Samstag, 11. Juli 2020

Rezension: „Das weisse Gold der Hanse“ von Ruben Laurin

Das weisse Gold der Hanse - Ruben Laurin
Quelle: Lübbe
In „Das weisse Gold der Hanse“ entführt uns Ruben Laurin ins 13. Jahrhundert und erzählt uns die Geschichte des seinerzeit reichsten Lübeckers Bertram Morneweg. Erschienen ist der Roman im Oktober 2019 bei Bastei Lübbe.

Ostsee, 1231: Bei einem Piratenüberfall verliert der junge Moses seinen Vater und sein Gedächtnis, doch sein Gelübde soll er nie vergessen: Wenn er dem Tod noch einmal von der Schippe springt, möchte er ein Hospital gründen, in dem Alte und Schwache Zuflucht finden können. Von einem brutalen Kapitän wird er aus der Ostsee gefischt und dessen Sklavin Rebecca rettet ihm das Leben. Sie gibt ihm seinen neuen Namen Moses. Gemeinsam mit ihr gelangt er nach Lübeck und der beschwerliche Weg in eine goldene Zukunft beginnt. Als Kaufmannslehrling bereist er die Ostsee und gelangt auf seinen Abenteuern sogar bis an den Peterhof der Rus.

Wenn man den Titel liest, könnte man annehmen, dass es in diesem Roman um Salzhandel geht. Dies ist allerdings nich der Fall und auch die Hanse ist erst im Begriff zu entstehen. Die Kaufleute haben zu jener Zeit erst begonnen sich als Verbund von mehreren Schiffen zusammen zu tun, um sich gegenseitig schützen zu können. Den Titel des Buches finde ich daher etwas irreführend. Nichtsdestotrotz hat das Buch eine spannende Geschichte zu erzählen und ich lerne immer gerne etwas über die Gegend, in der ich wohne.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. 1275 erzählt Bertram Morneweg einem jungen Maler die Geschichte von Moses und Rebecca. Der Schreibstil war über den gesamten Roman gut und flüssig zu lesen, dennoch gab es gewisse Variationen in den verschiedenen Zeiten. In den Teilen, die in der Vergangenheit spielen war ich deutlich besser drin. Irgendwie fühlte sich 1275 ein bisschen distanzierter für mich an, was zum Beispiel daran lag, dass geschrieben wurde „Der Herr Morneweg tut dies, der Herr Morneweg tut das“. Ich habe nicht so ganz verstanden, warum man nicht nur Herr Morneweg geschrieben hat, sondern noch ein Der davor setzen musste.
Den Spannungsbogen empfand ich über den gesamten Roman recht gleichbleibend, auch wenn natürlich einige gefährliche Szenen dabei waren. Vielleicht lese ich solche Geschichten mittlerweile mit einem gewissen Gleichmut. Ich habe die Geschichte von Moses und Rebecca gerne verfolgt, auch wenn sie teilweise von sehr viel Glück begleitet wurde. Moses hat auf jeden Fall ein Talent dafür, besondere Freunde für seinen Lebensweg zu finden. Rebecca hat in jungen Jahren schon viel erlebt und steht ihm mit guten Ratschlägen jederzeit zur Seite. Sie ist entschlossen, Moses auf einen guten und erfolgreichen Weg zu bringen und nutzt hierfür alle Möglichkeiten, die ihr gegeben werden.
Besonders ans Herz gewachsen ist mir in diesem Roman ein Nebencharakter: Fridolin Sak. Mit seinem unvergleichlichen Humor und dem unbedingten Willen nochmal zur See zu fahren, obwohl ihm kein Kapitän mehr eine Chance geben möchte, hat er mir sehr imponiert. Moses und er knüpfen ein ganz besonderes Band.
Aus dem Roman kann man unheimlich viel Wissen mitnehmen. Die gesamte Ostsee wird bereist. Man besucht Wismar, Visby, Reval (Tallinn), Riga und den Peterhof der Rus. Wir erfahren etwas über den Handel jener Zeit, sind auf Kaufmannsfahrten dabei, lernen etwas über unterschiedliche Rechtssysteme sowie die Kaufmannslehre und auch interessante Fakten zur Stadt Lübeck sind dabei. Sogar der Ort, in dem ich wohne wird namentlich erwähnt, worüber ich mich immer besonders freue. Darüber hinaus erfahren wir einiges über die Arbeit und das Leben in einem Armenhospital und Antisemitismus spielt in kleinerem Rahmen eine Rolle.
Geschichten, die in Lübeck spielen, sind immer etwas ganz Besonderes für mich. Ich gehe dort einkaufen und die Stadt hat eine wunderschöne Altstadt. Das Heiligen-Geist-Hospital, das in diesem Buch gebaut wird, steht heute noch und auch die Straßennamen, die dort erwähnt werden, gibt es heute noch. Es sieht bestimmt deutlich anders aus als 1233 oder 1275, obwohl die Altstadt definitiv einen mittelalterlichen Charme behalten hat. Alleine die Tatsache, dass einige Straßen noch genauso heißen wie 750 Jahre zuvor und dass da noch Gebäude stehen, die in dieser Zeit gebaut wurden, finde ich faszinierend.
In seinem Nachwort legt der Autor Ruben Laurin dar, wie ihm die Idee zu der Geschichte kam und dass er diesen Roman aus Fakten sowie Legenden erschaffen hat. Die Mischung ist dem Autor gut gelungen, auch wenn viele Personen im Roman fiktiv sind, deren Schicksale beruhen dennoch auf Fakten, weil dies anderen historisch verbürgten Personen so ähnlich passiert ist. Für mich hätte das Nachwort gerne länger sein können. Man merkt aber dem gesamten Buch an, dass viel Recherche drin steckt. Am Anfang des Buches findet man ein Personenverzeichnis, in dem die historischen Personen gekennzeichnet sind, sowie eine Zeittafel. Ein Glossar mit mittelalterlichen Begriffen befindet sich ganz am Ende des Buches. Die Bedeutungen der Worte werden allerdings auch gut im Kontext des Romanes erläutert wie ich finde.

Fazit: Ein toller historischer Roman, dessen Geschichte zu großen Teilen fiktiv ist, aber auf Fakten beruht. Man kann unheimlich viel über den Handel in der Ostsee und das Leben in den dazugehörigen Handelsstädten lernen. Empfehlenswert für alle, die gerne in mittelalterlichen Kaufmannsgeschichten abtauchen oder sich, so wie ich, für die Geschichte ihrer Heimat interessieren.

Weitere Meinungen zum Buch findet ihr hier:

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Titel: Das weisse Gold der Hanse
Verlag: Lübbe
Autor: Ruben Laurin
Erscheinungsdatum: 31.10.2019
ISBN: 978-3-404-17889-6

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