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