Quelle: C.H. Beck |
Auch nach dem Selbstmord Hitlers am 30.04.1945 ist der 2. Weltkrieg noch nicht zu Ende. Das Ende der Naziherrschaft ist eingeläutet, dennoch ist in diesen letzten Tagen bis zur endgültigen Kapitulation am 08.05.1945 noch einiges geschehen. Die Dönitz-Regierung hat sich in Flensburg gebildet, wichtige Städte wurden erobert, Konzentrationslager befreit. Es gab letzte Gewaltmärsche, erste Vertreibungen und etliche Gewaltexzesse. Das alles beschreibt Volker Ullrich in seinem Sachbuch über die letzte Woche des dritten Reiches.
Ich hätte niemals erwartet, dass mich ein Sachbuch so faszinieren kann, dabei war es ein echter Zufall, dass ich dieses Buch überhaupt bestellt habe. Wie bereits oben erwähnt, ist es eine Sonderausgabe, die ich über Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein erworben habe. Aufmerksam darauf, dass das möglich ist, wurde ich durch eine instagram-Story von einer Bloggerin. Inhaltlich unterscheidet sich diese Ausgabe nicht von der Version aus dem Buchladen. Es ist allerdings ein Taschenbuch und kein Hardcover.
Das Buch lies sich für mich gut lesen, allerdings nicht wirklich schnell. Ich habe zwei Wochen gebraucht. Obwohl es kein Roman ist, hat der Autor es dennoch geschafft, teilweise Stimmung zu erzeugen. Es gab Szenen, die geschildert wurden, da habe ich richtig das Knacken und Rauschen während der Radioübertragung von Ansprachen gehört.
Das Sachbuch ist in die einzelnen Tage untergliedert und schildert die Ereignisse vom 30. April 1945 bis zur endgültigen Kapitulation am 08. Mai 1945. Dabei betrachtet es unterschiedliche Schauplätze und Blickwinkel, was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt Zitate aus Reden und Ansprachen, es gibt eine Karte, die zeigt wie prekär die Lage für die deutschen Truppen Anfang Mai war und darüber hinaus gibt es viele Tagebucheinträge und Auszüge aus Memoiren von Zeitzeugen.
Es war so vieles im Buch drin, von dem ich vorher nie gehört habe. Es ist einfach unglaublich was in diesen Tagen alles noch passiert ist und ich habe so viel neues Wissen erworben. In dem Buch werden die Ereignisse am Tage des Selbstmord Hitlers geschildert und welche letzten Anweisungen er noch gegeben hat. Man erfährt was wichtige zukünftige Politiker in diesen Tagen gemacht haben und welche Weichen für die Zukunft gestellt worden sind, sowohl auf Seiten der BRD als auch der späteren DDR. Man erfährt von Gräueltaten, die in diesen Tagen passiert sind und zwar nicht nur auf Seiten von Nazideutschland, sondern auch von den Siegermächten, die sich nun rächen konnten.
Ich wurde bei diesem Buch so oft zum Nachdenken angeregt. Die Konzentrationslager und das Ausmaß der Gewalt, dass viele zwar geahnt haben, aber das dann zur Gewissheit wurde, wie haben sich die Menschen gefühlt, die aus diesen Lagern befreit wurden, wie war es als Kriegsgefangener in den unterschiedlichen Besatzungszonen, wie wurde die Bevölkerung nach dem Sieg behandelt und noch so vieles mehr. Das ist jetzt wirklich nur ein Bruchteil der Fragen, die ich mir bei diesem Buch gestellt habe. Das Buch beschränkt sich nicht ganz strikt nur auf die Ereignisse der einzelnen Tage, sondern schildert teilweise die Entwicklungen über mehrere Monate.
Das Buch hat einen umfangreichen Anhang mit mehr als 50 Seiten. Hier sind Anmerkungen zum Text zu finden sowie eine umfangreiche Bibliographie. Eine kurze Danksagung, ein Bildnachweis und ein Personenregister runden den Anhang ab.
Fazit: Ein Sachbuch, dass mich fasziniert und teilweise sprachlos gemacht hat. Mit einem sehr detaillierten Blick auf die Ereignisse dieser Tage, der es erlaubt, die Ereignisse aus unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Wenn man sich für diese Zeit interessiert und nicht vor geballten Informationen zurückschreckt, ist man bei diesem Buch genau richtig. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.
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Verlag: C.H. Beck
Autor: Volker Ullrich
Erscheinungsdatum: 17.02.2020
ISBN: 978-3-406-74985-8
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